1113 - Die Fratzen der Fresser
Probleme.«
Suko lachte etwas abgehackt. »Was haben die Leute denn gesagt, als sie euch gesehen haben?«
»Sagen wir so. Sie waren überrascht. Ansonsten haben sie sich um sich gekümmert. Es ist wirklich verrückt. Das ist hier eine völlig normale Fahrt. Man sollte nicht meinen, daß sie kippen könnte, um etwas Grauenvolles entstehen zu lassen.«
»Habt ihr einen Hinweis bei den übrigen Fahrgästen gefunden?« fragte er.
»Nein, haben wir nicht.«
»Das kommt noch.«
»Abwarten.«
»Gut, dann wünsche ich euch viel Spaß.« Suko unterbrach das Gespräch, und ich steckte mein Handy wieder weg.
Glenda saß entspannt auf der Bank. Die Füße hatte sie ausgestreckt, die Augen hielt sie geschlossen.
»Das ist beinahe wie Urlaub, John. Wirklich. Wenn ich die Gerüche hier um mich herum wahrnehme, komme ich mir beinahe so vor wie auf einer Sommerwiese liegend. Das ist einfach herrlich.«
»Genieß es, solange dir noch die Zeit bleibt, Glenda.«
Eine Stunde Warterei kann lang werden. Das merkten wir in unserem Fall. Nicht weit entfernt stand eine Andenkenbude, an der auch Getränke verkauft wurden. Die Bude war schon ein richtiges Geschäft. Der Besitzer hatte Tische und Stühle nach draußen gestellt und auch die gelbweißen Sonnenschirme aufgespannt. Es war noch Zeit genug, um etwas zu trinken, und Glenda war einverstanden.
Wir tranken Wasser, setzten uns an einen Tisch und beobachteten die Umgebung. Der Kiosk lag günstig. Viele Besucher deckten sich schon hier mit ersten Andenken ein und tranken etwas. Bei diesem Wetter war der Umsatz mehr als gut, und auch das Eis ging weg wie geschmiert.
Glenda schob ihre Sonnenbrille in die Höhe. »Ich muß mal irgendwo hin.«
»Okay, ich warte.«
Sie stand auf. Ich schaute ihr nach. Wenn jemand Getränke und kleine Imbisse verkaufte, der mußte auch für Toilettenwagen sorgen. Das war hier der Fall. Hinter der Bude warf ein kantiger und nicht sehr hoher Anbau einen schmalen Schatten auf den Boden, der sich mit den Schatten der Bäume vermischte.
Ich sah, wie Glenda die Tür mit der Aufschrift »Ladies« öffnete und dann verschwand. In meinem Glas befand sich noch ein Rest Wasser. Ich trank ihn und streckte meine Beine aus. Zwar saß ich unter dem Sonnenschirm, aber Glenda hatte recht. Bei diesem Wetter konnte man alles vergessen und sich wie im Urlaub fühlen.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Dieses Sprichwort wollte mir nicht aus dem Kopf…
***
Die Sonne war verschwunden. Ebenso wie das Licht und die Wärme. Glenda hatte die Tür hinter sich geschlossen und fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Schon nach dem ersten Schritt begann sie zu frösteln, denn der Vorraum, in dem sie stand, war ziemlich kühl. Kleine Fenster, auf die man gut und gerne hätte verzichten können. Ein trübes Licht, das von einer schmutzigen Deckenleuchte stammte. Waschbecken an den Wänden, die nicht sehr sauber aussahen. Aus den Spendern waren die Papierhandtücher gefallen und lagen auf dem Boden herum.
Glenda befand sich allein im Vorraum. Er verengte sich zur rechten Seite hin. Dahinter lagen die Kabinen mit den Toiletten. Glenda ging über die schmutziggelben Fliesen hinweg, die recht glatt waren, weil dort Feuchtigkeit und Dreck einen Film gebildet hatten. So mußte sie vorsichtig auftreten, um nicht auszurutschen.
Sie war die einzige in der Toilettenanlage. Niemand hielt sich in der Nähe auf, denn auch die Türen zu den einzelnen Kabinen standen offen.
Glenda konnte sich eine aussuchen. Sicherheitshalber schaute sie in alle hinein. Sie waren identisch, und auch hier ließ die Sauberkeit zu wünschen übrig.
Nicht nur deshalb fühlte sich Glenda unwohl. Da gab es auch noch ein anderes Gefühl, das sie nicht abschütteln konnte. Hätte man sie nach den Gründen gefragt, hätte sie keine konkrete Antwort geben können. Das Gefühl war einfach da und ließ sich nicht wegdiskutieren.
Sie hatte die Holztür hinter sich zugezogen. Der untere Rand reichte nicht bis zum Boden, so daß ein handhoher Zwischenraum blieb.
Glenda tat, was sie tun mußte. Es war eben alles menschlich, und sie wollte es so rasch wie möglich beenden. Ihr gefiel die gesamte Umgebung immer weniger und erst recht nicht die Stille, die sie als dumpf und drückend empfand. Von irgendwoher fiel ein Sonnenstrahl in ihre Kabine hinein. Er glitt über ihren Kopf hinweg und hinterließ an der Seitenwand einen Fleck.
Glenda hatte das menschliche Bedürfnis schon hinter sich
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