1045 - Zombie-Eulen
»Ich habe noch keine gesehen.«
»Sei froh drum. Aber ich habe sie gesehen, und ich habe sie auch vernichtet. Um wieder auf die Eulen zurückzukommen, Mara. Sie sind für mich auch keine normalen Tiere. Irgend etwas steckt in ihnen oder hinter ihnen. Das weiß ich, das spüre ich. Diese Eulen können wir auf keinen Fall mit denen vergleichen, die durch unsere Wälder streifen. Diese hier haben etwas an sich, und ich könnte mir sogar vorstellen, daß wir es hier mit untoten Eulen zu tun haben.«
»Meinst du Zombie-Eulen?«
»Ja, so ähnlich.«
Die junge Frau saß da und schluckte. Sie war ängstlich und auch verlegen. Sie wußte zunächst nicht, wohin sie schauen sollte, spielte mit ihren Fingern.
Marek wollte die Furcht und die Verlegenheit nicht noch stärker in ihr hochsteigen lassen. »Es ist nichts bewiesen, Mara. Ich kann mich auch geirrt haben. Ich muß nur eben viele Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
Sie hob die Schultern. »Na ja, das kann alles sein, Marek. Aber meine Angst um das Kind bleibt.«
»Du solltest zu deiner Tochter gehen. Sie braucht die Mutter. Schau nach ihr.«
Mara blieb noch sitzen und lächelte versonnen. »Dabei war sie so glücklich. Du kannst es dir nicht vorstellen. Sie war satt, als ich sie hinlegte. Es ging ihr gut, und ich will, daß es ihr auch weiterhin gutgeht.«
»Das soll auch so sein. Willst du sie denn woanders hinlegen oder im Gästebett schlafen lassen?«
»Hier unten wäre es besser, nicht?«
»Das weiß ich nicht so genau. Es ist durchaus möglich.«
»Dann lasse ich sie hier schlafen.« Mara stand auf. »Du hast recht, ich bleibe zunächst einmal bei ihr.« Sie drehte Marek den Rücken zu und ging dorthin, wo ihre Tochter schlief. Sie zog den Vorhang zur Seite, dessen Stoff leise raschelte. Dann ging sie noch einen Schritt weiter und hatte die kleine Schlafstelle erreicht, an der es nicht so finster war, weil eine schwache Lichtquelle etwas Helligkeit verströmte. Eine Birne war in eine Fassung gedreht worden, die wie eine starre, helle Schlange in die Höhe ragte.
Das Bett war für eine Person gedacht, aber ziemlich breit. Es hätten auch zwei Menschen darin Platz finden können, vor allen Dingen eine Mutter mit ihrem Kind.
Über dem Bett zeichnete sich das kleine Fenster ab. Ein dunkles Quadrat, hinter dem nichts zu sehen war, weil die, Dunkelheit dort wie ein Teppich lag.
Mara versuchte trotzdem, etwas zu erkennen. Es war ihr nicht möglich. Zu dicht war die Finsternis.
Und Lichter sah sie auch nicht. Petrila lag in einer anderen Richtung.
Sie erschrak, als sich das Telefon meldete. Nicht in ihrer kleinen Zone, sondern im großen Raum, wo sich Frantisek Marek aufhielt. Für einen Moment blieb sie starr stehen, um zu lauschen. Irgendwie wurde sie den Eindruck nicht los, daß dieser Anruf auch mit ihr in Zusammenhang stand.
Sie hörte Marek reden und dann seinen überraschten Ausruf. Mara Laurescu wußte nicht, wie sie diesen Anruf deuten sollte, war aber beruhigt, als sie das Lachen des Mannes vernahm. Es war also keine Nachricht, die ihn aus der Fassung gebracht hatte.
Er redete in englischer Sprache, und für Mara war die Sache damit erledigt, auch deshalb, weil sie sich um ihre kleine Tochter kümmern mußte, und murmelte etwas vor sich hin wie jemand, der schon das Sprechen erlernt hatte.
Mara setzte sich auf das Bett. Die Kleine lag auf dem Rücken. Sie hatte ihre Ärmchen angewinkelt und die winzigen Hände zu Fäusten geballt. Die Augen waren noch geschlossen. Nur den Mund riß sie auf, als sie lange gähnte.
Mara streichelte ihre Wangen, die noch eine rote Schlaffarbe zeigten. Dann küßte sie ihre Tochter auf die Stirn und sprach flüsternd mit ihr.
»Keiner wird dich mir wegnehmen, mein Liebes. Keiner. Weder ein Mensch, noch eine Kreatur. Ich werde dich beschützen. Zusammen mit Marek werden wir die Bestien töten, das verspreche ich dir. Es kommt niemand an dich heran.«
Jana konnte keine Antwort geben. Sie gähnte weiter, blinzelte ein paarmal, wobei aus ihrem kleinen Mund zufriedene Geräusche drangen. Es war wieder stiller geworden, so daß Mara die Stimme des Pfählers hörte. Marek telefonierte noch immer. Er redete schnell, und seine Stimme klang aufgeregt.
Mara runzelte die Stirn, als sie nachdachte. Konnte es sein, daß dieser Anruf mit ihren Problemen in Zusammenhang stand? Durchaus möglich, denn Marek hatte des öfteren seine englischen Freunde erwähnt. Er sprach Englisch.
Auf der anderen Seite glaubte sie auch daran,
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