1101 - Die Rache des Griechen
Normales für den Griechen. Er hatte überhaupt keine Emotionen gezeigt. Ebensogut hätte er ihm auch die Bedienung eines Computers erklären können.
»Deine Eltern wissen Bescheid. Ich habe auch deiner Mutter eine Nachricht geschickt.«
Johnny wollte darauf nicht eingehen. »Es ist gut, daß sie Beschied wissen, da können sie handeln. Mein Vater und auch sein Freund John Sinclair werden es nicht hinnehmen, daß Sie mich töten. Sie werden mich hier herausholen.«
»Das werden sie versuchen, Johnny.«
»Dann würde ich Ihnen raten…«
Leonidas unterbrach ihn mit einer scharfen Handbewegung. »Nichts, gar nichts wirst du mir raten, weil es einfach nichts zu raten gibt. Ich halte die Fäden in der Hand, und ich werde dir sagen, um was es geht, Johnny. Ich hätte dich längst töten können. Ich hätte deinen Leichnam einpacken und an deine Eltern schicken können. Das alles habe ich mir überlegt. Aber ich nahm davon Abstand, und das hat seinen Grund gehabt. Ich habe extra gewartet, um deinen Vater und seinen Freunden Zeit zu geben, die Insel hier zu finden. Ich wollte sie alle zusammen haben, und das ist mir gelungen.«
Johnny mußte nicht lange nachdenken, um die Worte zu begreifen.
»Heißt das, daß sie hier sind?«
»Ja, sie haben die Insel schon betreten. Dein Vater, John Sinclair und der Chinese.«
Es war der Moment, in dem Johnny ein heißes Glücksgefühl in sich spürte. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Das Lachen hielt er zurück, das Lächeln nicht.
Auch Leonidas lächelte. Und dies wiederum ließ Johnny plötzlich skeptisch werden. Er schaute den Griechen lauernd an, und Leonidas fragte: »Hast du begriffen?«
»Ich denke schon.«
»Trotzdem werde ich es dir noch einmal erklären. Ich bin froh, daß deine drei Freunde meine Insel betreten haben. So hatte ich es haben wollen. Es gibt mir die Möglichkeit, alle Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Dein Vater wird sterben, John Sinclair ebenfalls, und den Chinesen nehme ich auch mit. Danach werde ich mich auf deine Mutter konzentrieren, aber sie ist das kleinste Problem. Und natürlich kommst auch du an die Reihe.«
»Nein!« Johnny trat etwas zurück. »Nein, das wird Ihnen nicht gelingen.«
»O doch. Ich habe alles vorbereitet, denn ich habe Zeit genug gehabt. Ich habe schon immer gewußt, daß es andere Kräfte gibt, die in dieser Welt im Verborgenen herrschen. Ich habe sie hervorgeholt. Ich habe diese Insel nicht grundlos Sodom genannt, denn hier gelten die Gesetze dieser alten Stadt. Du, mein Junge, wirst sie vor deinem Tod noch kennenlernen. Ich habe mir auch vorgestellt, wie du leiden wirst, und ich bin bereit, dies in die Tat umzusetzen. Bevor dich der Tod endgültig erlöst, wirst du noch Dinge spüren, die deinen Alpträumen näherkommen.« Er hob seinen rechten Arm und krümmte einige Male den Zeigefinger. »Komm ruhig näher, Johnny.«
»Nein, ich bleibe hier stehen.«
»Keine Sorge, dir passiert noch nichts. Ich möchte dir nur etwas zeigen.«
Johnny überlegte. Wenn er auf stur schaltete, brachte es nicht viel; der Grieche hielt die besseren Karten in der Hand. Deshalb stimmte er zu.
In dem großen, nur an bestimmten Stellen beleuchteten Raum stand auch ein Schreibtisch. Er paßte in sich in seiner Größe den Dimensionen an und war so etwas wie ein Mittelpunkt, auf den Leonidas zuging.
Johnny blieb hinter ihm.
Es war keine direkte Arbeitsstelle. Er sah drei Monitore, eine Kommunikationszentrale, aber er sah auch einen recht großen Bildschirm, der zu einem PC gehörte.
Der Schirm war nicht leer. Ein Text zeichnete sich darauf ab, und Johnny ging näher, weil Leonidas ihm zugewinkt hatte. »Ich würde dir raten, ihn zu lesen.«
»Und warum?«
»Weil ich diese E-Mail nach London an deine Mutter geschickt habe.«
Johnny schoß das Blut in den Kopf. Er konnte sich leicht vorstellen, was das bedeutete. Leonidas war grausam genug, um Sheila auf seine Art und Weise fertigzumachen.
»Lies!«
Der Junge traute sich kaum, sich zu bücken, um den Text so besser lesen zu können.
Sekunden später erbleichte er. Von ihm war die Rede und von dem, was Leonidas mit ihm anstellen wollte. Den rechten Daumen abschneiden.
Ihn foltern, ihn zu einem Krüppel machen, denn er konnte sich vorstellen, daß dies erst der Anfang war.
»Du sagst ja nichts«, flüsterte der Grieche höhnisch.
»Das… das … tun Sie nicht.«
»O doch. Und ob ich das tue, mein Freund.«
Johnny schloß die Augen. Er fühlte sich plötzlich so
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