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1352 - Beute für den Sensenmann

1352 - Beute für den Sensenmann

Titel: 1352 - Beute für den Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich wieder um. Auf meinem Gesicht lag kein Lächeln, auch wenn wir etwas erreicht hatten. Die Lage war nach wie vor noch zu ernst, denn wir ahnten, dass noch einiges auf uns zukommen würde.
    Godwin warf einen letzten, wie Abschied nehmenden Blick auf die beiden Truhen. Ich konnte verstehen, dass es ihm in der Seele weh tat, aber hier als Wachtposten zu bleiben, hätte nichts gebracht.
    Wenn wir diese Wasserzombies stellen wollten, dann draußen…
    ***
    Lilian Dexter schaute Suko lange an. Sie saßen beide an einem Tisch in der Ecke. Da brauchen sie sich nicht um die anderen Gäste zu kümmern, die ihnen sowieso schon verstohlene Blicke zugeworfen hatten, denn wer so aussah wie sie, der war hier in Cove ein Exot.
    Rose Dunn hatte alle Hände voll zu tun, um die Gäste zu bedienen.
    Sicherlich war sie auch froh darüber, denn so etwas lenkte immer wieder ab.
    Suko hatte sich einen Tee bestellt. Hin und wieder hob er die Tasse an und nippte an der grüngelben Flüssigkeit. Seine Gedanken drehten sich weniger um Lilians und seine Lage, sondern mehr um die seiner beiden Freunde.
    Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, hier zu warten und den beiden das operative Feld zu überlassen.
    Wenn er einen Blick durch die Fenster warf, sah er, dass draußen allmählich die Dämmerung den Tag verdrängte. Es wurde kälter, und Suko hatte den Eindruck, dass er dies sogar sehen konnte, doch das bildete er sich wohl nur ein.
    Er hatte auch keinen Versuch unternommen, seine Freunde telefonisch zu erreichen, ebenso wenig hatten sie ihn angerufen.
    Alls Suko seine Tasse wieder mal absetzte, sprach ihn Lilian Dexter an.
    »Langweilig für Sie, wie?«
    »Nein, das sehe ich nicht so.«
    Sie winkte ab. »Ihre Freunde haben zumindest was zu tun. Sie werden den Schatz ja finden.« Ein verlorenes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Schade, wir hätten ihn gern gehabt.«
    »Es wäre Unrecht gewesen. Er gehört ihnen nicht.«
    »Ach, wo kein Kläger ist, da gibt es auch keinen Richter. Hat Orry immer gesagt. Er meinte, dass man seine Chancen im Leben nutzen soll. Wir haben es versucht.«
    »Auf unrechte Art und Weise. Außerdem ist Orry zu einem Mörder geworden.«
    Lilian schaute Suko aus einem beinahe flammenden Blick an.
    »Nein, Orry ist kein Mörder.«
    »Und der tote Hehler?«
    »War ein Unfall.«
    »So kann man es auch nennen.«
    Lilian ballte ihre Hände zu Fäusten. »Aber es stimmt. Das war ein Unfall. Er kippte um… und ja, konnten wir wissen, dass er einen Kopf aus Glas hat? Außerdem wollte er uns bescheißen, und das konnten wir nicht zulassen.«
    »Aber jetzt ist Orry tot!«
    »Weiß ich, verdammt!« Sie schmollte wieder und blickte bewusst an Suko vorbei.
    Der Inspektor schüttelte unmerklich den Kopf. Ihre Denkweise war durch bestimmte Erfahrungen geprägt worden. Wer irgendwann nicht einsah, dass er falsch lag, blieb auf der Strecke.
    Lilian griff zur Zigarettenschachtel auf dem Tisch und stellte fest, dass sich nur noch ein Glimmstängel darin befand. Den zündete sie sich nicht an, warf Suko noch einen recht bösen Blick zu und räusperte sich. Sie schien die richtigen Worte gefunden zu haben und wollte auch etwas sagen, als sich nicht nur der Blick veränderte, sondern auch die Körperhaltung. Für sie schien alles andere in der Umgebung verschwunden zu sein. Es gab nur einen bestimmten Punkt, der sie interessierte, und dort schaute sie auch hin.
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte sie.
    »Was?«
    »Er ist da!«
    Suko begriff nichts. »Wer denn?«, fragte er.
    »Der Typ, verdammt! Der oben an der Hütte. Der mit dem Bart.«
    Sie saugte scharf ihren Atem ein. »Der so komisch aussieht. Er ist soeben hier eingetreten.« Sie wurde nervös und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Was soll ich denn jetzt machen?«
    Suko gab ihr keine Antwort. Bisher hatte er nur etwas gehört. Das sollte sich jetzt ändern. Er drehte sich ebenfalls um, damit er in Richtung Tür schauen konnte.
    Sie war wieder ins Schloss gefallen. Der neue Gast schritt in den Raum hinein. Durch einen dünnen Schleier aus Rauch erkannte Suko ihn.
    Die Beschreibung stimmte. Der Mensch war tatsächlich mit einem schon monströsen Bart ausgestattet, der bis zur Brust reichte. Er war nicht der Kälte entsprechend angezogen und trug eine eng am Körper anliegende Jacke und dazu eine Hose, deren Beine ungefähr in den Kniekehlen endeten. Er schaute stur geradeaus. Die anderen Gäste schienen ihn nicht zu interessieren.
    Auf dem Kopf trug er keinen Hut.

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