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112 - Der tägliche Wahnsinn

112 - Der tägliche Wahnsinn

Titel: 112 - Der tägliche Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingo Behring
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womöglich auf dem Rasen, und stiegen aus. Gerade als ich unser umfangreiches Equipment aus dem RTW -Aufbau herausziehen wollte, rief uns ein junger Mann entsetzt zu: «Da läuft er! Der haut ab!»
    «Was? Wer? Der Bewusstlose?», fragte Manni irritiert.
    «Ja! Bis eben hat er keinen Pieps gesagt, und dann ist der plötzlich aufgesprungen.»
    Soso, eine plötzliche Heilung durch bloßes Erscheinen der omnipotenten Lebensretter? Manfred und ich schauten uns verdutzt an: Vor ein paar hundert Jahren nannte man das noch ein Wunder. Wir glaubten aber eher an einen Simulanten.
    Im Gespräch mit den fünf jungen Leuten, die den vermeintlich Bewusstlosen bemerkt hatten, stellte sich heraus, dass der «Patient», der nach einer Zechtour wohl auf dem Heimweg gewesen war, aufgrund der fortgeschrittenen Stunde aller Wahrscheinlichkeit nach am Straßenrand einen Moment ausruhen wollte. Dabei war er dann eingeschlafen. Wie so oft, wenn plötzlich besorgte Menschen auftauchen, die helfen wollen, war ihm sein Zustand etwas peinlich. Um nicht ein paar halbseidene Ausreden zu stammeln, stellte er sich weiter schlafend, in der Hoffnung, dass die Leute die Lust am Helfen verlieren und ihn einfach in Ruhe lassen würden. Den Gefallen taten sie ihm nicht, stattdessen riefen sie uns, weil sie glaubten, der Mann dort am Boden habe ein Problem. Dass die anderen Spätheimkehrer das sehr ernst nahmen, bemerkte der Zecher erst, als die Gegend durch unser Blaulicht erhellt wurde. Mit seiner Flucht durchs Gestrüpp gleich einem Wiesel versuchte er, sich der Situation zu entziehen. Allerdings war einer der Finder sein Bruder, der uns verriet, wo der Geflohene wohnte. Danach zog die Truppe weiter ihres Weges. Weil Manni und ich nicht mit Sicherheit ausschließen konnten, dass der Flüchtling nicht vielleicht doch ein gesundheitliches Problem wie zum Beispiel einen durchlebten Krampfanfall hatte und nun orientierungslos durch die Gegend irrte, suchten wir einige Minuten die Gegend nach ihm ab.
    Wir waren natürlich genervt, als wir den betrunkenen Sprinter vor seiner Haustür stellen konnten, wo er mit seinem Schlüssel in aller Seelenruhe nach dem Schlüsselloch suchte. Zur endgültigen Klärung seiner Lage drängten wir ihm ein kurzes Gespräch auf.
    «Was war denn da gerade los?», fragte ich.
    «Nichts. War eingeschlafen. Lasst mich in Frieden», entgegnete er mürrisch.
    «Halten Sie es eigentlich für eine super Idee, nachts auf der Straße zu schlafen? Hätten Sie es nicht noch die letzten paar Meter bis in Ihr Bett schaffen können?», platzte es nun aus Manfred heraus. «Oder den Leuten wenigstens Bescheid sagen können, dass es Ihnen gutgeht?»
    «Hätten die mich doch einfach in Ruhe gelassen. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie gleich den Rettungsdienst rufen», meinte er, jetzt schon hörbar kleinlaut.
    «Und selbst da konnten Sie nicht einfach sagen, dass Sie okay sind? Zu der Truppe gehörte doch Ihr Bruder, der hätte Ihnen bestimmt sogar die Treppe hochgeholfen», maulte Manni weiter. «Wir kurven hier durch die Nacht, weil es Ihnen peinlich ist, über den Durst getrunken zu haben – und woanders wird womöglich gerade wirklich Hilfe gebraucht. Finde ich nicht in Ordnung. Am besten ist es, Sie gehen direkt ins Bett. Hören Sie? Keine Pause mehr auf dem nächsten Treppenabsatz!»
    Er brummelte noch ein «Ja, ja», dann hatte er die Eingangstür geöffnet und verschwand im Haus.
    «Wieder mal umsonst rausgefahren. Und dafür haut man sich die Nacht um die Ohren», beschwerte ich mich auf dem Weg zurück zur Wache.
    Manfred starrte nur vor sich hin, mittlerweile war es kurz vor fünf.
    Auf der Wache fielen wir hundemüde «in die Ladeschalen». Für zwei Stunden durften wir unsere Akkus aufladen, bis um kurz nach sieben der nächste Bürger um Hilfe rief. Das Alarmschreiben informierte uns über einen Mann, der bei seinem Notruf Herzschmerzen angegeben hatte.
    Mit Alarm und dicken Augenringen schlängelten wir uns durch die Straßen, auf denen der Berufsverkehr einsetzte. Zeitgleich mit dem Notarzt trafen wir an der angegebenen Adresse ein. Von einem kleinen älteren Mann in einem Morgenmantel wurden wir in die Wohnung gebeten. Er führte uns ins Wohnzimmer, wo er sich in einen Sessel setzte und uns eröffnete: «Ich habe Herzschmerzen. Darum brauche ich eine Katheteruntersuchung. Wir müssen ins Marien-Hospital fahren. Jetzt.»
    «Moment», meinte der Doc. «Vorher würde ich Sie gern untersuchen.»
    «Wozu?» Der Patient reagierte

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