110 wirksame Behandlungsmoeglichkeiten bei Krebs
Empfindlichkeit der Tumorzellen.
Das Problem, einen Tumor in der Tiefe des Körpers nicht erreichen zu können, besteht nicht mehr, seitdem Kobalt-60-Gammastrahlen und ultraharte Röntgenstrahlen eingesetzt werden. Diese beiden Strahlenarten sind die meistverwendeten elektromagnetischen Strahlen, weil die Mehrzahl der Tumoren nicht oberflächlich liegt. Meist gelingt es, bei der Strahlentherapie größere Anteile der Ionisierungsenergie nur im Tumor zu bündeln. Dafür sorgen heute die modernen Systeme der Bestrahlungsplanung und -steuerung, zum Teil auch der Einsatz von Strahlenarten, die sehr gezielt erst bei bestimmten Eindringtiefen ins Gewebe abgebremst werden und ihre Energie freisetzen. Tumoren an der Oberfläche behandelt man bevorzugt mit einer Elektronentherapie. Auch Schwerionen oder Protonen können benutzt werden (→ S. 49 ). Der Vorteil dieser Teilchenstrahlen ist ihre genaue Regulierbarkeit. Innerhalb der Grenzen ihrer Reichweite kann man sie punktgenau steuern.
Meist wirken die Strahlen von außen durch die Haut. Die Therapie erfolgt üblicherweise ambulant in 25 bis 35 Einzelbestrahlungen an vier bis fünf Tagen pro Woche und zieht sich über mehrere Wochen hin. In den Pausen zwischen den Bestrahlungen erholt sich das gesunde Gewebe.
Manchmal kann man auch während einer Operation bestrahlen und das gesunde Gewebe aus dem Strahlungsbereich heraushalten (→ S. 49 ).
Man kann strahlende Substanzen auch so verabreichen, dass sie den Tumor über die Blutbahn erreichen. Diese Behandlungsform ist üblich bei Schilddrüsenkrebs und Knochenmetastasen.
Informationen:
→ www.krebsinformation.de
→ www.inkanet.de
Spezielle Formen der konventionellen Strahlentherapie
Die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) ist eine moderne und technisch hochkomplexe Variante der Bestrahlung und ermöglicht eine optimale Dosisverteilung im Tumor. Während in konventionellen Verfahren die Strahlung überall gleich ist, wird das Bestrahlungsfeld bei dieser Methode dem Tumorgewebe angepasst bzw. moduliert. Weil die Strahlen präziser gesteuert werden können, können sie höher dosiert werden, und das umgebende Gewebe wird weniger in Mitleidenschaft gezogen. Das Bestrahlungsfeld wird in zahlreiche winzige Felder zerlegt, die dann mit individuell festgelegter Intensität bestrahlt werden. Einzelne Bereiche können ausgespart werden, andere können eine so hohe Bestrahlungsmenge erhalten, wie man sie bisher nicht einsetzen konnte, ohne Gefahr für angrenzendes Gewebe. Zum Beispiel können dank der IMRT bei Bestrahlung von Tumoren nahe der Wirbelsäule Querschnittslähmungen vermieden werden. Die Dauer einer Bestrahlung beträgt ungefähr 40 Minuten.
Die IMRT ist bereits intensiv in klinischen Studien und in der Praxis getestet worden und gilt unter Fachleuten mittlerweile als Routineverfahren. Flächendeckend steht die IMRT in Deutschland allerdings noch nicht zur Verfügung. Wann eine IMRT deutliche Vorteile gegenüber einer konventionellen Bestrahlung bietet, und ob die Kosten für die Behandlung von den Krankenkassen übernommen werden, sollten Patienten gemeinsam mit ihren Ärzten besprechen. Die meisten Erfahrungen mit dieser neuen Technik liegen derzeit vor bei Prostatakrebspatienten, bei Patienten mit Tumoren im Schädel beziehungsweise im Kopfbereich, in Mund, Rachen oder Hals und Krebspatienten mit Tumoren des Verdauungstraktes und des Genitals. Bei Tumoren im Bereich von Kopf, Hals und Wirbelsäule kann dieses Verfahren Mundtrockenheit durch Nervenschädigung, wie sie sonst nach Bestrahlung von Geschwülsten in Hals oder Kopf vorkommen können, verhindern. Auch Entzündungen des Enddarms und häufiger Stuhlgang nach einer Prostatabestrahlung sind seltener. Weitere Anwendungen werden in Studien untersucht und können im Einzelfall auch in der Praxis zur Anwendung kommen.
Informationen:
→ www.krebsinformation.de
Die intraoperative Strahlentherapie (IORT) wird gegenwärtig vor allem bei Frauen während einer Brustkrebsoperation erprobt, um die postoperative Strahlentherapie bei Frauen mit Brustkrebs nach brusterhaltender Operation zu verkürzen oder ganz darauf verzichten zu können. Die normalerweise vier bis sieben Wochen dauernde Strahlentherapie nach dem operativen Eingriff stellt für viele Frauen eine große Belastung dar. Bei der neuen Methodewird nach der Entfernung des Tumors das Brustgewebe in der unmittelbaren Umgebung bestrahlt. Dabei wird eine relativ hohe Strahlendosis von 20 Gray
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