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1135 - Cathys Friedhof

1135 - Cathys Friedhof

Titel: 1135 - Cathys Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mann küßte. Erst jetzt fiel mir dessen Haltung auf. Er lag wie steif auf dem Boden und erinnerte mich beinahe an einen Toten. Als hätte ihm dieser Kuß das Leben gekostet.
    Ich ging noch näher heran. Erst jetzt fiel mir auf, daß sein Gesicht zusammengedrückt war. An der rechten Seite rann eine Flüssigkeit aus der Wange hervor. Nur sehr schwach gemalt, deshalb hatte ich auch so nahe herangehen müssen, um es zu erkennen.
    Der Todeskuß der Lady Catherine!
    Jetzt fiel es mir wieder ein, was ich in Sarahs Buch gelesen hatte. Ja, so hatte diese Frau ihre Liebhaber umgebracht. Und diese verdammte Mordmethode hatte sich tatsächlich bis in unsere Zeit gehalten. Das war erschreckend.
    Sie küßte einen Toten…
    Ich schüttelte mich bei dem Gedanken. Die Frau sah aus, als wäre sie mit ihrer Beschäftigung bereits am Ende angelangt. Ich konnte mir vorstellen, daß sie sich im nächsten Augenblick erheben und einfach davonlaufen würde.
    Aber dieses Bild lebte nicht. Es war ebenso normal wie die anderen. Es war eben nur ein Hinweis auf diese Person.
    Gab es noch ein Zeichen?
    Mit langsamen Schritten ging ich weiter. Bilder sah ich zunächst keine mehr. Erst fast am Ende des Gangs hing wieder eins an der Wand. Diesmal stand ich vor einem Mann, dessen Bart auffiel, weil er so prächtig gewachsen war. Dieses Werk stammte aus dem letzten Jahrhundert. Der Mann trug eine Uniform. Er war mit einem Gewehr bewaffnet. Die Waffe war bestückt mit einem Bajonett.
    Der Name interessierte mich nicht. Jedenfalls sah ich wieder einen Camdon vor mir.
    Ich ging wieder zurück. Das vorletzte Gemälde hatte mich nicht losgelassen. Es war wirklich etwas Besonderes. Dieses Motiv war der Nachwelt nicht grundlos überlassen worden. Der Künstler hatte zeigen wollen, wer diese Lady Catherine tatsächlich war. Möglicherweise hatte sie sogar ein Doppelleben geführt. Alles war möglich, denn die Menschen hatten sich weder gebessert noch verschlechtert. Im Prinzip waren sie immer gleich geblieben. Nur die Umwelt hatte sich verändert und bei den Menschen zur Anpassung gedrängt.
    Auch jetzt hatte das Motiv seine Faszination für mich behalten. Es war so realistisch gemalt worden.
    So lebensecht. Beim zweiten Hinschauen fiel mir auch auf, daß dieser unter Catherine liegende Mann tatsächlich tot war. Durch sie getötet. Durch ihren verdammten Todeskuß.
    Mir war nicht bekannt, in welchem Jahr das Bild geschaffen worden war, aber ich dachte natürlich an eine gewisse Cathy, die von vier Männern gebucht worden war, um sie als Walkerin zu begleiten.
    Damals hatte es schon Tote gegeben, und heute ebenfalls. Ich begann zu spekulieren. Ich suchte die Verbindung zu den beiden Gestalten und dachte dabei auch an mein Schicksal. Ich war einmal Hector de Valois gewesen, auch Richard Löwenherz, und ich hatte zudem in sehr alter Zeit gelebt, aber dieses Leben lag zu lange zurück. Jedenfalls war ich wiedergeboren worden und existierte nun als Geisterjäger John Sinclair und als Sohn des Lichts, denn ich war zugleich Träger des Kreuzes, das ein gewisser Hesekiel in weiser Voraussicht geschaffen hatte.
    Das Privileg der Wiedergeburt stand also nicht nur mir zu, sondern auch anderen Menschen, Catherine Camdon eingeschlossen.
    Wieder erwischte mich der kalte Hauch.
    Diesmal allerdings von vorn, so daß ich einen Schritt zurücktrat. Ich war überrascht, denn ich hatte das Gefühl, daß dieser Hauch direkt aus dem Bild geströmt war.
    Mein Gesicht war für einen Moment vereist worden. Ich hatte auch etwas gehört. Vielleicht eine Stimme, ein geheimnisvolles Flüstern, ein Zischeln, bösartig, nur für einen Moment, vielleicht auch als Warnung gedacht.
    Dann war es verschwunden!
    Ich drehte mich auf der Stelle. Im Gang hatte sich nichts verändert. Alles war gleich geblieben. Ich sah die Türen, die Schatten oder Umrisse der Bilder, aber es zeigte sich keine feinstoffliche Gestalt oder Gespenst.
    Der zweite Angriff war stärker gewesen. Das ließ darauf schließen, daß sich jemand in der Nähe befand. Unsichtbar. Etwas, das ich noch nicht begreifen konnte, aber ich besaß eine »Waffe«, die mir möglicherweise weiterhalf.
    Mit sehr gezielten Bewegungen holte ich das Kreuz hervor. Die Kette streifte ich über den Kopf und legte den silbernen Talisman auf meine linke Hand.
    Das Kreuz erwärmte sich nicht.
    Enttäuscht war ich trotzdem nicht. Manchmal verhielt es sich wie eine Wünschelrute. Da mußte ich wirklich losgehen und bestimmte Stellen absuchen.
    Das

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