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122 - Der Geisterwolf

122 - Der Geisterwolf

Titel: 122 - Der Geisterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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bald bei ihm melden würde.
    Dann ließ sie den Seelendolch im Blutornat verschwinden, wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit.
    ***
    Lionel Nimoy war ein einsamer alter Mann mit schütterem Haar, Spitzbart und Lesebrille. Ein richtiger Bücherwurm, der vor vielen Jahren sein Hobby - die Bücher - zu seinem Beruf gemacht hatte.
    Er hatte nur eine einzige Sorge: Was würde aus seinem Buchladen werden, wenn er ihn nicht mehr betreuen konnte? Verwandte hatte er keine, die das Geschäft hätten übernehmen können, und in fremde Hände wollte er es so lange wie möglich nicht geben, denn an diesem Laden hing sein Herzblut.
    Das Geschäft war für ihn die Erfüllung eines großen Traums gewesen. Unzählige Schwierigkeiten hatte er meistern müssen. Jahrelang hatte er nicht mehr als das Existenzminimum herauszuholen vermocht, und einige Male hatte es danach ausgesehen, als ob er zusperren müsse, aber er hatte sich durchgebissen, manchmal gehungert, um fällige Raten bezahlen zu können, und irgendwann war es dann allmählich aufwärtsgegangen.
    Sehr hoch war er allerdings nicht gekommen, aber Lionel Nimoy war ein bescheidener Mensch, der ans Leben keine hohen Ansprüche stellte.
    Er war zufrieden mit dem, was er hatte. Sein Vater - er lebte schon lange nicht mehr - hatte stets bezweifelt, daß sich sein Sohn zum Geschäftsmann eignete.
    Heute war es bewiesen, aber das konnte Nimoy senior nicht mehr sehen. Er war mit dem Bewußtsein von dieser Welt gegangen, einen verträumten Versager gezeugt zu haben.
    In dicken Filzpantoffeln schlurfte Lionel Nimoy durch sein kleines Haus. Er hatte ein kärgliches Abendbrot eingenommen und sich anschließend vor den Fernsehapparat gesetzt, weil er im Programmangebot eine Sendung entdeckt hatte, die ein Thema behandelte, das ihn interessierte.
    Ansonsten drehte er das TV-Gerät nur selten an. Lieber las er ein gutes Buch und ließ seiner Phantasie freien Lauf. Er hielt nicht viel von passiver Unterhaltung - dasitzen und stundenlang in dieselbe Richtung starren.
    Die Sendung, die ihn interessiert hatte, war zu Ende. Er hatte das Gerät abgeschaltet und war im Begriff, sich nach oben zu begeben, als am Fenster das Oval eines Gesichts erschien.
    Terence Pasquanell, der Mann mit den Todesaugen, war gekommen!
    ***
    Nimoy spürte etwas, das er sich nicht erklären konnte. Eiseskälte kroch in seine Glieder. Er blieb verwirrt stehen und richtete die Lesebrille, die vorn auf der Nasenspitze saß.
    Dieses Gefühl… Wodurch war es ausgelöst worden? Der alte Mann faßte sich an die hämmernden Schläfen. Er wankte, atmete schwer, und als er sich am Geländer festhalten wollte, verwandelte sich dieses in eine abscheuliche Riesenschlange.
    Der Buchhändler stieß einen krächzenden Schrei aus und prallte entsetzt zurück. Fassungslos starrte er auf die Schlange, die auf die Treppe fiel und zu ihm herunterkroch.
    Was war los mit ihm? Hatte er den Verstand verloren? Sein Herz pochte wild gegen die Rippen.
    Er wich zurück, die Riesenschlange folgte ihm. Sie starrte ihn mit ihren schwarzen Augen an, als wollte sie ihn hypnotisieren, und immer wieder flatterte ihre gespaltene Zunge aus dem Maul.
    Wie kam dieses kriechende Ungeheuer in sein Haus? Sah er es wirklich, oder spielten ihm seine Sinne nur einen Streich? Er stieß mit dem Rücken gegen die Standuhr.
    Die Ketten rasselten, und die Erschütterung entlockte dem Gong einen scheppernden Ton. Nervös fuhr der alte Mann herum, und im selben Moment weiteten sich seine trüben Augen, denn aus dem Uhrkasten zuckten transparente Geisterhände und legten sich kalt um seinen Hals.
    Aufschreiend riß er sich los und stürmte ins Wohnzimmer. Er schmetterte die Tür zu und lehnte sich zitternd dagegen. Am Fenster erschien Terence Pasquanell, und mit einemmal begriff der alte Buchhändler, daß der ganze Spuk von den Augen dieses Mannes ausging.
    Der Werwolfjäger stellte eine telepathische Verbindung zu Lionel Nimoy her und befahl ihm, ihn einzulassen. Der Buchhändler gehorchte.
    Er begab sich zur Terrassentür und öffnete sie. Terence Pasquanell trat zufrieden grinsend ein.
    »Schließ die Tür!« verlangte der Zeitdämon. Diesem alten Mann war er weit überlegen. Er konnte mit ihm anstellen, was er wollte, konnte ihn führen wie eine Marionette.
    Nachdem Lionel Nimoy die Tür geschlossen hatte, sagte Terence Pasquanell: »Komm hierher!«
    Er wies vor sich auf den Boden. Zögernd schlich der alte Mann auf ihn zu. Er zitterte heftig. Pasquanell

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