131 - Pakt mit Luzifer
Schneider erschienen war.
Bestand eine Identität zwischen diesem
höllisch ausschauenden Tier und diesem Mann, der sich so ungewöhnlich benahm?
Wurde er - ob mit oder gegen seinen Willen -
verwandelt? Wurden magische Kräfte sichtbar oder höllische? War dieser Mann zu
bedauern wie ein Werwolf, der ohne es zu ahnen jene gefährliche Anlage besaß,
die ihn manchmal zu einem reißenden Tier werden ließ?
Larrys Hirn arbeitete mit der Präzision und
Schnelligkeit eines Computers.
Er glaubte einiges bereits klarer zu sehen.
Die gespaltene Persönlichkeit dieses Fremden schien offensichtlich.
Blitzschnell änderte er seine Absichten. Eben noch wollte er Schneider eine
Mitteilung überbringen, im nächsten Augenblick sprang er von einem Hochhaus, im
übernächsten erhob er sich und lief wie von Furien gehetzt davon. Auf diese
verrückte Geschichte sollte ein normaler Mensch sich einen Reim machen!
X-RAY-3 lief weiter und blieb dem Fliehenden
auf den Fersen.
Unbemerkt war das nächtliche Geschehen nicht
geblieben. In den unteren Etagen der umstehenden Häuser waren die Fenster
geöffnet worden. Wie Scherenschnitte gegen den hellen Hintergrund zeigten sich
Köpfe und Oberkörper.
Brent registrierte dies nur beiläufig. Er
erreichte die nächste Straßenecke. Weiter vorn lag eine Hauptverkehrsstraße. An
der Ecke stand ein Taxi. Ein Paar stieg gerade aus. Sie zahlte. Wahrscheinlich
war sie voll emanzipiert, oder ihr Begleiter hätte keine Beziehung zum Geld.
Der Fliehende winkte dem Fahrer, lief auf das
Taxi zu, erreichte es und stieg ein.
Larry legte noch etwas zu. Sein Puls ging
schneller, und er spürte jetzt doch die Belastung, die er sich auferlegt hatte.
Sein Atem flog, Schweiß perlte über sein Gesicht.
Auch X-RAY-3 winkte. Aber darauf reagierte
der Fahrer nicht mehr. Mit quietschenden Pneus startete er durch, riß den Wagen
herum und drehte in waghalsigem Tempo auf der Straße.
Der Taxifahrer ahnte nichts von dem, was hier
wirklich vorging. Sein Fahrgast hatte ihm möglicherweise eine haarsträubende
Geschichte von einem Überfall erzählt, und daß er nun froh wäre, mit einem
blauen Auge davonzukommen.
Larry konnte sich eine solche Geschichte
lebhaft vorstellen.
Er machte auch jetzt noch nicht langsamer. Es
war hoffnungslos, ein schneller werdendes Fahrzeug aus dieser Entfernung
überhaupt noch zu verfolgen, doch das hatte seinen Grund. Wenn er das
Nummernschild erkannte, bestand die Möglichkeit, auf diesem Weg herauszufinden,
wo der Fahrer seinen Gast abgesetzt hatte.
X-RAY-3 erkannte die Buchstaben F-C, dann die
Ziffern 1... 8 ... aber hier wurde es schon kritisch. Die Acht konnte auch eine
Null sein. Aus dieser Entfernung...
Das Taxi bog nach rechts ab und fädelte sich
in den fließenden Verkehr ein.
Larry biß die Zähne zusammen.
Sollte auch das wieder ein Schlag ins Wasser
gewesen sein?
Er war erschöpft und doch keinen Schritt
weitergekommen und ...
Ein Wagen brauste hinter ihm heran und hielt.
Die Tür flog auf.
»Steigen Sie ein, schnell !«
Andreas Schneider, nur mit Unterhose und
Hausmantel bekleidet, saß nervös am Steuer und kaute auf seiner Unterlippe.
Larry ließ sich kein zweites Mal auffordern.
Noch ehe er die Tür zugezogen hatte, gab Schneider Gas.
»Wenn Sie gesehen haben, was ich gesehen
habe, Mister Brent«, sagte er rauh, »dann bedarf es wohl keiner Erörterung. «
X-RAY-3 nickte nur.
*
Die Tatsache, daß Andreas Schneider den
Hauptteil der Ereignisse zunächst von seinem Fenster beobachtet und dann
unverzüglich die Initiative ergriffen hatte, erfüllte den PSA-Agenten mit neuer
Hoffnung.
Schneider schoß gewagt in die Kreuzung, nahm
einem von links auf der Hauptstraße fahrenden Wagen die Vorfahrt und zuckte
entschuldigend die Achseln.
Sie hatten eine Chance, und die mußten sie
nutzen.
Insgesamt fünf Fahrzeuge befanden sich
zwischen dem Taxi, in dem der Geheimnisvolle saß, und Schneiders Wagen.
Larrys Augen waren starr auf einen Punkt
gerichtet, damit ihm nichts entging.
Schneider manövrierte taktisch richtig und
jagte nicht wie ein Wilder durch die Straßen mit Hupe im Dauerton, um die vor
ihm fahrenden Wagen wegzuscheuchen. Das hätte den anderen nur auf sie
aufmerksam gemacht.
Nur ein einziges Mal überholte der Kommissar.
Es gelang ihm, sich zwei Fahrzeuge weiter vorzuschieben.
Larry atmete auf, und zum ersten Mal fiel ein
wenig die Spannung von ihm ab, unter der er seit zehn Minuten stand. Er lehnte
sich zurück.
»Jetzt haben wir ihn
Weitere Kostenlose Bücher