1029 - Evitas Folterkammer
einem Treffen bestellt worden, bestimmt nicht mit mir.
Ob ich es nun wollte oder nicht, aber die Frau ging mir nicht aus dem Kopf. Sie war für mich der Joker in diesem rätselhaften Fall und hielt Bloch an der langen Leine.
Ein wenig enttäuscht war ich schon darüber, daß er uns keinen Bescheid gegeben hatte, aber das ließ sich nun mal nicht ändern. Ich mußte auch so zurechtkommen.
Es war ungefähr eine halbe Minute seit dem Eintritt des Mannes verstrichen, und getan hatte sich noch immer nichts. Jeder schien auf einen Regisseur zu warten, der den Einsatzbefehl gab.
Bloch unternahm nichts. Die Zeit war ihm einfach zu lang geworden. Er öffnete den Mund. Zaghaft drangen seine Worte aus der Kehle. Ein Mann verspürte Angst.
»Hallo? Ist da jemand…«
Niemand meldete sich. Die Stille blieb, umflort von dieser dumpfen, schwülen und auch ungesunden Luft.
Bloch kam damit nicht zurecht. Er trat einige Male auf der Stelle.
Ich hörte ihn laut atmen und sogar leicht stöhnen. Der Streß hielt ihn im Griff.
»Nicht bewegen!«
Es war eine weibliche Stimme, die den Befehl gegeben hatte. Plötzlich war sie aus dem Nichts gekommen, als hätte sich in dieser Umgebung ein Geist aufgehalten.
Das stimmte natürlich nicht. Von der linken Seite her war sie aufgeklungen. Für mich zumindest stand die Sprecherin im toten Winkel. Lange raten, um wen es sich dabei handelte, mußte ich nicht. Es war höchstwahrscheinlich die Unbekannte, die uns schon auf dem Flughafen aufgefallen war.
Bloch stand still, und ich bewegte mich auch nicht. Ich hielt sogar den Atem an, um nichts zu verraten.
»Sehr gut!« lobte die Person in ihrem Versteck. »Nur so können wir uns näher kommen.«
»Zeigen Sie sich doch!« verlangte der Abbé. »Sie haben mich schließlich herbestellt.«
»Immer der Reihe nach, Abbé. Du wirst mich schon früh genug sehen. Und ich habe dir ja auch gesagt, daß ich dich für einen Verräter halte. Wir werden den Reihe nach vorgehen.«
»Ich habe keinem gesagt, daß ich hier nach unten in die Garage gehe.« Bloch nickte. »So war es abgesprochen, und daran habe ich mich gehalten. Tut mir leid.«
»Vielleicht tut es dir wirklich leid. Oder wird dir einmal leid tun. Wenn du keinem etwas gesagt hast, wie ist es dann möglich, daß sich einer deiner Freunde hier unten aufhält?«
»Wie?« Bloch machte wirklich einen überraschten Eindruck. Damit hatte er nicht gerechnet.
»Ja, einer ist hier.«
»Wieso denn?«
»Ich habe ihn gesehen. Und ich würde ihm raten, sich zu zeigen, sonst bist du tot, Bloch!«
Der Abbé war angesprochen worden, tatsächlich aber hatten die Worte mir gegolten. Die Unbekannte präzisierte sie noch, indem sie sagte: »Wenn sich dein Freund nicht zeigt, hast du nur noch fünf Sekunden zu leben.«
Der Abbé schrak zusammen. »John? Suko?« rief er und geriet ins Zittern.
Ich konnte, wollte und durfte das Leben des Templer-Freundes nicht aufs Spiel setzen. Deshalb tat ich der Unbekannten den Gefallen und löste mich aus meiner Deckung. Allerdings nicht, ohne einen Kommentar abzugeben.
»Wer immer Sie sein mögen, Madam, Sie haben gewonnen. Ich werde jetzt kommen.«
»Das war auch im letzten Augenblick. Und nehmen Sie die Hände hoch, Mister.«
Bloch hatte gehört, aus welcher Richtung meine Antwort geklungen war. Er hatte den Kopf gedreht, und da er im Licht stand, sah ich auch die Veränderungen in seinem Gesicht. Es nahm einen erstaunten Ausdruck an. Die Augen waren groß geworden, der Mund stand offen, und er atmete schnaufend durch die Nase.
Ich versuchte, ihm beruhigend zuzunicken. Das Nicken gelang mir. Ob es allerdings beruhigend war, konnte ich nicht wissen.
Die Frau hielt sich links von mir auf. Ich schielte dorthin. Viel war nicht zu sehen, denn sie hatte sich eine günstige Stelle ausgesucht, an die kaum Licht drang. Sie stand im Schatten, eingeklemmt zwischen zwei Autos mit recht hohen Aufbauten, die ihr einen optimalen Schutz gaben.
»Stopp!«
Der Befehl hatte mir gegolten, und ich kam ihm nach. Die Arme hielt ich halb erhoben.
»Ja, das ist gut!« hörte ich die Stimme der Fremden, die sich jetzt aus ihrem Versteck entfernte und mit den schleichenden Schritten einer Raubkatze näherkam. Sie war wirklich wie ein zweibeiniges Tier, und so deutlich wie auf dem Flughafen sah ich die Person nicht. Dazu war das Licht einfach nicht hell genug.
Vor den Autos blieb sie stehen. Ich sah, wie sie die rechte Hand hob, und ich hatte auch die Waffe erkannt, die sie in der
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