1188 - Wartesaal zum Jenseits
alles. Nur das Ziel ist wichtig, nur das Ziel…«
Vor und zurück stieß er Glenda. So heftig, dass die Schmerzen in ihrem Kopf noch stärker wurden und sie nicht wusste, wo sie sich befand. Da tanzten wieder die Schatten vor ihren Augen. Sie dachte zwar an Widerstand, doch sie war nicht in der Lage, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Glenda war diesem Anfall von Hass und Wut voll ausgeliefert.
Dann wurde sie herumgewuchtet. Sie flog nach links. Ihre Beine verloren wieder den Kontakt mit dem Boden. Der Mann schleuderte sie zur Seite.
Glenda fiel in einen Sessel. Sie schwankte hoch und nieder. Und wieder sah sie Sterne vor ihren Augen aufblitzen.
Eine Frau wie sie hatte schon viele gefährliche und auch unglaubliche Situationen hinter sich gebracht. Dieser Angriff jedoch war einfach zu überraschend für sie gekommen. Sie hatte sich von ihm bisher noch nicht erholen können, und sie wusste auch, dass der Dunkle nicht zu halten war.
Er stürzte sich auf sie.
Glenda bekam dies mit. Es gelang ihr auch, ein Bein anzuwinkeln, sodass der Mann mit seinem vollen Körpergewicht gegen ihr Knie fiel. Für einen Moment nur spürte sie den Gegendruck, als sich das Knie in die weiche Masse bohrte. Sie sah auch das Gesicht näherkommen, aber es kippte nicht zur Seite. Der Mann fiel auf sie.
Das hatte er gewollt. Er presste Glenda tief in den Sessel hinein, obwohl sie versuchte, sich durch Drehungen zu befreien. Das Gewicht war zu schwer. Sie bekam zudem ihre Hände nicht unter die Brust des Mannes gelegt. Dafür fuhren seine über ihren Körper hoch und suchten nach einem neuen Ziel.
Die Klammer erreichte Glendas Hals!
Sie hatte es geahnt. Dieser Mensch wollte sie erwürgen! Plötzlich sah Glenda einen schrecklichen Tod vor sich. Der Griff um ihren Hals war eisenhart. Luft einzuatmen war für sie so gut wie unmöglich. Sie lag da und hatte die Augen verdreht. Die Zunge schnellte aus dem offenen Mund, und sie hörte sich selbst würgen und stöhnen.
»Ich bringe dich mit meinen eigenen Händen um! Ihr beide werdet sterben. Ihr werdet…« Seine folgenden Worte wurden von einem hässlichen Lachen verschluckt, das mehr einem Keuchen glich.
Glenda gelang ein Blick in das Gesicht über ihr. Das war das eines Menschen, doch in den Augen stand ein Ausdruck, der nur mit dem Begriff Mordlust umschrieben werden konnte.
Er drückte noch immer zu. Speichel fiel aus seinem Mund und tropfte in Glendas Gesicht. Die Haut war schweißglatt. Finger gruben sich tief in das dünne Fleisch ihres Halses.
Von Tessa konnte sie keine Hilfe erwarten. Auch sie war von diesem Irren ausgeschaltet worden.
Und Glenda selbst war kaum in der Lage, etwas zu unternehmen. Sie fühlte sich einfach zu schwach. Sie bekam die Arme nicht hoch.
Trotzdem bäumte sich Glenda auf. Es war mehr ein verzweifelter Versuch. Sie konnte nicht. Es gab nur ihren Geist. Der Körper war schon verloren.
Keine Luft mehr, keine Luft…
Ihr Mund stand offen. Aber es war ihr nicht möglich zu atmen. Alles sackte zusammen. Ihre Welt verlor sich in den ersten Schatten, und ihr Widerstand erlahmte noch mehr. Dann der Schrei!
Glenda hörte ihn wie aus weiter Ferne, obwohl er in ihrer Nähe aufgeklungen war. Etwas hatte ihn gedämpft. Darüber allerdings dachte sie nicht nach, denn plötzlich atmete sie wieder ein.
Ja, sie schaffte es.
Sie bekam Luft!
Es war trotzdem nicht normal. Jedes Einatmen verursachte bei ihr ein scharfes Brennen in der Kehle. Glenda schlug um sich, ohne es zu wollen. Ihre Reaktionen waren mit den Befehlen des Gehirns nicht genau abgestimmt. Sie wälzte sich von einer Seite zur anderen innerhalb des Sessels, aber sie merkte immer deutlicher, dass sie sich die Luft nicht einbildete. Die Hände hatten ihre Kehle losgelassen, bevor sie erwürgt werden konnte.
Tessa schrie nicht.
Glenda ebenfalls nicht.
Dennoch hörte sie sehr genau die lauten Rufe, die durch das Zimmer hallten. Zunächst dachte sie an unartikulierte Schreie, aber sie hörte genauer hin. Diese Laute zwangen sie fast dazu. Mit den Ellenbogen stemmte sich Glenda ab und brachte es fertig, sich normal hinzusetzen, auch wenn nach wie vor die Schwäche durch ihren Körper pulsierte.
Was sie sah, war unglaublich. Sie wischte mit einer zitternden Bewegung über die Augen und wollte ihnen trotzdem nicht trauen.
Welch ein Anblick!
Der Fremde hatte sie und auch Tessa vergessen. Er war jetzt voll und ganz mit sich selbst beschäftigt. Er ging durch das kleine Zimmer. Die Arme halb erhoben, das
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