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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du das auch mitbekommen?«
    »Nicht so wie du.«
    Glenda berichtete, was sie erfahren hatte. Auch dass Ben Clemens in die Kirche wollte. Er hatte von dort einen Ruf empfangen. »Und das glaube ich ihm sogar«, sagte sie.
    »Wer hat ihn gerufen?«
    Glenda legte ihre Hände auf Tessas Schultern. »Ich kann es dir nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber wenn mich nicht alles täuscht, ist es deine Mutter gewesen. Sie… sie… hat doch den Führungsanspruch. Sie hat sich gemeldet, und sie wird diesen komischen Pfarrer in die Kirche gerufen haben.«
    Tessa schwieg. Ihre Schultern zuckten. Dann begann sie zu weinen. Glenda ahnte, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sie wollte die Frau trösten, doch Tessa hatte sich schon gefangen.
    Sie wischte über die Augen, zog die Nase hoch und nickte. »Ich habe mich darauf eingestellt. Es war nur für den Moment, weißt du? Da erhielt ich schon einen Schock. Aber ich weiß ja selbst, was ich von meiner Mutter zu halten habe. Ich bin es gewesen, die sie hörte. Ich weiß, dass sie reden kann…« Tessa legte eine kurze Pause ein und stellte dann die Frage: »Glaubst du, dass sie sich in der Kirche aufhält?«
    Glenda hob die Schultern. »Das würde ich gern glauben. Meine Freunde sind noch auf dem Friedhof. Sie wissen mehr. Aber es kann auch sein, dass sie ebenfalls von dem Treffen in der Kirche erfahren haben. Unmöglich ist nichts.«
    »Dann willst du hin?«
    »So schnell wie möglich.«
    Tessa Tomlin zögerte keine Sekunde. »Ich werde mit dir gehen. Ich will endlich wissen, was wirklich aus meiner Mutter geworden ist…«
    ***
    Der Weg zur Kirche war nicht weit. Ob wir die geheimnisvolle Person dort fanden, stand nicht fest.
    Ich sah die Kirche auch nicht unbedingt als den Wartesaal zum Jenseits an, aber sie spielte bestimmt bei dieser Sekte eine große Rolle.
    Auf dem Friedhof hatte man uns allein gelassen. Das Grab blieb hinter uns zurück, und erst jetzt, da wir uns wieder auf die Umgebung konzentrierten, stellten wir fest, dass sich der Dunst verdichtet hatte. Die Helligkeit des Tages neigte sich allmählich dem Ende zu. Da wurde es feuchter, da konnten sich die winzigen Tröpfchen bilden und so den weichen Nebel aufbauen.
    Der Schleier lag auf den Gräbern und den Gewächsen. Eine dumpfe Stille umgab uns. Auch die Echos unserer Schritte wurden teilweise verschluckt. Wir redeten nicht, als hätten wir uns abgesprochen, kein einziges Wort zu sagen.
    Menschen begegneten uns nicht. Auf dem Hauptweg schimmerte der Kies. Das Tor stand noch immer offen. Wir sahen auch die kleine Leichenhalle und unseren Rover.
    Um die Kirche zu erreichen, mussten wir uns nach links wenden. Der kleine Turm ragte mit seiner Spitze über die leeren Kronen der Bäume hinweg.
    Es läutete keine Glocke, und doch waren plötzlich Menschen unterwegs.
    Suko hatte sie zuerst gesehen. Er zog mich in die Deckung eines Baumstamms. Von diesem Platz aus hatten wir einen perfekten Überblick.
    Vom Dorf her kamen sie. Eine Gruppe aus Männern und Frauen. Normal gekleidet. Dunkel. Passend für den Winter. An sich nichts Besonderes. Auch ihr Weg war nicht ungewöhnlich, denn sie näherten sich der Kirche.
    Nur das Verhalten stimmte uns misstrauisch. Die Leute sprachen nicht miteinander.
    Automatisch setzten sie Fuß vor Fuß. Die Blicke hielten sie gesenkt. Sie waren mit ihren eigenen Gedanken voll und ganz beschäftigt. Oder mit den Erinnerungen, denn sie glichen einer Trauergemeinde, in der jeder an den Verstorbenen dachte, den er nun auf seinem letzten Weg begleitete.
    »Sie gehen zur Kirche«, murmelte Suko, »und ich frage mich nach dem Grund. Es gab keine Glokke, die geläutet hat, und ich glaube nicht, dass es eine normale Messe werden wird.«
    »Sie müssen einen Ruf gehört haben. Marga hat sie gerufen. Oder wer auch immer.«
    »Okay, dann liegen wir richtig.«
    Wir zeigten uns noch immer nicht. Die Gruppe kam auf unser Versteck zu, aber wir wurden nicht gesehen, weil uns der dicke Stamm genügend Schutz gab.
    Erst als sie in den Dunst eingetaucht waren und aussahen wie Gespenster, die sich auflösten, tippte ich Suko an.
    Erhielt mich zurück. »Nicht!«
    »Wieso?«
    »Dreh dich mal zur Seite!«
    Es kam noch jemand. Ein einzelner Mann. Er war nicht so in die Gedanken versunken. Bei ihm erlebten wir das Gegenteil. Er ging mit langen, heftigen Schritten. Er hielt dabei den Kopf gesenkt, aber er gestikulierte mit den Händen, was nicht alles war, denn er sprach mit sich selbst.
    »Wer kann das

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