1084 - Stätte der Verdammnis
Chaos. Bis ihm klarwurde, daß er es nicht geschafft hatte, vergingen Sekunden, denn der andere spielte eiskalt weiter. Er war jemand, der voll und ganz darauf setzte, Erfolg zu erreichen, und zwar mit seinen gewaltlosen Mitteln.
Suko lag auf dem Bauch. Er spürte unter sich die Feuchtigkeit des Bodens. Es machte ihm nichts aus, es störte ihn nicht. Er kämpfte weiter gegen seine Schwäche an und hoffte, daß dieses Licht ihn stark machte.
Der erste Versuch war fehlgeschlagen. Er mußte einen zweiten starten, und dabei lauschte er der Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, daß die Feinde Aibons vernichtet werden mußten.
Sie peitschte ihn hoch. Sie trieb ihn an. Sie wollte nicht, daß die andere Seite gewann.
Die aber war schlau. Ryan hatte das Paradies der Druiden nicht grundlos verlassen. Er wußte, wie man gegen die negative Kraft anging, und so spielte er weiter.
Wie der Papageno in der Zauberflöte, und so ähnlich wie diese Figur sah er auch aus. Seine Kleidung bestand beim ersten Hinschauen nur aus Fetzen. Sie setzte sich wie buntes Herbstlaub zusammen, und die roten, struppigen Haare paßten auch zu ihm. Sie gaben ihm etwas Koboldhaftes, das denjenigen anhaftete, die es gewohnt waren, sich lange in den Wäldern aufzuhalten.
Für viele Menschen waren die vom Roten Ryan geschaffenen Töne eine Melodie. Nicht für den am Boden liegenden Suko, Er empfand sie als Folter. Sie quälten ihn. Sie machten ihn fertig. Er drehte sich auf den Rücken. Er wirbelte mit seinen Armen wie jemand, der versucht, nach den Klängen zu greifen, um sie letztendlich zu zerquetschen.
Es brachte nichts.
Der Rote Ryan beherrschte alles. Er spielte weiter, und er wußte, wie man gegen die Kraft des mächtigen Guywano anzugehen hatte. Seine Finger huschten tänzerisch über die Löcher der Flöte hinweg. Die Gestalt aus Aibon wußte genau, wie sie das Instrument zu bedienen und welche Melodie sie zu spielen hatte.
Es war so etwas wie eine aibonische Teufelsaustreibung, die der Rote Ryan durchführte. Sein Freund Suko mußte geheilt werden, auch wenn er unter starken Schmerzen litt.
Das war bei Suko tatsächlich der Fall. Schmerzen, wie er sie nicht kannte. Jeder einzelne Schmerzpunkt mußte sich verselbständigt haben und jagte nun durch seinen Kopf. Er zerstörte alles.
Seine Gedanken, seinen Willen. Die fremde Macht, die in ihm steckte, wurde radikal vernichtet.
Die Augen erlebten einen höllischen Druck, während er sich auf dem Boden hin- und herwälzte. Er war zu einem wimmernden Bündel geworden und konnte nichts dagegen unternehmen. Bei ihm brach der Bann der Beherrschung. Genau das war etwas, was Suko noch nie so erlebt hatte. Das Wimmern und Jammern hätte einen Stein erweichen können. Aus Stein war der Rote Ryan nicht.
Und er ließ sich auch nicht erweichen. Es machte ihm keinen Spaß, einen Freund leiden zu sehen, doch er wußte, daß es keine andere Möglichkeit für ihn gab.
Mit wie abgezirkelt aussehenden Bewegungen umging er Suko. Schritt für Schritt. Alles genau gesetzt. In einem bestimmten Rhythmus. Wenn er ihn veränderte, verringerte sich die Chance einer Rückkehr in das normale Leben.
Der Blick des Aibon-Mannes blieb dabei stur auf Suko gerichtet. Ihn interessierten vor allem dessen Augen. Da Suko auf dem Rücken lag, konnte er sie sehen. Tief schaute er in sie hinein. Er forschte nach einem Erfolg, denn das verdammte Licht mußte irgendwann schwächer werden, um schließlich völlig zu verschwinden.
Noch litt Suko unter den beiden Kräften. Er war zwischen sie geraten und fühlte sich von gewaltigen Mühlsteinen gefoltert. Er kämpfte, er wälzte sich. Er schrie und jammerte. Er fluchte, und seine Hände zuckten noch immer unkontrolliert über den Boden hinweg, wobei sie sich hin und wieder dem Gesicht näherten, darüber hinwegglitten, als wollten sie die Augen selbst aus den Höhlen reißen.
Der Rote Ryan stoppte seine Bewegung. Am Kopfende des Inspektors blieb er stehen. Seinen Kopf hatte er ebenfalls gesenkt. Noch immer berührte das Mundstück der Flöte seine Lippen. Noch immer drangen die Töne hervor, und noch immer tanzten die Fingerkuppen über die Löcher hinweg, um dieses Spiel zu begleiten.
Die Augen - nur die Augen waren wichtig!
Er schaute hinein. Volle Konzentration. Er wollte sie sehen. Das Licht darin konnte einfach nicht bleiben. Geschah es trotzdem, wäre er zum erstenmal in eine Niederlage getrieben worden. Dann hätte die andere Aibon-Seite den Sieg davongetragen.
Er sah
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