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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wachte. Sie konnte ihn nur nicht sehen, aber fühlen vielleicht.
    Da die Spannung abgeklungen war, schaffte Amy es, sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Sie schaute sich um. Sie sah das Band der Straße vor sich, sie blickte auch auf die gegenüberliegende Seite, an der sich ebenfalls nichts tat.
    Konnte sie der Ruhe trauen?
    Amy horchte in sich hinein. Der Stein war noch warm von der Sonne des Tages gewesen und hatte einen Teil dieser Temperatur an sie abgegeben. Es gefiel Amy nicht. Sie hasste diese Wärme, in der sich die Menschen nicht normal bewegen konnten. Jede Bewegung trieb den Schweiß aus ihren Poren, und trotzdem stand sie auf, weil sie etwas hörte.
    »Gratuliere. Du hast es getan. Du bist meiner würdig.«
    »Ja, das habe ich«, sprach sie. »Ist es nicht ein gutes Gefühl, nicht mehr allein zu sein, liebe Amy?«
    »Wieso? Ich bin allein.«
    »Nein. Ich bin bei dir. Hörst du mich nicht?«
    »Schon, aber ich kann dich nicht sehen. Wer bist du, und warum hältst du dich versteckt?«
    »Ich bin Xenia.«
    »Aha.«
    »Die Hexe ohne Herz!«
    Amy Madson schrak leicht zusammen, als sie diese Antwort vernahm. Sie hatte es ja gewusst, sie hatte davon ausgehen müssen, doch jetzt, als es ihr die Stimme so deutlich machte, da war sie schon leicht geschockt. Unwillkürlich fasste sie an ihre linke Brustseite und merkte deutlich, wie das fremde Herz in ihrer Brust normal schlug.
    »Du hast es, ja!«, sagte die Stimme wieder.
    Sie muss mich beobachtet haben!, dachte Amy. Etwas anderes kann ich mir nicht denken.
    »Tut es dir gut, Amy?«
    Amy schloss für einen Moment die Augen. »Wie kannst du so etwas nur fragen? Ja, es tut mir gut. Es tut mir sogar sehr gut. Mit dem alten Herz hätte ich nicht mehr weiterleben können. Das zumindest haben mir die Ärzte gesagt.«
    »Sehr gut, Amy. Und jetzt lebst du. Ja, du lebst. Ist das nicht wundervoll?«
    »Ich freue mich.«
    »Und du musst dankbar sein. Mir gegenüber, Amy. Ja, du musst dankbar sein…«
    »Das bin ich auch.«
    »Stimmt, du hast es bewiesen, indem du diese Frau erwürgt hast. Das war eine gute Leistung.«
    Amy Madson hatte Probleme, mit diesem Lob fertig zu werden. Für einen Moment riss der Vorhang ihrer neuen Existenz wieder weit auf, und so schaute sie zurück in das andere Leben, das sie einmal geführt und das ihr auch bis zum Zusammenbruch gefallen hatte. Ihr wurde mit aller Deutlichkeit klar, dass sie tatsächlich einen Menschen getötet hatte und so zur Mörderin geworden war.
    Sie begann zu zittern und hörte wieder die Stimme der fremden Xenia. »Aber Amy, doch nicht so. Nein, das kannst du mir nicht antun, Mädchen. Auf keinen Fall. Du wirst dich doch nicht nach dem Vorher wieder zurücksehnen?«
    »Das weiß ich nicht. Es war nur für einen Moment. Ich kann das nicht begreifen. Ich weiß, dass in meiner Brust dein Herz schlägt, aber warum höre ich da nicht nur seinen Schlag, sondern auch deine Stimme? Kannst du mir das sagen?«
    »Willst du es wirklich wissen?«
    »Ja, gern.«
    Sie hörte ein Lachen, das ihr nicht besonders gefiel, weil es einfach zu überheblich klang. Vor dem Stein stehend wartete sie ab, und die Antwort erschreckte sie abermals.
    »Ich bin eine Hexe. Ich bin Xenia, die Hexe ohne Herz, denn das schlägt jetzt in dir.«
    Es war schon seltsam, aber großartig überrascht fühlte sich Amy nicht. In ihr schlug das Herz einer Hexe, aber das war es nicht allein, denn dieses Herz musste noch etwas transportiert haben, denn gefühlt und gehandelt hatte sie immer anders. Erst mit der Transplantation waren die Gefühle der Fremden auf sie übertragen worden, und diese Tatsache zu akzeptieren, bereitete ihr Probleme.
    Amy spürte, wie sie von Unsicherheit erfasst wurde. Sie hätte gern weitere Fragen gestellt, bekam sie aber nicht über die Lippen, und so formulierte sie diese nur im Kopf, was die Hexe Xenia allerdings merkte.
    »Du denkst an das Herz und nicht an das andere in mir, das du ebenfalls bekommen hast.«
    »Das ist so.«
    »Ich habe dir viel von mir gegeben. Es war ein Versuch wert. Und er ist nicht fehlgeschlagen.«
    Auch das akzeptierte Amy. Nicht aber die Tatsache, dass noch jemand existierte, wenn er sein Herz verloren hatte.
    »Warum bist du nicht tot? Du hättest längst tot sein müssen, verdammt noch mal. Warum bist du denn nicht tot? Man kann ohne Herz nicht leben.«
    »Kann man das wirklich nicht?«
    »Nein!«, schrie sie fast. »Soll ich es dir beweisen?«
    Amy wusste nicht, was sie antworten sollte. Klar, sie

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