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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stoppte, und so konnten die zahlreichen Wagen vom Zug rollen, bis hinein in den ersten Stau. Man sollte ja nicht aus der Gewohnheit kommen und vom Festland die Erinnerungen mitbringen.
    Auch der Mann in einem Audi A6 steckte im Stau fest. Er ärgerte sich nicht darüber, denn er war froh, die lange Fahrt von Nürnberg bis auf die Insel hinter sich zu haben.
    Eigentlich war es ja verrückt, aber Andreas Brass hatte die Einladung bekommen und war inständig darum gebeten worden, ihr auch zu folgen. Man hatte ihn darin an den Mörder-Mönch erinnert, und den konnte der dreiundvierzigjährige Mann nicht vergessen. Das war der Horror total gewesen. Er war in Ereignisse mit hineingezogen worden, über die er in stillen Stunden auch über ein Jahr später noch nachdachte und keine richtige Erklärung dafür fand.
    Heute saß er allein im Wagen. Seine Frau war in Nürnberg geblieben. Sie musste auf die beiden Kinder Acht geben, denn in der Zwischenzeit war wieder Nachwuchs gekommen.
    Susan hatte nur den Kopf geschüttelt, als sie von der Einladung erfahren hatte. »Und du willst wirklich fahren?«, hatte sie gefragt.
    »Ja, da kann ich noch einen Geschäftsfreund besuchen.«
    »Aber dir geht es in erster Linie um den Mönch.«
    »Das ist wahr.«
    »Der tot ist.«
    »Anscheinend nicht. Ich spüre innerlich, dass ich fahren muss. Das ist wie ein Drang.«
    »Dann fahr. Aber gib Acht. Es kann sein, dass du nicht immer so viel Glück hast.«
    »Keine Sorge. Ich achte schon auf meinen Hals.«
    »Hoffentlich.«
    Die Ampel würde noch ein paar Mal umschalten, bevor Andreas Brass sich wieder in Bewegung setzen konnte. Und so hing er seinen Gedanken nach. Er hatte eine schreckliche Frau gesehen, die in die Fänge des Mörder-Mönchs geraten war. Eine Frau, deren Gesicht schließlich zerfallen war und nur noch aus Würmern bestanden hatte.
    Andreas schüttelte sich noch im Nachhinein. Er hoffte, so etwas nicht mehr erleben zu müssen. Auf der anderen Seite war er gespannt, weshalb man ihn auf die Insel gelockt hatte.
    Dass sich seine Frau auch weiterhin Sorgen machte, lag auf der Hand. Er wollte ihr zumindest einen Teil davon nehmen, holte sein Handy hervor und rief sie an.
    Sie war schnell am Aparat. Im Hintergrund hörte Andreas die Stimmen seiner Kinder.
    »Ich bin auf der Insel.«
    »Gut, schon in Keitum?«
    »Nein, im Stau.«
    »Da hättest du auch in Nürnberg bleiben können.«
    »Aber da sehe ich nicht das Meer.«
    »Dafür deinen Nachwuchs.«
    »Ja, ja!«, rief Andreas. »Gib mir mal den kleinen Sandkasten-Rocker.«
    In der folgenden Minute sprach der Vater mit seinem Sohn Max und musste dann das Gespräch beenden, weil es voranging.
    »Ich melde mich wieder«, sagte er noch zu seiner Frau und startete den Audi.
    Der Rest der Strecke war ein Kinderspiel. Andreas Brass hatte die Scheiben nach unten fahren lassen, um die Meerluft zu genießen, die in den Wagen strömte. Er mochte die Frische, die es eben nur an der See gab. Er hatte das Gefühl, dass seine Seele Flügel bekam und ihn mit hinein in die Weite dieser Landschaft nahm.
    Für zwei, drei Minuten waren seine Sorgen verschwunden. Zur linken Hand ragte der Turm der Keitumer Kirche auf. Jetzt, im Juni, hatte die Insel ihr Blütenkleid angelegt. Es überschwemmte das Eiland mit seinen verschwenderischen Düften, wobei die leicht flattrig wirkenden Heckenrosen sich besonders hervortaten.
    Sylt-Ost-Keitum. Hier fühlte sich Andreas Brass schon fast wie zu Hause. Viele Kenner behaupten, dass Keitum das schönste Dorf auf der Insel ist, und denen konnte Andreas nur zustimmen. Durch den Ortskern brauchte er nicht erst zu fahren, es ging rechts ab und hinein in eine Landschaft, die zwischen den Häusern recht viel Platz ließ.
    Andreas Brass lachte. Er freute sich, obwohl ein ungutes Gefühl schon in ihm zurückblieb…
    ***
    Auch ich hatte es geschafft, und mich überkam wieder ein Gefühl, irgendwie nach Hause zu kommen, wo nette Menschen auf mich warteten. Dabei hatte ich nie auf der Insel Urlaub gemacht und war stets dienstlich hier gewesen.
    Trotzdem hatte ich dieses Eiland ins Herz geschlossen, über das es so viele Vorurteile gab, die teilweise auch stimmten. Aber man musste ja nicht durch die In-Kneipen ziehen und die Nächte durchfeiern. Es gab auch in der Hochsaison noch genügend freie Ecken, wo man die Seele baumeln lassen konnte.
    Zeitlich war ich gut hingekommen. Der Nachmittag war noch nicht ganz vorbei, und der Abend ließ sich etwas Zeit. Es würde sowieso erst

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