1001 Versuchung
normales Leben zurückkehrte, würde es viele Frauen geben, willige, bereite Frauen. Dennoch wartete er mit heftig schlagendem Herzen auf ihren Abschiedsgruß.
„Ich würde das Bild gerne beenden.“ Sie richtete den Blick jetzt hinaus auf die heranrollenden Wellen. „Aber es wäre eine seltsame Situation, dabei zu wissen, dass Sie mehr wollen.“
Erleichterung flutete durch ihn hindurch. „Männer sehen oft etwas und wollen es haben. Aber man bekommt nicht immer, was man sich wünscht.“
Seine Erfahrung war da allerdings eine andere. Er bekam immer, was er wollte. Das musste er ihr im Moment allerdings nicht sagen. Also zauberte er ein Lächeln auf sein Gesicht und hielt den Teller hoch.
„Genießen wir den Lunch, bevor alles kalt wird. Ich komme jeden Morgen mit meiner Stute an den Strand, und Sie malen. Am Nachmittag gehen wir zusammen auf Besichtigungstour. Schlicht und einfach, ohne Verpflichtungen.“
Schlicht und einfach, hatte Arik gesagt.
Rosalie starrte aus dem Fenster des Geländewagens. Nichts war schlicht und einfach. Den ganzen Nachmittag, während sie zusammen die Stadt besichtigt hatten, musste sie sich gegen seine geradezu magische Anziehungskraft wehren. Gegen die eigene Sehnsucht und die Neugier, die ihre Entschlossenheit unterminieren wollten.
Sie wusste, sie war dabei, den Kampf zu verlieren.
„Mir gefällt, wie Alt und Neu in der Stadt miteinander harmonieren“, sagte sie, nachdem ihr plötzlich bewusst geworden war, dass sich das Schweigen zwischen ihnen immer weiter dehnte.
„Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Die Bebauung hat uns auch sehr viel Zeit und Planungsarbeit gekostet.“
„Sie waren an der Planung beteiligt?“
Mit einem Schulterzucken lenkte er den Wagen geschickt um eine Kurve. „Ich bin ein Scheich. Es wird von mir erwartet.“
Sie hatte seine Burg gesehen, den Reichtum vermutet, den er besitzen musste, aber bisher hatte sie nie über die Verantwortlichkeiten seiner Position nachgedacht. Gedankenlos eigentlich, denn sie wusste doch von dem nie enden wollenden Arbeitspensum ihres Schwagers. „Ihre offiziellen Pflichten müssen Sie beschäftigt halten.“
„Stimmt. Wenn ich nicht geschäftlich unterwegs bin.“
Er hatte auch noch einen Job? Sie hatte sich wirklich ausgemalt, er würde durch die Welt reisen, von einer Frau zur nächsten. Und als er jetzt den Kopf zu ihr wandte und dieses sinnliche Lächeln um seine Lippen spielte, da schmolz sie dahin.
„Sie sind überrascht, dass ich arbeite?“
„Ich … ich nahm einfach an, Sie hätten es gar nicht nötig.“
Er nickte zustimmend. „Aber Untätigkeit passt nicht zu mir. Ich kann nicht still sitzen und zusehen, wie ich dick und träge werde.“
Dick würde er niemals werden, dazu hatte er zu viel Energie. Selbst wenn er wie jetzt lässig hinter dem Steuer saß, strahlte er noch Kraft und Stärke aus. Rosalie blinzelte und konzentrierte sich auf die Straßenszenerie, bevor sie ihn noch länger bewundernd anstarrte. „Was machen Sie beruflich?“
„Ich leite einen Energiekonzern.“
„Sie meinen, eine Ölfirma.“
„Öl und anderes. Wir investieren auch in erneuerbare Energien. Im Moment läuft ein Projekt, um Energie aus dem Meer zu gewinnen.“
„Es reicht Ihnen nicht, mit Öl Ihr Geld zu verdienen?“ Sie wusste, dass Q’aroum über eines der reichsten Ölvorkommen der Welt verfügte.
„Rosalie, wir sind ein Inselstaat. Es liegt in unserem eigenen Interesse, den Klimawandel und somit das Ansteigen des Meeresspiegels aufzuhalten. Außerdem … braucht ein Mann eine Herausforderung.“
Ihr stockte der Atem. Die Art, wie er die letzten Worte aussprach, ließ vermuten, dass er damit nicht nur auf die Energiegewinnung anspielte. Oder vielleicht lag es auch nur an seinem strahlenden Lächeln, das jetzt auf sie gerichtet war. Bei diesem Mann musste sie vorsichtig sein. Die Gefühle, die er in ihr weckte, waren einfach zu überwältigend. Zu neu. Zu verlockend.
„Ich bringe Sie in Ihr Hotel zurück.“
Sie öffnete schon den Mund, um ihm zu sagen, dass sie nicht in einem Hotel wohnte, doch dann schloss sie die Lippen wieder. Besser, wenn er nicht wusste, dass sie allein in dem Haus war, das Rafiq ihr zur Verfügung gestellt hatte. Arik war den ganzen Nachmittag über der perfekte Gentleman gewesen, dennoch spürte Rosalie eine Rastlosigkeit in ihm, die darauf hindeutete, dass er keineswegs so unbeschwert war, wie er sich gab.
„Danke“, sagte sie, als eines der Hotels an der Küste in
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