1111 - Der Maskenmann
anderes Opfer kümmern können. Unseren verfluchten Maskenmann.«
»Ja, den hätte ich gern gesehen.«
»Glaubst du denn, daß er den See verlassen hat?«
»Vermutlich.«
»Angenommen, du hast recht. Wo könnte er sein?«
»Wie hieß die Kleine noch?«
»Melody Scott.«
»Genau, bei ihr.«
»Kann sein, aber du hast noch jemand vergessen. Unseren jungen Freund David Cole.«
»Nein, John, den habe ich nicht vergessen, denn er bereitet mir gewisse Sorgen. Man kann das andere Ufer klar sehen. Auch die Stelle, an der er auf uns hätte warten sollen. Aber sie ist leer. Ich sehe keinen David Cole dort.«
»Das beunruhigt mich nicht einmal sonderlich.«
»Warum nicht?«
»Er wird gesehen haben, was mit uns passiert ist. Ich kann mir vorstellen, daß er bereits auf dem Weg zu uns ist.«
»Ich nicht, John.«
»Warum nicht?«
»Denk mal nach. Er hat da gestanden, er wird gesehen haben, was mit uns geschehen ist. Wenn das alles so zutrifft, dann hätte er schon hier bei uns sein müssen. Er braucht nicht zu Fuß zu gehen. Er ist mit dem Roller gekommen.«
Obwohl es hell war, ging mir ein Licht auf. »Ja, du hast recht. Das stimmt alles.«
In den nächsten Sekunden schwiegen wir und hingen unseren Gedanken nach. Die Entwicklung konnte uns nicht gefallen. Wir beide gingen davon aus, daß der junge Kollege auf die eine oder andere Art sehr persönlich in das verdammte Geschehen mit hineingezogen worden war.
Ich stand auf.
Die nassen Klamotten fühlten sich an wie dicker Leim, der an meiner Haut klebte. Es war einfach widerlich. Ich zupfte mir die Hosenbeine von der Haut weg und auch den Hemdstoff von den Armen. Direkt vor dem Wasser blieb ich stehen.
Die Umgebung war zwar die gleiche geblieben, verändert hatte sich nur das Licht.
Die Sonne stand jetzt schräger. Sie leuchtete nur den Ostteil des Gewässers an und vergoldete die Oberfläche mit einem gelbroten Schein, der wie ein dünner Teppich aus Blut wirkte. Der andere Teil des Sees wirkte dagegen düster, auch deshalb weil die Kronen der Bäume für einen zusätzlichen Schatten sorgten.
Das Monstrum aus der Tiefe war noch da. Zumindest hielt es seine Fühler ausgestreckt, denn unter Wasser und auch auf der Oberfläche malten sich die roten Kugeln ab.
Für mich waren sie Informationsträger. Ich dachte wieder an David Coles Aussagen. Er hatte uns berichtet, daß eine Kugel auf Melody Scott zugerollt war. Sie hatte sie dann zerstören können, ebenso wie wir es im Boot geschafft hatten.
Das Wasser hatte sich wieder beruhigt. Nur noch leichte Wellen bewegten sich. Ansonsten lag diese Welt in einem tiefen Schweigen. Auch das Monstrum glitt nicht durch das Wasser. Zumindest bekamen wir nichts von ihm zu Gesicht.
»Wir können warten, bis es wieder erscheint«, sagte ich. »Es wird auch kommen.«
Suko hatte einen Kieselstein genommen, warf ihn flach und ließ ihn dabei viermal über die Wasserfläche tanzen. »Ja, das könnten wir. Andererseits mache ich mir Sorgen um David Cole. So komisch es sich anhören mag, ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er im Wasser verschwunden ist wie dieser Randall.«
»Hast du eine bessere und andere Idee?«
»Ja. Ich glaube daran, daß der Joker in diesem Spiel der geheimnisvolle Maskenmann ist. Er ist so etwas wie der verlängerte Arm dieser dämonischen Amöbe. Er ist sein Helfer. Er hat ihn erschaffen, und er wird seinen Befehlen folgen, wobei wir eine gewisse Melody Scott ebenfalls nicht vergessen dürfen. Ich kann mir vorstellen, daß wir dieses Dreieck sprengen müssen.«
»Sehr gut. Wo fangen wir an?«
»Ich habe noch keine Ahnung.«
»Gehst du denn davon aus, daß sie sich noch in der Umgebung des Sees aufhalten?«
»Bestimmt. Hier fühlen sich doch beide wohl. Das ist ihr Gebiet. Hier kennen sie sich aus.«
»Wenn das so ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als es mit einem Spaziergang um den See zu versuchen. Wie nett. Darauf habe ich mich schon immer gefreut.«
Suko konnte meinen Ärger verstehen, sonst hätte er nicht gelacht. Er kam auf mich zu und sagte:
»Schau dir doch mal unsere roten Weihnachtskugeln an.«
»Und dann?«
»Sie sind da. Aber sie sind nicht mehr so ruhig wie noch vor einigen Minuten. Wenn du genauer hinsiehst, wirst du feststellen, daß sie sich bewegen. Das hätte mich zwar nicht weiter gestört, aber sie rollen oder gleiten allesamt in eine bestimmte Richtung. Und zwar auf das Ostufer zu.«
Ich enthielt mich zunächst eines Kommentars und tat, was Suko mir geraten
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