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137 - Insel des Grauens

137 - Insel des Grauens

Titel: 137 - Insel des Grauens
Autoren: Dämonenkiller
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und den Rest des Vorrats auf den schmorenden, stinkenden und brennenden Haufen, der noch vor einer halben Minute eine rasende Bestie aus Luguris Reich gewesen war.
    Der Zug, der durch das Zimmer wehte, blies Rauch, Gestank und die Reste des Nebels hinaus auf die Terrasse.
    Dorian warf das leere Gerät zur Seite. Es fiel in einen Polstersessel. Er bückte sich, tastete mit spitzen Fingern nach der Silberkette und fand auch seine Pistole.
    Mit gewohnter Sorgfalt verstaute er Kette und Pistole und wandte sich an das Mädchen.
    Er konnte keine Bißwunden und keinerlei verräterische Zeichen erkennen.
    „He! Schwester! Die Party ist vorbei", sagte er drängend und schüttelte sie. Der Raum roch abscheulich, und jede Bewegung ließ das Löschpulver auf stauben.
    Das Mädchen schaute ihn aus großen Augen an, antwortete nichts und blieb regungslos liegen. Kopfschüttelnd schob Dorian seine Arme unter ihren Körper und trug sie hinaus und ins übernächste Zimmer. Er merkte erst jetzt, daß die Musik aufgehört hatte.
    Dorian legte das Mädchen aufs Bett. Sie blieb dort liegen und begriff nichts. Aber sie lebte und war, was seine Sicht des Problems betraf, gesund. Vermutlich war sie voller Drogen. Dorian war von der plötzlichen Ruhe irritiert und setzte schnell seinen Rundgang durch die Räume fort.
    Er zählte insgesamt sechs Mädchen.
    Er fand es keineswegs angenehm, was er zu tun hatte, aber er hielt eine jede fest und musterte ihren Hals, ihre Schultern, den Nacken. Sie waren von den beiden Vampiren nicht gebissen worden. Aber alle befanden sie sich in einem Zustand, der eigenartig war. Nein. Eigenartig war die falsche Umschreibung. Sie erschraken vor Dorian, aber sie flüchteten nicht. Sie klammerten sich förmlich an diese seltsame weiße Villa, die ein Haus des Todes geworden war.
    Dorian ging hinaus und am Pool entlang, über den Rasen in den Schatten der Büsche.
    Er fühlte nur noch Ekel und Erschöpfung. Wenn MacMaury hinter der Mauer stünde und ihn beobachtete, so würde es Dorian nicht wundern. Aber er kam unbehelligt bis zum Steg und rief leise: „Ich bin's, Ira. Alles vorbei."
    Er kletterte ins Boot und zog am Griff des Seilstarters. Ira zog den Knoten auf, das Boot fuhr rückwärts vom Steg weg und dann wieder gegen die niedrigen Wellen. Ira fragte nicht, denn sie erkannte an Dorians ernstem und erschöpften Gesichtsausdruck, wie es um ihn stand. Nachdem sie das Boot zurückgegeben und den Rest bezahlt hatten, erreichten sie gerade noch das Hotelboot des
Gabbiano.
Dorian schlief ein, über drei Hecksitze ausgestreckt. Ira ließ die Griffe der schweren Tasche nicht los. Spätestens morgen würde sie erfahren, was in der weißen Villa vorgefallen war.

    Dorian schlief bis Mittag. Dann, nach einem ausgiebigen Frühstück, ging er zu jener Stelle des Strandes, an der er Ira finden würde. Sie war Mittelpunkt einer Gruppe von vier jungen Männern, die sich schwer vertreiben ließen.
    „Alles verarbeitet, Dorian?" fragte sie. „Ein interessanter Urlaub geht zu Ende."
    „Ich habe für übermorgen buchen lassen", sagte Dorian nachdenklich und zeichnete Linien und Kurven in den Sand. „Diese Mädchen! Ich verstehe viel von der Dämonenwelt, aber von diesem ganz speziellen Teil der wirklichen Welt scheine ich nichts zu begreifen."
    „Du bist eben zu altmodisch", antwortete sie in mildem Sarkasmus.
    „Das wird's wohl sein", gab er zurück und berichtete ihr, welcher Kampf sich in der weißen Villa abgespielt hatte. Sie hörte schweigend zu; solche Berichte kannte sie zur Genüge. Schließlich streckte sich Dorian im warmen Sand aus und verschränkte die Arme im Nacken. Er schloß die Augen und meinte mit dem schwachen Anflug eines Lächelns:
    „Mir tut nur der Kommissar leid. Vermutlich wird er feststellen, daß der Fall reichlich unübersichtlich geworden ist. Hoffentlich kümmert er sich um die Mädchen. Die Mehrzahl ist zweifellos aus England mitgekommen."
    „Groupie! Das wäre auch ein Beruf, den ich ausfülle", meinte Ira halblaut. „Also werden wir nicht von Parkers Hubschrauber abgeholt?"
    „Ein auffälliger Auftritt reicht."
    Von den beiden Vampiren würde nicht mehr als ein Haufen stinkender Asche übriggeblieben sein. Wie die Mädchen die Brandspuren erklärten, war Dorian Hunter ebenso gleichgültig wie der Umstand, daß Scheiben und Bilder zerbrochen waren und ein deformiertes Geschoß aus Silber in der Wand steckte. An den Zustand der Räume hatte sich wohl jeder Vermieter gewöhnen müssen.
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