0944 - Blutgespenster
überlegte.
Ihnen nacheilen, die Freunde unterstützen oder zunächst noch abwarten und herausfinden, ob ihn sein Gefühl nicht getrogen hatte. Es drehte sich unbewußt um die mächtige Kraft des Vampir-Phantoms. Irgendwie beunruhigte es ihn schon, daß sich dieses Wesen in der letzten Zeit nicht gezeigt hatte, wobei Marek davon ausging, daß es sicherlich noch nicht aus dem Rennen war.
Da kam etwas hinterher, davon war er überzeugt, und sein Pendel würde ihm bestimmt helfen.
Er holte es wieder hervor und wollte es einsetzen. Die Wirkung setzte ein. Früher und stärker, als er erwartet hatte.
Das Pendel schwang aus, aber merkwürdigerweise nicht zum Ort hin, wo die Brut sein mußte. Es schlug mehr nach links, in eine Richtung, die Marek fremd war, aber er wußte auch, daß sich dort die Küste befand.
Das Pendel irrte nie. Dieser weite Ausschlag hatte etwas zu bedeuten. Deshalb überlegte der Pfähler nicht lange und machte sich auf den Weg zur Küste hin, nach Norden. Er wußte, daß das nicht falsch sein konnte.
Marek bemühte sich, seine Schritte so leise wie möglich zu setzen. Er rechnete immer mit einer Kontrolle oder einer Beobachtung. Sie waren überall, diese verdammten Vampiraugen, man sah sie nur nicht inmitten der Finsternis.
Dafür hörte er etwas.
Eine Stimme - nein, zwei Stimmen, und es befand sich keine dabei, die zu einem Mann paßte.
Zwei Menschen mit hellen Stimmen sprachen miteinander, und sie waren nicht einmal sehr weit von ihm entfernt. Einige Worte konnte er verstehen, und ein Begriff wurde dabei mehrmals wiederholt.
Leuchtturm!
Im ersten Moment konnte Marek damit nichts anfangen, bis ihm plötzlich einfiel, daß es diesen Leuchtturm ja gab. Er stand nicht weit vom Strand entfernt. Auf der Herfahrt hatten sie ihn gesehen, doch sie hatten geglaubt, er wäre außer Betrieb.
Marek wußte jetzt, daß er sich auf der richtigen Spur befand. Ob Zufall oder nicht, das war ihm egal. Es kam darauf an, einen Kampf zu bestehen und zu gewinnen.
Er lauschte weiter, aber die Informationen flossen nicht mehr. Dafür glaubte er, gewisse Geräusche zu hören, die durchaus von Füßen stammen konnten, die das harte Laub aufwühlten.
Sollte tatsächlich der Leuchtturm zum alles entscheidenden Ort werden? Die Spuren wiesen darauf hin, und Frantisek wußte auch, daß er etwas unternehmen mußte, und zwar sofort.
Er dachte aber auch daran, was ihm im Flugzeug widerfahren war. Noch einmal wollte er dem Vampir-Phantom nicht allein gegenübertreten. Er brauchte Unterstützung, und die würde er nur im Ort bekommen. Zumindest John wollte er dort wegholen, um mit ihm zusammen den Leuchtturm zu erreichen.
Wieder hatte es der Mann aus Rumänien eilig. Auch mehrmaliges Stolpern konnte ihn nicht davon abhalten, noch schneller zu werden. Marek sah die ersten Häuser, die Lichter wie einen schimmernden Glanz ferner Welten, und er hörte Stimmen.
Diesmal waren es zwei Männer.
John Sinclair und Jack Tarlington!
***
Wir waren beider derart überrascht, als Marek vor uns erschien, daß meine Hand schon zur Beretta zuckte, weil ich damit gerechnet hatte, von einem Vampir angefallen zu werden, aber es war »nur«
Frantisek Marek, der keuchend erschien und aussah, als wäre er um sein Leben gerannt.
Jack Tarlington trat zurück, als wollte er mir die Möglichkeit lassen, mit Marek zu reden, und so war es auch, aber er schaffte es noch nicht, auf meine ersten Fragen eine Antwort zu geben. Erst nach einer kurzen Erholungspause und dem heftigen Schnappen nach Luft war er in der Lage, mir eine Erklärung zu geben.
»John, ich habe sie gehört.«
»Lucy?«
»Ja.«
»Wo?«
»Sie wollen zum Leuchtturm.«
»Wer denn noch?«
»Ein Mädchen, glaube ich. Ein Kind.«
»Meine Tochter!« rief Jack Tarlington. Er hatte wohl schreien wollen, aber das war ihm nicht gelungen, denn sein Hals saß in diesem Moment der Überraschung einfach zu.
»Die beiden waren zusammen?«
Frantisek nickte. »Das hörte sich so an.«
»Und du weißt auch, wo du sie gesehen hast und wo sie unter Umständen hingehen wollen?«
»Ja, ja!« stieß er schnaubend hervor. »Es ist der Leuchtturm. Wir haben ihn auf der Fahrt gesehen und…«
»Der Turm?« rief Jack. Er packte Marek und schüttelte ihn durch. »Sag es. Sag, daß es der Turm ist!«
»Das hörte ich.«
»Gott, er ist baufällig.« Der Mann erschlaffte und ließ Marek los. »Man soll ihn nicht mehr betreten.«
»Aber wir müssen dorthin«, sagte Marek und schaute mich an.
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