1369 - Eine grausame Wahrheit
wenigen Worten zusammen.
»Mann, du hast einen Punch.« Er schaute Suko an. »Hätte ich nicht gedacht. Du solltest mal bei uns mittrainieren.«
»Danke für das Angebot, aber mein Job ist Training genug.«
Ich hörte gar nicht hin, was die beiden zu bereden hatten, sondern blickte mich um, weil ich den Bau sehen wollte, in dem Ray Jenkins sein Büro hatte.
Es gab nur die eine große Halle. Sie war aus roten Ziegelsteinen errichtet und sah aus wie eine in die Länge gezogene Baracke. Fenster waren ebenfalls vorhanden, allerdings mehr breit als lang. Ich sah eine Rampe, über die die Waren in die Halle transportiert werden konnten und dachte daran, dass wir an der Rückseite standen, was uns Olaf auch bestätigte.
»Kommen wir auch von hier in das Büro?«
»Ja, ihr müsst über die Rampe gehen und euch nach links wenden. Da gibt es eine Metalltreppe. Sie führt direkt hoch zum Bereich des Chefs.«
»Danke.«
Suko war ein fairer Sportsmann. Er streckte Olaf die Hand entgegen und half ihm dabei, auf die Beine zu kommen.
»Und gib auf dein Kinn Acht«, sagte er ihm noch, bevor er sich zurückzog.
Ich war schon vorgegangen. Er holte mich bald ein. Aufgehalten wurden wir nicht mehr. Wir kletterten die Rampe hoch und sahen vor uns die weit geöffnete Stahltür. In die Halle selbst konnten wir nicht hineinschauen, weil Trennwände uns die Sicht nahmen. Uns interessierte auch mehr die Metalltreppe, die links von uns nach oben führte und deren Stufen leicht glänzten, weil das Licht einer Leuchtstoffröhre nach unten fiel und sich darauf ausbreitete.
Die Treppe endete an einem kleinen viereckigen Podest, und dort standen wir vor einer weiteren Tür.
Büro , lasen wir.
»Dann wollen wir mal.« Ich drückte die Tür auf und trat hinein in eine andere Umgebung. Sofort sah ich, dass es nicht nur ein Büro gab, sondern mehrere. Allerdings waren sie durch Glasscheiben voneinander getrennt, sodass jeder einen freien Blick in die Räume der anderen Kollegen hatte. Mein Fall war das nicht, aber freiwillig musste man hier ja nicht arbeiten.
Vier Angestellte hockten vor ihren Bildschirmen oder telefonierten. Wo sich das Büro des Chefs befand, sahen wir nicht. Dafür nahm uns ein schmaler Gang auf, der an den Eingangstüren der Büros entlangführte, an denen sogar Namen standen.
Auch der eines gewissen Ray Jenkins. Sein Arbeitsraum bestand als Einziger nicht aus Glaswänden, sondern aus hellem Holz oder einem beschichteten Kunststoff.
Jenkins war da. Und er war nicht zu überhören. Seine laute Stimme drang bis zu uns.
»Wenn er telefoniert, werden wir ihn stören«, sagte ich, klopfte kurz und trat dann ein.
Der Schreibtisch war groß und voll beladen. Aber ein Typ wie Jenkins brauchte das auch, denn auch er war ein massiger Mann, der die Ärmel seines gestreiften Hemds so weit wie möglich in die Höhe gekrempelt hatte.
Eigentlich hätte ich mich auf ihn konzentrieren müssen, was ich aber nicht tat, denn eine Hälfte des Büros bestand aus Glas, und durch diese Wand fiel der freie Blick in die große Halle, die es wirklich wert war, angeschaut zu werden.
Eine kleine Tribüne mit Sitzplätzen befand sich an der linken Seite.
Dort saßen die Kunden, die die Fische ersteigerten. Gegenüber war eine große Uhr zu sehen, die an der Wand hing. Jedenfalls sah das Ding für mich wie eine Uhr aus.
Auf dem gekachelten Boden standen die langen Tische, in denen sonst die Waren lagen. Es schimmerten nur noch die Eisreste darin.
Mitarbeiter waren dabei, die Tische von letzten Eisresten zu leeren.
Später würden sie wieder aufgefüllt werden. Ein Mann hielt einen roten Schlauch in der Hand, aus dessen Düse das Wasser spritzte und sich auf dem kalten Boden verteilte. Zusammen mit zahlreichen kleineren Eisstücken verschwand es in mehreren Gullys.
»Raus!«
Ein Befehl, ein Schrei, einer Aufforderung – da kam alles zusammen, und wir zuckten beide zusammen, denn mit dieser Reaktion hatten wir nicht gerechnet. Der Fischhändler schien ein Choleriker zu sein, und irgendwie sah er auch so aus.
Ein massiger Mann mit schwarzen Haaren, die schweißfett auf seinem Kopf lagen. Im Gesicht fiel die hohe Stirn auf. All das, was sich darunter befand, schien irgendwie zusammengepresst zu sein und hatte dabei eine breite Form angenommen.
Nach seinem Schrei senkte er den Kopf und telefonierte weiter. Er blickte nicht mehr nach vorn, weil er wohl der Meinung war, dass ein Wort ausreichte.
Wir waren weder seine Leibeigenen und auch
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