0976 - Flügel des Todes
als Ministerpräsidentin schien sie viel mächtiger geworden zu sein und auch ihre Ausstrahlung hatte sich verändert.
Es war Sergol daher leicht gefallen, vor ihr das Knie zu beugen. Und ganz abgesehen davon, seit dem Untergang der Hölle hatte er doch niemanden mehr. Sich ihr anzuschließen, war daher für ihn selbstverständlich gewesen! Der kleine Dämon schnaubte leise. Sein ursprünglicher Plan war es gewesen, einen richtigen Großangriff auf das Schloss des Parapsychologen zu starten, doch durch die Zerstörung ihrer schwarzen Heimat waren die Karten neu gemischt worden. Die Herrin wollte mangels anderer Helfer allein mit ihm als Unterstützung gegen den berühmten Zamorra vorgehen.
Was für eine Ehre!
Mit geradezu stolzgeschwellter Brust ließ Sergol seinen Blick über die umstehenden Hausdächer und Fassaden gleiten. Dann ruckte sein Kopf abrupt wieder zurück.
Dort!
Der Blick des geflügelten Dämons blieb an einem kreisförmigen Dachbodenfenster hängen. Sergols Züge verzerrten sich in wilder, kreatürlicher Gier. Explosionsartig kam Bewegung in seinen Körper und er steuerte wie der geölte Blitz auf das Fenster zu, um im nächsten Moment wie eine lebende Kanonenkugel durch die Glasscheibe zu brechen.
Ein Regen von Splittern und Scherben ergoss sich in den dahinter liegenden Raum. Sergol jedoch spürte keine Schmerzen. Seiner ledrigen Haut konnte das spitze Glas nichts anhaben.
Fauchend kam er auf den Holzbohlen des Dachbodens auf und verschaffte sich blitzartig einen Überblick.
Tatsächlich, ein Mann und eine junge Frau! Seine Sinne hatten ihn also nicht getrogen!
Gut gelaunt fletschte Sergol die blutigen Zähne. »Bleibt, wo ihr seid«, brachte er knurrend hervor. Die menschliche Sprache bereitete ihm mitunter Schwierigkeiten, aber offenbar verstand man ihn. Das Pärchen verharrte völlig regungslos und blickte ihn aus schreckgeweiteten Augen an.
Sergols Augen saugten sich an dem Menschenmädchen fest. Ihre jugendlichen Formen schrien förmlich danach, von ihm gekostet zu werden. Unwillkürlich fuhr er sich mit seiner unendlich langen Zunge über die Lippen. Der kleine Dämon machte einen Schritt nach vorne, auf das Weibchen zu.
Doch nun wurde der junge Mann aktiv. Offenbar gingen seine Beschützerinstinkte mit ihm durch. Er griff die junge Frau und schob sie beherzt zurück. »Bleib hinter mir, Janine«, schärfte er ihr ein. Dann baute er sich so drohend, wie er konnte, vor Sergol auf. Dieser musste ein Lachen unterdrücken. Bildete dieser Sterbliche sich etwa ein, es mit einem leibhaftigen Dämon aufnehmen zu können?
Offenbar schon, denn im nächsten Moment stürzte er Sergol auch schon mit ausgestreckten Armen entgegen, um einen Hagel aus Fausthieben auf den kleinen Dämon niederprasseln zu lassen.
Dieser war im ersten Moment zu verdutzt, um zu reagieren, dann stieß er ein unwilliges Fauchen aus. Eine Bewegung seines sehnigen Arms genügte und schon schleuderte Sergol den Sterblichen mit Urgewalt von sich. Mit einem entsetzlichen Krachen prallte der Körper des Mannes gegen die Betonwand des Dachbodens. Ein schmerzerfülltes Keuchen war alles, was er hervorbringen konnte, als er langsam in sich zusammensackte.
Sergol grinste boshaft. Sein Blick huschte zwischen dem Mädchen und dem sich windenden Mann hin und her.
Er überlegte, welchen Leckerbissen er sich zuerst vorknöpfen sollte.
Schließlich entschied er sich für das Weibchen. Es drückte sich tiefer in die Ecke des Raums, warf sich dann herum und versuchte panisch, die einzige Tür zu öffnen.
Sergol ließ sich Zeit. Gemächlich schlenderte er auf die junge Frau zu und leckte sich über die Lippen. Seine Gier steigerte sich ins Unermessliche. Unwillkürlich fletschte er die Reißzähne. Doch ehe er daran gehen konnte, seinem Opfer die Kleider vom Leib zu reißen, um das köstliche weiße Fleisch freizulegen, hielt er wie vom Schlag getroffen inne.
Die Herrin rief ihn mental - und offenbar war sie sehr ungeduldig!
Sergol stieß ein enttäuschtes Knurren aus, dann warf er sich herum. Im nächsten Moment schwang er seinen feucht glitzernden Körper auf das Fensterbrett und verschwand mit flatternden Schwingen in den Tiefen der Nacht.
***
Stygias Blick klärte sich langsam. Ihre Gedanken schienen in die Gegenwart zurückzukehren.
Nicole ahnte, jetzt wurde es gefährlich!
Die Französin sah sich um. Die Besessenen verhielten sich ruhig. Sie waren immer noch von Stygias Präsenz geradezu hypnotisiert.
»Du wirst sterben
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