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112 - Der tägliche Wahnsinn

112 - Der tägliche Wahnsinn

Titel: 112 - Der tägliche Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingo Behring
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Wohnung zu löschen.
    Sollte doch einmal ein Mülleimer oder ein Container in Brand geraten, kann man ihn (wenn es gefahrlos möglich ist) von Hauswänden oder geparkten Autos wegziehen, damit das Feuer sich nicht ausbreitet. Dann ist uns schon ein ganzes Stück geholfen.
    Bitte haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie uns die Einsätze reduzieren: Es bleiben noch genug andere Notfälle übrig.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 24 Suizid am Betonmast?
    Die Nacht war schon zur Hälfte rum. Kevin und ich hatten im Ruheraum der Rettungswache bereits das Licht gelöscht, als uns die Alarmmelder um halb drei wieder hochschreckten. «Verkehrsunfall. Konrad-Adenauer-Ring, in Höhe 203 . Eingeklemmte Person», leuchtete es auf dem Display. Wenn eine derartige Meldung geschickt wird, ist es oft nicht so schlimm, wie es klingt: Kann der Leitstellendisponent nicht eindeutig vom Anrufer erfahren, ob der verunfallte Autofahrer im Fahrzeug bleibt, weil er nicht aussteigen kann oder nicht aussteigen will, entscheidet er sich vorsichtshalber für das Stichwort «eingeklemmte Person». Häufig stellt sich die zweite Variante heraus. Dieses Mal war es allerdings anders.
    Wir besetzten den Pflasterlaster, schickten der Leitstelle über Funk die Nachricht, dass wir unterwegs seien, und fuhren mit Blaulicht los. Der Notarztwagen würde etwa zeitgleich eintreffen, da sich die Unfallstelle ziemlich genau zwischen unseren Standorten befand.
    «Bin ja mal gespannt, ob das wieder nur heiße Luft ist», sagte ich. Kevin antwortete nicht. Schweigsam lenkte er unser Fahrzeug durch die einsamen Straßen und war damit beschäftigt, wach zu werden.
    Da ein Krankenwagen der Hilfsorganisationen zufällig in der Nähe der Unfallstelle unterwegs war, traf er als erstes Einsatzfahrzeug im Konrad-Adenauer-Ring ein. Trümmer übersäten die in Schwarz getauchte Straße, ein Auto mit zerfetzter Front stand quer auf der Fahrbahn, das Dach war in der Mitte nach oben geknickt. Offensichtlich hatte der Fahrer auf den Straßenbahnschienen, die dort in der Mitte der Fahrbahn entlangführten, die Kontrolle über sein Fahrzeug in einer leichten Kurve verloren und war mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Betonmast und wieder zurück auf die Straße geschleudert worden. Durch die halb abgerissene Fahrertür konnten die Kollegen auf den leeren Fahrersitz blicken, über dem der schlaffe Airbag aus dem Lenkrad hing. Der Fahrer war nicht zu sehen. Auch kein Blut auf dem weißen Airbag. Über Funk hörten wir die erste Rückmeldung der Kollegen: «Alleinunfall eines Pkw, kein Fahrer im Fahrzeug. Wir erkunden weiter.» Während sie die durch den Unfallknall aufgeschreckten Anwohner, die auf die Straße gelaufen waren, über den Verbleib des Fahrers befragten, meldete kurze Zeit später das Löschfahrzeug unseres Bezirks über Funk sein Eintreffen an der Einsatzstelle. Einige Momente später hielten auch wir vor der mit Trümmern übersäten Einsatzstelle, auf der anderen Seite der Unfallstelle traf der Notarzt ein.
    Noch war keine Hektik am Fahrzeugwrack entstanden, da das verbogene Auto ja leer war. Die erste Vermutung, dass der Insasse aus dem Fahrzeug geschleudert worden sein könnte, bestätigte sich nicht. Bei einer genaueren Besichtigung des Pkws entdeckte unser Chef im Dunkeln erst eine Hand im vorderen Radkasten, schließlich konnte er auch ein Stück des Arms und den Kopf zwischen den Trümmern erkennen. Durch die Wucht des enormen Aufpralls war der möglicherweise nicht angeschnallte junge Mann nach vorne katapultiert worden, zwischen verbogener Tür und Armaturenbrett hindurchgerutscht, bis er auf dem Radkasten neben dem Motorraum liegen geblieben war. Hinter der Autotür, die auf der Scharnierseite abgerissen war, und dem verbogenen Kotflügel war er in der Dunkelheit kaum auszumachen. Der Einsatzleiter konnte bei dem Mann, der sehr verdreht im Wrack steckte, keinen Puls feststellen, eine Befreiung war aber trotzdem notwendig. «Schere und Spreizer vor», kommandierte er die Löschfahrzeugbesatzung. «Fangt mit dem Entfernen der Tür an. Die ist sowieso schon fast ab.» Die Kollegen begannen mit dem Aufbau von Scheinwerfern und den hydraulischen Rettungsgeräten. Der Notarzt, der zwischenzeitlich ausgestiegen und zum Wrack gekommen war, ließ sich vom Einsatzleiter einweisen.
    «Der Fahrer ist dort hinter dem Kotflügel eingeklemmt», sagte der Chef ruhig. «Wie es aussieht, ist er wohl tot. So einen Aufprall überlebt ja auch keiner.»
    Der Arzt wühlte,

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