1323 - Vampir-Monster
seine Blutzähne.
»Was willst du machen? Hilfe holen? Sinclair Bescheid geben?«
»Ich würde sogar über meinen eigenen Schatten springen«, erklärte Mallmann, »aber das wird Sinclair nicht akzeptieren, was ich verstehen kann. Wir sind Todfeinde. Wir können nicht zusammenkommen. Zu verschieden sind die Seiten, auf denen wir stehen.«
»Im Notfall…«
»Nein, auch dann nicht.«
»Ich würde nicht so radikal denken.«
Mallmann drehte den Kopf nach links und schaute Justine an. Sie meinte es ehrlich. Er kannte sie. Das perfekte Gesicht war geblieben. Vom Profil her sah sie aus wie in Stein gemeißelt. Nach wie vor richtete sie ihre Blicke auf den Spiegel, dessen Inhalt sich nicht verändert hatte. Noch immer schwebten dort die fliegenden Monstren, aber es war nicht zu sehen, ob sie näher kamen oder in einer gewissen Entfernung blieben. Moglicherweise waren sie eine warnende Vorhut und…
Jeder Gedanke verging. Jede Spekulation wurde weggewischt, als die beiden Augenpaare sahen, was wirklich dort im Spiegel passierte. Da veränderte sich das Bild.
Im Hintergrund war eine Bewegung zu sehen. Dort zeichnete sich in der Dunkelheit ein Umriss ab. Ein mächtiger Klotz, der recht kompakt aussah, es aber in Wirklichkeit nicht war, denn bei genauerem Hinschauen wirkte er mehr wie ein Schatten.
»Will, da ist was!«
Mallmann nickte, dann trat er vor, weil er mehr erkennen wollte.
Er hätte sich nicht zu bemühen brauchen, denn was sich in diesem Spiegel zeigte, das machte sich selbst auf den Weg. Ohne dass sie ein Geräusch hörten, schwang es vor, und diesmal sahen sie kein Vampirmonster. Auch keines, das eine überdimensionale Größe gehabt hätte, es war etwas ganz anderes.
Dunkler als der Spiegel, sodass es sich von der Fläche abheben konnte. Es näherte sich. Es gab kein Geräusch von sich, aber es wurde immer deutlicher.
Gewaltig. Schwarz und trotzdem glänzend. Eine immense Gestalt, kein Mensch, nur das Gerüst davon.
Ein monströses Skelett mit einem mächtigen Knochenschädel, in dem zwei rote Augen glühten.
Als Zeichen seiner Macht hielt das Skelett eine Sense mit höllisch scharfer Klinge in der Hand.
Es gab keinen Zweifel, wer sich den beiden Zuschauern innerhalb dieses Spiegels zeigte.
Es war der Schwarze Tod!
***
Die Aufregung verschwand nicht. Sie steckte in mir. Ich bekam sie nicht weg. Sie war wie ein böses Kribbeln, das mich vom Kopf bis zu den Füßen erfasst hatte. Es war möglich, dass sich mein vegetatives Nervensystem alarmierte, wobei es mich gleichzeitig bereit für die Zukunft machte.
In meiner Wohnung fühlte ich mich wie ein Gefangener. Mehrere Stimmen in meinem Innern teilten mir mir, dass an anderer Stelle etwas passierte und ich hier in der Bude wirklich so etwas wie ein Gefangener war. Es hatte auch keinen Sinn, nach draußen zu laufen. Es reichte mir schon, wenn ich ab und zu durch die Fenster blickte und nach einem fliegenden Monstrum Ausschau hielt, aber auch das war nicht zu sehen. Der Abend war da, die Helligkeit war noch geblieben, und das tat mir auch gut, denn so würde ich den einen oder anderen Angreifer erkennen können, wenn er wirklich kommen sollte.
Ich wartete auf ihn. Es war nicht nur die verdammte Vampirmutation, sondern auch die Person, die im Hintergrund stand und deren Rückkehr ich nicht hatte verhindern können.
Den Beweis besaß ich nicht, aber mein Gefühl sagte mir, dass der Schwarze Tod dahinter steckte und einen ersten Großangriff vorbereitete. Ich war sein größter Feind. Ich hatte ihn damals mit dem silbernen Bumerang vernichtet. Jetzt, wo er zurück war, würde er grausame Rache nehmen wollen.
Ich öffnete ein Fenster.
Man hatte von einer Abkühlung geschrieben und auch gesprochen. Die Wetterleute schienen Recht zu haben. Es war wirklich kühler geworden. Mir tat es gut, die Nase in den Wind zu halten.
Nein, es war kein zweiter Angreifer zu sehen, der es auf mich abgesehen hätte. Dabei war es so einfach für ihn. Er brauchte nur in meiner Nähe zu bleiben und einen günstigen Moment abzuwarten.
Es traf nicht zu, und so konnte ich das Fenster wieder beruhigt schließen.
Dann klingelte es.
Zwei Mal sogar!
Hektisch hörte es sich an. Ich eilte in den Flur, auch weil ich damit rechnete, dass Glenda es sich anders überlegt hatte und jetzt zu mir kommen wollte.
Der Blick durch das Guckloch zeigte mir, dass ich mich geirrt hatte. Vor der Tür standen Suko und Shao. Um das festzustellen, hatte mir ein kurzer Blick genügt. Es war mir
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