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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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Spanisch wollte ich wissen, ob und für wie viel er uns nach Jaca fahren konnte. Einhundert Euro wollte er haben. Ich schaute Jörg an und sagte:
    „Gib mir zwanzig Euro dazu und du kannst mitfahren.“ Ohne ein Wort zu sagen schnallte er seinen Rucksack ab.
    Während der Fahrt unterhielt sich Jörg angeregt mit dem Taxifahrer. Ich war immer noch nicht ganz hier. Die Anreise, die ja noch andauerte, war vor dem Hintergrund, nicht zu wissen, auf was ich mich da überhaupt eingelassen hatte, bis hierher schon ein kleines Abenteuer.
     
    Ein Abenteuer, auf das ich mich allerdings sehr gut vorbereitet hatte — dachte ich zumindest. Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte auf den Jakobsweg zu gehen, informierte ich mich erst einmal über das Internet. Ich musste bei null anfangen, denn einen typischen Pilger gab ich sicher nicht ab.
    Ich war kein besonders christlicher Mensch und wegen der Natur nach Spanien zu reisen — nein! Und wandern gehen? Schon gar nicht! Also gab es eigentlich überhaupt keinen Grund, offensichtlich jedenfalls nicht. Ich fühlte mich innerlich angesprochen. Ein Gefühl, das einem sagt: Das ist richtig für dich! Und es fühlte sich auch gut an. Ich gehe auf den Jakobsweg. Allerdings behielt ich diesen Plan erst einmal für mich.
    Vorbereitung war nun ein Thema für mich. Ich lege immer Wert darauf zu wissen, was mich erwartet — welch naiver Gedanke, wenn man den Jakobsweg gehen will. Aber einige Dinge konnte ich beeinflussen.
    Fitness zum Beispiel. Eine gute Grundkondition hatte ich durch mein regelmäßiges Joggen schon. Aber — ich hatte auch vor etwa einem Jahr einen leichten Bandscheibenvorfall. Nicht zu vergessen, die Kreuzbanddehnung im linken Knie seit einem Motorradunfall vor zwanzig Jahren. Schön gerade auf dem Laufband zu joggen war das Eine, aber mit etwa zwölf Kilo Gepäck auf dem Rücken bergauf, bergab über Stock und Stein zu wandern, etwas anderes.
    Apropos über Stock und Stein — ich hatte null Equipment. Keinen Rucksack, keine wetterfeste Kleidung, keine Wanderschuhe. Also begab ich mich in ein Outdoor -Fachgeschäft in der Kölner Innenstadt. So einen Laden hatte ich mein Lebtag noch nicht betreten. Als ich an dem Türsteher vorbeiging entwich mir ein leises „Wow“. Der Laden erstreckte sich über fünf Etagen und war in der Mitte offen. Im unteren Bereich gab es einen riesigen Pool, wo man Tauchequipment und Kajaks testen konnte — kein Witz. Überall waren Vogelstimmen zu hören und ich hatte keine Ahnung, womit ich nun anfangen sollte. Als ich eine Weile an einer Wand mit Wanderschuhen verbracht hatte, sprach mich ein junger Verkäufer an, der mir als erstes aufgefallen war, als ich die Abteilung betreten hatte.
    „Welche Wanderschuhe bevorzugen sie denn?“ wollte er wissen.
    „Ich hatte nie welche. Ich war noch nie wandern“, war meine bescheidene Antwort.
    „Wo wollen sie denn Wandern gehen? Und wie weit?“
    „Etwa achthundert Kilometer weit und anfangen will ich in den Pyrenäen.“ Nun hatte ich es das erste Mal ausgesprochen, was ich da vorhatte. Es fühlte sich echt toll an und ein gewisser Stolz erfüllte mich.
    „Jakobsweg!“ war seine interessierte Antwort. Ich wurde ein wenig rot und bejahte seine Feststellung etwas verlegen.
    Es stellte sich heraus, dass der junge Mann auch schon in den Pyrenäen auf dem Jakobsweg gewandert war.
    „Aber die ganze Strecke bin ich noch nicht gewandert. Sagen sie, wie viel Zeit haben sie für ihre Reise?“ „Mitte August soll es losgehen und sechs Wochen habe ich eingeplant“, antwortete ich ihm, während ich das x-te Paar Wanderschuhe anprobierte und mich fragte, warum er das wissen wollte.
    „Ein Tipp von mir. Nehmen sie nicht die übliche Route. Fast alle Pilger starten in Saint-Pied-de Port, einem kleinen Dorf in Frankreich. Seit dem Buch von Hape Kerkeling nennt man diese ersten drei Etappen auch Pilgerautobahn. Es geht stets geradeaus auf asphaltierten Wegen durch landschaftlich wenig reizvolle Gegenden.“ „Aha“, dachte ich, „er ist nicht nur Fachverkäufer für Outdoor-Ausrüstungen, sondern auch Reiseführer.“
    „Es gibt eine Alternativroute, die landschaftlich einmalig schön ist.“ Er schwärmte noch von einem Tal namens Aragon und einem ganz besonderen Ort auf dem Weg.
    „Etwas abseits von der Route befindet sich ein uraltes, verlassenes Kloster, indem vor langer Zeit der Heilige Gral aufbewahrt worden sein soll. Ein wirklich mystischer Ort.“ Er sah mich mit funkelnden Augen an und

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