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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein gewisses Dunkel lichtete, und bereitete mich auf die nächste Überraschung vor, die auch nicht lange auf sich warten ließ.
    »Nora Thorn ist nicht ihr richtiger Name«, erklärte mir Janine Helder. »Es stimmt nur der Vorname.«
    »Wie heißt sie dann?«
    »Nora del Monte!«
    ***
    »Nein, das ist nicht wahr!«
    »Doch, John. Welchen Sinn hätte es, hier noch zu lügen.«
    Ich fühlte mich leicht schwindelig, und meine Gedanken glitten wieder zurück in die Vergangenheit.
    Del Monte, ausgerechnet del Monte. Doreen del Monte, die Frau, die tagsüber Mensch und in der Nacht Vampir gewesen war.
    Und jetzt schaute ich ebenfalls in das Gesicht einer del Monte. Das konnte kein Zufall sein. »Gut«, sagte ich so laut, daß es beide Frauen hören konnten. »Gut, ich habe verstanden. Aber es ist nichts okay, wenn ich das so sagen darf. Der Name del Monte kommt ja nicht eben oft vor, und in Verbindung mit dir, Janine, hat er eine besondere Bedeutung für mich. Ist es möglich, daß zwischen Doreen und Nora ein Zusammenhang besteht oder sogar noch mehr?«
    »Eher noch mehr.«
    »Und wie?«
    »Sag du es ihm, Nora.«
    »Doreen ist meine Schwester gewesen, John.«
    Komisch. So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Ich sagte deshalb nichts und blickte ins Leere. Ich war nicht unbedingt geschockt, aber schon überrascht.
    Nora ahnte, was ich wollte, und sie zeigte mir, daß sie kein Vampir war. Sie öffnete den Mund, ich sah die normalen Zähne und keine spitzen Hauer. Außerdem hätten sie mir in der vergangenen Nacht auffallen müssen, denn da hatten wir bis über die Tageswende zusammengesessen und ganz schön gebechert. Vielleicht hatte sie mir ihren Zustand auch nur vorgespielt, ich konnte das nicht genau sagen.
    »Bist du jetzt enttäuscht?« fragte sie, »weil wir so gar keine Ähnlichkeit miteinander haben?«
    Ich wischte über meine Stirn und war noch immer froh, daß ich saß. »Nein, ich bin nicht enttäuscht, nur überrascht. Aber so etwas bin ich gewohnt. Allerdings wäre ich auch nie darauf gekommen. Ihr seid so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Doreen war nicht nur dunkelhaarig, sie hat sich auch mir gegenüber anders verhalten. Sie gehörte mehr zu den romantischen Menschen, die mit ihrem Schicksal nicht zurechtkamen und sogar mit ihm haderten.«
    »Ja, wir waren auch verschieden.«
    »Und du hast nie mit den Geschöpfen der Nacht Kontakt gehabt?«
    »Nein.«
    »Dann müssen sich eure Wege getrennt haben.«
    »Schon sehr früh.«
    »Sie ist dann zurückgekehrt«, sagte Janine Helder.
    »Wußtest du, was mit deiner Schwester geschah?« erkundigte ich mich.
    »Sicher.«
    »Dann hast du meinen Namen auch damals schon gekannt.«
    »In der Tat.«
    »Na prima«, sagte ich und schlug auf meinen rechten Oberschenkel. »Mittlerweile komme ich mir vor wie jemand, der ein Mittelpunkt ist, aber überhaupt nichts darüber weiß. Das habe ich noch nie erlebt. Es ist wie ein Kreislauf. Irgendwo kommt alles wieder zusammen.«
    »Ich widerspreche nicht, John«, sagte Janine.
    »Und Nora hat dir bei deinen Recherchen geholfen, nehme ich an.«
    »Sehr sogar.«
    »Ja, sie ist gut, das habe ich gesehen.«
    Janine schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht nur gut, Nora ist besser. Sie ist absolut top. Du hättest dir keine bessere Beschützerin vorstellen können.«
    »Beschützerin?« wiederholte ich und lachte dabei. »Tut mir leid für euch, aber bisher bin ich ohne eine derartige Person ausgekommen. Ich denke, daß es auch in der Zukunft so bleiben wird. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich sie brauche. Du bist mir sympathisch, Nora, aber eine Leibwächterin brauche ich nicht.«
    Janine Helder blickte mich starr an. »Denk daran, John, das Reich der Toten vergißt nichts.«
    »Du meinst das des Lalibela?«
    »In diesem Fall schon.«
    »Stehe ich immer noch auf seiner Liste?«
    »Hätte er dir sonst zuerst die Träume und dann den echten Mörder geschickt?«
    Verflucht, da hatte sie recht. Aber was sollte ich machen? Mich verkriechen? Nora del Monte um Schutz bitten? Auf alles eingehen, was die beiden Frauen wollten? Nein, der Typ war ich nicht, und das sagte ich ihnen auch. »Es tut mir leid für euch, aber ich kann sehr gut auf mich selbst achtgeben. Euer Angebot in allen Ehren, nur annehmen werde ich es bestimmt nicht.« Ich wollte auch nicht mehr auf der Fensterbank sitzenbleiben und stand deshalb auf. Zudem fühlte ich mich wieder besser. Die alte Energie war zurück in meinen Körper gekehrt, und ich hoffte auch

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