1300 - Die Templerin
Kraft dafür gesorgt, dass dein Körper so makellos geblieben ist.«
»Das weiß ich«, flüsterte sie.
»Dann wirst du jetzt tun, was ich verlange. Nimm deine Waffe und töte ihn!«
»Ich werde gehorchen.«
Konstanza hatte abermals geflüstert, und diesmal war es dem Großinquisitor aufgefallen.
»Was ist los mit dir? Mit wem redest du?«
Ihr fiel nur eine schnelle Ausrede ein. »Ich versuche zu beten. Das ist alles.«
»Nicht jetzt!«
Konstanza fiel auf die Knie. Jetzt lag die Pritsche zum Greifen nahe vor ihr. Sie sah einen Schatten an der Wand und konnte sich ausrechnen, wo sich der Mann aufhielt.
Er stand günstig…
Eine Hand griff unter die Pritsche, die nicht mit ihrer gesamten Fläche den Boden berührte. Zwei Balken hatten für eine kleine Erhöhung gesorgt.
Das angespitzte Stück Hartholz lag immer griffbereit. Sie wusste auch genau, wohin sie zu fassen hatte, und als die Finger es umklammerten, lächelte sie.
»Warum stehst du nicht auf?«
»Bitte, ich…«
»Was ist?«
»Ich fühle mich nicht wohl. Ich habe Schmerzen. Sie drücken tief in meinen Magen und…«
»Ich lasse keine Ausreden gelten. Wenn du dich weigerst, werde ich dafür sorgen, dass man dich wieder in das Verlies steckt. Hast du verstanden?«
»Ja, aber…«
»Hoch mit dir!«
Als Konstanza nicht sofort gehorchte, packte er zu. Seine starken Finger griffen zu wie bei einer Katze. Sie umfassten den Nacken und zerrten die Frau auf die Beine.
Konstanza hatte sich schwer gemacht. Sie hörte den »frommen«
Mann fluchen. Ihre rechte Hand mit der Waffe hatte sie eng gegen den Körper gepresst.
Er drehte sie herum!
Der Großinquisitor zeigte sein wahres Gesicht. Für die Frau war es eine Fratze der Lust und der Wut zugleich.
Und sie empfand nicht die Spur eines Gewissensbisses, als sie ihn anlächelte, mit der linken Hand sogar streichelte und dabei mit der rechten ausholte, um die nötige Wucht hinter ihren Angriff zu setzen.
Im letzten Moment merkte Bernado etwas. Wahrscheinlich hatte er in ihre Augen geschaut und darin gelesen, was sie von ihm hielt.
Er riss den Mund auf, um etwas zu sagen.
Da stieß Konstanza zu!
Das Holz war spitz wie ein Messer und sehr hart. Es drang durch die Kleidung und in den Körper hinein. Sie hatte die Waffe noch etwas schräg von unten nach oben gezogen, und jetzt bohrte sie sich tief in den Körper hinein.
Die Frau blieb stehen. Eine Hand hielt noch den Griff fest. Sie schaute dabei in das Gesicht des Mannes, sah die weit geöffneten Augen und auch den Mund, der sich mit Blut füllte, weil die Waffe wohl die Lunge getroffen hatte.
Bernado röchelte. Er taumelte mit steifen, abgehackten Schritten zurück. Das Holzmesser steckte in seinem Körper, und er presste beide Hände um den Schaft. Mit einer mühsamen Bewegung zog er es hervor und sah nicht, dass ein Schwall Blut aus der Wunde schoss und zu Boden tropfte.
Er musste Schmerzen haben, doch sie zeichneten sich nicht auf seinem Gesicht ab. Stattdessen lag darauf ein Staunen, als hätte er zum ersten Mal in den offenen Himmel gesehen. Er konnte es nicht fassen und wollte es auch nicht wahrhaben.
Aus dem Mund floss das Blut in kleinen Fäden über die Unterlippe hinweg. Aber er blieb noch auf den Beinen, was Konstanza wunderte. Sie hätte ihn gern zusammenbrechen und sterben gesehen. Der Wunsch wurde ihr noch nicht erfüllt.
Stattdessen schaffte Bernado es, sich zu drehen. Durch die Bewegung war er nahe an die Tür herangekommen. Er fiel fast auf die Klinke. Er drückte sie, umklammerte sie, und trotz der schweren Verletzung gelang es ihm, die Tür aufzuzerren.
Das hatte Konstanza nicht gewollt. Damit hatte sie auch nicht gerechnet. Sie lief einen Moment zu spät vor und musste mit ansehen, wie sich der Verletzte in den Gang hineindrehte.
Erst dann fiel er über die Schwelle hinweg – und stieß einen fürchterlichen Schrei aus.
Genau das hatte Konstanza vermeiden wollen, denn sie erinnerte sich an die Aufpasser, die im Gang zurückgeblieben waren. Sie waren weder taub noch blind, und sie mussten einfach bemerken, was hier ablief.
Wieder hörte sie Schreie.
Diesmal war es nicht Bernado, der sie ausgestoßen hatte, sondern die beiden Männer. Als sie ihre schnellen Schritte vernahm, war es für sie bereits zu spät.
Die Soldaten waren schwer bewaffnet. Sie trugen Lanzen in den Händen, und an den Gürteln Kurzschwerter. Sie sprangen über den Körper des Großinquisitors hinweg und drangen in die Zelle ein.
Sofort wich
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