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1256 - Belials Bann

1256 - Belials Bann

Titel: 1256 - Belials Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wies ich Karina darauf hin.
    Sie holte tief Atem. »Jetzt, John! Tu es!«
    Ich löste den Fuß. Zugleich fühlte es sich an, als hätte meine Retterin noch fester zugegriffen. Mir war selbst nicht klar, woher sie die Kraft nahm, aber in bestimmten Situationen wachsen die Menschen eben über sich hinaus und das war hier der Fall.
    Sie zerrte mich höher. Der Schnee hatte sich verdichtet. Seine Eiskörner machten das Dach noch glatter. Sie prallten gegen mein Gesicht und nahmen mir den größten Teil der Sicht. Aber ich sah das Fenster näherkommen und damit auch den Rahmen. Karina fragte, ob ich in der Lage war, mich festzuhalten, zumindest für einen Moment.
    »Ja!«, keuchte ich.
    Sie führte meine Hand noch an den Rahmen heran, und als ich mit den Fingern dagegen stieß, griff ich zu und schaffte es, ihn zu umfassen.
    Ich hielt mich fest. Ich hatte jeden anderen Gedanken aus meinem Kopf verbannt. Ich merkte auch die Schmerzen in meiner Schulter nicht mehr.
    Sekunden vergingen, dann schoben sich zwei Hände plötzlich unter meine Achselhöhlen. Auch sie erinnerten mich an Schraubstöcke, so hart hielten sie mich fest und das Lachen, das über mein Gesicht hinwegwehte, klang wie ein Triumph.
    Ich war noch nicht völlig aus dem Schneider, aber der Rest war beinahe ein Kinderspiel. Karina gab nicht auf und plötzlich erwischten mich die Eiskörner nicht mehr.
    Karina hatte mich ins Trockene gezogen. Ich bekam das Übergewicht, fiel nach unten, aber auch da half sie mir und stützte mich ab. So saßen wir plötzlich zu zweit auf dem Boden und schauten uns gegenseitig in Gesichter, die vor Anstrengung fremd wirkten.
    Reden konnten wir nicht, nur keuchen, und wir schüttelten auch hin und wieder den Kopf.
    Der Wind blies die Schneekörner auch durch das offene Fenster, aber das störte uns nicht. Wir hatten es beide heil überstanden. Ich fühlte mich wieder als Mensch, denn der Schmerz meldete sich in meiner linken, malträtierten Schulter zurück.
    Karina hatte bestimmt das Zucken meiner Mundwinkel gesehen und zog sofort die richtigen Schlüsse.
    »Kannst du das Gelenk noch bewegen?«
    »Mal schauen.« Ich versuchte es, und es klappte, auch wenn es noch wehtat. Dann stand ich auf.
    Auch Karina kam auf die Füße. Wir waren beide noch recht schwach auf den Beinen, so kam uns der Stützbalken gerade recht, an dem wir uns festhalten konnten.
    »Jetzt kommt die große Frage«, sagte Karina. »Wie wird unsere Zukunft aussehen?«
    »Frag einen Hellseher.«
    »Nein, ich frage dich. Und ich frage mich weiter, ob es noch bei unserem Plan bleiben wird.«
    Mit genau dem Gedanken hatte ich mich ebenfalls beschäftigt. Da Karina nicht sofort eine Antwort erhielt, übernahm sie wieder das Wort.
    »Es sieht wirklich nicht optimal aus. Wenn wir das Studio betreten, wird Tamara große Augen machen, weil sie dich bereits kennt. Du und ich gemeinsam, das klappt nicht mehr. Bei mir hoffe ich nur, dass sie mich nicht gesehen hat.«
    »Sie ist ja verschwunden«, erklärte ich. »Da habe ich noch auf dem Dach gelegen.«
    »Dann sollten wir den Plan ändern oder?«
    Ich schaute sie etwas länger an. »Und welche Alternative haben wir?«
    Karina zuckte die Achseln. »Ich wüsste im Moment keine.«
    »Dann soll es dabei auch bleiben. Du gehst ins Studio, und ich werde auch dort sein.«
    Karina stemmte sich vom Balken ab und bewegte sich zwei Schritte zur Seite. »Das hört sich ja nicht so an, als könntest du weiterhin die Person spielen, die sich Tamara zur Verfügung stellt, um ihr Leben zu geben.«
    »Das werde ich auch!«
    Karina schüttelte den Kopf. Sie kam nicht mehr mit. Darauf deutete auch ihr Gesichtsausdruck hin.
    »Aber das können wir nicht machen, John. Darauf fällt die Heilerin bestimmt nicht herein.«
    »Da gebe ich dir Recht. Aber es steckt noch etwas anderes dahinter«, fuhr ich fort. »Tamara arbeitet nicht auf eigene Rechnung, sie ist praktisch vorgeschickt worden. Wenn du so willst, kann man sie als eine Testperson ansehen.«
    »Wer steht denn hinter ihr?«
    »Eine Macht. Ein Engel, ein mächtiger Engel«, erklärte ich und schaute dabei zu Boden. »Er heißt Belial.«
    »Nie gehört.«
    »Kann ich mir denken. Belial ist ein uraltes Geschöpf. Es gibt ihn schon so lange wie die Welt. Er ist aus den Urtiefen wieder in die Höhe gestiegen. Belial kann man mit dem Begriff wertlos übersetzen. Er ist der Engel der Lügen.«
    Karina sah mich an und schluckte. Dann flüsterte sie: »Engel der Lügen, hast du gesagt?«
    »Ja.

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