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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dehnbaren Material aus dem Schrank – genau das Richtige, um loszurennen, sollte sich eine Chance dazu bieten. Als sie sich aufs Bett setzte, um sich anzuziehen, bemerkte sie, dass Warren auf ihre Scham starrte. Er hatte es immer bevorzugt, wenn sie rasiert war, und sie hatte ihm diesen Gefallen getan. Doch Danny hatte sie natürlich gemocht, und sie war mehr als glücklich gewesen,seinem Wunsch zu entsprechen. Warren hatte sich nicht darüber beschwert, auch wenn er vor einigen Monaten eine diesbezügliche Bemerkung von sich gegeben hatte. Doch heute starrte er auf ihren Schamhügel wie ein Detektiv, der unvermutet über ein Indiz gestolpert war, das den Fall seines Lebens lösen konnte.
    »Was ist?«, fragte sie. »Kommentare von der Galerie?«
    »Auster mag sie rasiert«, sagte Warren wie zu sich selbst. »Das habe ich selbst mehr als einmal aus seinem eigenen Mund gehört.«
    »Sieht ihm ähnlich.«
    Warren kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«
    Laurel seufzte, während sie mit sich selbst stritt, ob sie ehrlich sein sollte oder nicht. »Ich finde, es ist pubertär, wie die meisten Männer uns Frauen da unten mögen. Ich meine, was soll das? Wollt ihr Kerle kleine Mädchen?«
    Warren war rot angelaufen. »Aber dein neuer Freund steht über den Dingen, was? Er ist erwachsener als wir anderen alle.«
    Das kannst du laut sagen. »Ich denke nicht daran, auf so eine plumpe Anschuldigung einzugehen.« Sie zog den Schlüpfer an, dann die Yogahose. »Was jetzt, General Pinochet?«
    »Tu nicht so, als wäre das meine Schuld. Du hast dich selbst in diese Lage gebracht.«
    »Ah. Also ist Folter ab sofort ein legales Mittel gegen Untreue?«
    »Sollte zumindest. Aber selbst wenn – die betrogene Person würde immer noch mehr leiden.«
    Sie tat seine Worte mit einer Handbewegung ab und ging zurück zur Küche.
    »Auf die Couch!«, befahl er. »Falls neben dem nassen Fleck von dir noch Platz ist.«
    »Keine Fesseln mehr. Meine Kinder werden mich auf keinen Fall so sehen. Und du wirst mir die Fesseln an den Händen durchschneiden, bevor sie nach Hause kommen.«
    Doch Warren blickte wieder auf den Monitor, als sähe er ihn zum ersten Mal. Laurel spürte den unwillkürlichen Impuls, ihnvon dem Notebook abzulenken, wusste aber nicht, wie sie es anstellen sollte. Sie kannte diesen Blick sehr gut. Warren konnte sich unglaublich dumm anstellen, wenn es um zwischenmenschliche Dinge ging, doch in allen anderen Dingen war er scharfsinnig wie ein ganzer Baum voller Eulen, wie Laurels Großvater zu sagen pflegte. Sie konnte beinahe riechen, wie seine Neurotransmitter in den Turbomodus schalteten.
    Er fing an zu lachen. Das Geräusch sandte einen Schauder durch ihren Körper.
    »Was ist los?«, stieß sie hervor. »Was ist so lustig daran?«
    Er hockte sich auf den Polsterschemel von Eames und streckte den Finger nach dem Touchpad aus. »Die ganze Zeit habe ich nach Daten gesucht! Ich habe gar nicht auf Programme geachtet.«
    Neue Angst keimte in Laurel auf. Ihr Magen verkrampfte sich. Warren klickte sich munter durch das Menü, diesmal auf der Suche nach ihrer wirklich verwundbaren Stelle. Er brauchte weniger als fünf Minuten, um sie festzunageln. Sie sah es in dem Augenblick, als es geschah, weil er grinste wie ein Honigkuchenpferd, bevor er aufsah und sie mit beinahe obszöner Selbstzufriedenheit betrachtete.
    »Hallo, misselizabeth2006. Wie geht es uns denn heute?«
    Adrenalin jagte durch Laurels Kreislauf wie ein Schuss reinstes Kokain, doch sie blickte ihn an, als wüsste sie nicht, wovon er redete.
    »Versuch es erst gar nicht«, warnte Warren sie. »Du bist nicht Meryl Streep. Du bist nicht mal Tori Spelling. Ich will das Passwort.«
    »Ich habe kein Passwort für dieses Konto.«
    »Verdammt, hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Welchen Sinn macht es jetzt noch, alles abzustreiten?«
    »Ich habe dieses Konto erhalten, als ich den Computer gekauft habe. Es war kostenlos. Ich hab es ein-, zweimal benutzt, danach nie wieder. Ich habe das Passwort vergessen.«
    »Ach ja? Dann ist es also nur ein Zufall, dass ich denLiebesbrief in deiner Ausgabe von Stolz und Vorurteil gefunden habe und dass dein Hotmail-Name Miss Elizabeth lautet, wie in Elizabeth Bennet? «
    Dass Warren jede Figur aus einem Roman von Jane Austen kannte, verschlug Laurel die Sprache.
    »Du kannst dich übrigens bei Keira Knightley dafür bedanken«, sagte er.
    Als Laurel nicht antwortete, rieb er sich mit den Fäusten die Augen, bevor er

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