10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
schreckliche Unendlichkeit des Alls mit seinen vielen Sternen und Nebeln zu betrachten. Irgendwo dort draußen in der peinigenden Kälte und Leere des Weltraums war Nestoff – ausgestoßen wie Abfall, um auf den Vorhang der Ewigkeit zuzutreiben. Es war ein gräßlicher Gedanke, und –
»Mister Marner.«
Felton merkte auf, denn die Stimme des Jungen klang diesmal alarmierender.
»Aber warum?« fragte sich der Captain verzweifelt, Bobby noch immer ignorierend. »Warum sollte er abermals zuschlagen? Doch gewiß nicht – nur so zum Spaß!«
»Natürlich nicht«, sagte Felton grimmig. »Noch vor einer Stunde waren es sieben Anteile. Jetzt fällt auf jeden ein Sechstel des Gewinns.«
Steimann, der kräftige Maschinist, wechselte einen prüfenden Blick mit dem schlanken Weganer. Felton sah besorgt dem Schiffer in die Augen. Dann war der Raum erfüllt von rasch ausgetauschten Blicken des Argwohns. »Einer von uns, meine Herren«, sagte Marner, »ist ein Mörder.«
Wie banal, dachte Felton – als wäre der Captain ein Mittelschullehrer, der seine Klasse rügt.
»Mister Marner!« platzte Bobby schließlich heraus. »Der Formbare ist weg!«
»B’Rada …!« flüsterte Felton heiser, als ihm der Centaurier in den Sinn kam.
Dann schloß er sich der Hetzjagd über die Kajütentreppe an.
Sie fanden das stämmige Besatzungsmitglied am Deck des Astrokuppel-Raums, das Gesicht empor auf die unendliche Pracht der Sterne gerichtet. B’Radas Wangen waren aufgebläht und purpurrot, und sein Hals zerschrammt und blutig, als wäre er mit einem rauhen Seil erdrosselt worden. In der Ecke beim Kontrollgerät zog sich ein langer, dünner Formbarer allmählich zu einem Sphäroid zusammen.
*
Auf Steimans strahlungsverbranntem Gesicht spiegelte sich bläulichgrün das Sternenlicht. Der Maschinist grunzte verächtlich und hechtete hinüber zur Kreatur.
Dasselbe Sternenlicht reflektierte sich etwas blasser auf Feltons Zügen, als er Steimann am Arm packte. »Vielleicht steht das Ding noch unter Kontrolle!« warnte er.
Steimans Brustkorb hob und senkte sich.
Too-Char seufzte ungeduldig. »Das Ding anzustarren, bringt uns keiner Lösung näher.«
»Ich hole es«, machte sich Marner erbötig und trat einen Schritt vor. Dann aber hielt er inne und drehte sich um zu den anderen. »Steimann – du sagst den Artikel I des Handbuchs auf! Too-Char-Artikel II; Felton – Artikel III. Du, Bobby, zählst laut bis hundert.« Steimann raufte sich die Haare und fluchte unbeherrscht. »Ein höchst unpassender Augenblick, um …«
»Der Gedanke dabei ist«, erklärte Too-Char geduldig, »jeden so weit auszufüllen, daß niemand das Ding kontrollieren kann.«
Finster, als führe er einen Leichenzug an, marschierte Felton zurück zur Zentrale, die im Überfluß vorhandenen Phrasen des Artikels III herunterleiernd, mit einer Stimme, die zu einem Grabgesang paßte. Die Worte kannte er auswendig; sie waren für ihn nur eine Routinesache – falsche Tünche für Gedanken, die an der Vision von zwei Körpern in der zeitlosen Umarmung des Kosmos hängengeblieben waren.
Marner, die dünnen Lippen noch härter zusammengepreßt, kam als nächster; eine Armeslänge von sich gestreckt, hielt er den Formbaren in der Hand. Hinter ihm vermischten sich Too-Chars trockene Worte mit denen Steimans, als sie mechanisch Artikel 1 und II aufsagten.
»Siebenundachtzig, achtundachtzig, neunundachtzig …« Bobbys Stimme war laut und pflichtbewußt, als die Prozession in die Zentrale einmarschierte.
Marner blieb stehen, um den Formbaren hinüber zu einer kleineren Kabine zu dirigieren, die nur eine einzige Koje aufwies.
Die monotonen Stimmen verklangen. »Soll das
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