Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1407 - Klauenfluch

1407 - Klauenfluch

Titel: 1407 - Klauenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erkennen, wo er sich befand.
    In einem Wandschrank!
    Saladin hatte die hier hängende Kleidung ertastet.
    Es war schon fast lächerlich, trotzdem lachte er nicht.
    Ausgerechnet hier zu erscheinen war zwar nicht seine Intension gewesen, doch besser als in der Wüste oder auf einem Gletscher zu landen.
    Ein Schrank besitzt Türen. Zu öffnen waren die von außen. Das stellte Saladin sehr bald fest. Zwar ertastete er die Umrisse, aber was brachte es ihm, wenn er mit den Fingern an zwei Schlössern entlangfuhr, die er von dieser Seite nicht öffnen konnte?
    Er versuchte es mit Gewalt!
    Anlauf nehmen, um die Tür aufzubrechen, war nicht drin. Schwere Tritte, das war möglich. Plötzlich überkam ihn doch ein Lachanfall. Er hätte nie gedacht, dass ihm so etwas passieren könnte. Eingeschlossen in einem hohen Wandschrank.
    Wenn ihn nicht alles täuschte, hielt sich in dem Raum, zu dem der Schrank gehörte, niemand auf. Er war sicherlich ein Schlafzimmer in einem der alten Häuser mit den sehr hohen Decken.
    Der erste Tritt!
    Er hatte sich die Mitte der Tür ausgesucht. Er sah auch, dass sie vibrierte, aber das Holz hielt.
    Ein erneuter Versuch.
    Kein Splittern, aber Saladin war ein Mensch, der nicht aufgab. Er würde diesen großen Sarg verlassen, das stand fest.
    Kinderlachen! Kinderstimmen!
    Saladin, der wieder ausgeholt hatte, hielt den dritten Tritt zurück.
    Es waren zwei Kinder, deren Stimmen er vernahm, und er musste lächeln.
    Er wollte die Kinder auf sich aufmerksam machen, aber nicht durch einen erneuten Tritt, sondern mit einem Klopfen, das sie nicht so sehr erschreckte.
    Mit der Faust schlug er mehrere Male gegen die Innenseiten der Tür. Sofort verstummten die Stimmen.
    Saladin dachte daran, dass er sich auch wegbeamen konnte, doch das war ihm zu einfach. Er wollte jetzt wissen, wo er angelangt war.
    »Ist da jemand?«, hörte er eine Kinderstimme.
    »Ja, hier im Schrank!«
    Jetzt war er gespannt darauf, wie die Kinder reagierten.
    Sie taten zunächst nichts, dafür hörte er eine erneute Frage. Es war ein Mädchen, das diese Frage stellte.
    »Stimmt das auch?«
    »Klar.«
    »Wer bist du denn?«
    »Nicht der böse Mann.«
    Er hörte ein Kichern. Dann flüsterten die beiden, und die Stimme eines Jungen fragte: »Was gibst du uns, wenn wir dich rauslassen?«
    »Euer Leben.«
    Wieder wurde gelacht. Diesmal klang es nicht mehr so locker.
    »Wir holen Mutter.«
    »Ja, das ist gut.«
    Saladin verzog das Gesicht, als er die schnellen Tritte hörte, die sich sehr bald entfernten. Er hatte wirklich keine Lust auf irgendwelche Zeugen.
    Aber es ging dann alles sehr schnell. Die Mutter musste in der Nähe gewesen sein, denn sie war plötzlich da und schloss den Schrank auf.
    »Danke«, sagte Saladin und schaute die Frau mit den langen dunklen Haaren an.
    Sie bekam den Mund nicht zu. Als sie etwas fragen wollte, war Saladin schon an ihr vorbei. Er ging auf die hohe Doppeltür aus Glas zu, die er öffnete, um ins Freie zu treten, hinein in einen Garten, wo die Kinder einen Schneemann gebaut hatten.
    Die Frau folgte ihm. »He, was ist denn los? Was soll das? Was haben Sie in unserem Schrank getan?«
    Saladin drehe sich um. »Eine Frage, Madame: Befinde ich mich noch in Alet-les-Bains?«
    »Klar tun Sie das.«
    »Danke!«
    Die Frau holte Luft. Ihre Kinder warteten im Hintergrund. Sie wollte etwas sagen, aber Saladin schaute sie nur an, und die Frau sah aus, als würde ihr Blick brechen.
    Sie konnte auch nicht mehr sprechen und nur zuhören. »Ich bin nie in Ihrem Schrank gewesen, verstehen Sie das?«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Sie sagen das auch Ihren Kindern.«
    »Ich werde es tun.«
    Er tätschelte ihre roten Wangen. »Sie werden einige Minuten Ihres Lebens vergessen haben.«
    Er brauchte nichts mehr zu sagen. Er ging, und er war froh, noch im Ort zu sein…
    ***
    Für uns begann die Zeit des Wartens und der großen Spannung. Bisher hatte der Würfel Godwin de Salier immer irgendwie weitergeholfen. Er und der Templer gehörten zusammen, und der Würfel war ihm stets ein verlässlicher Partner gewesen.
    Und jetzt?
    Godwin war nicht mehr er selbst. Saladin hatte ihn in seine Gewalt genommen und ihn manipuliert. Wir hatten ihn lethargisch, beinahe schon depressiv erlebt. Es hätte auch anders sein können. Der Hypnotiseur hätte ihm einen Mordauftrag mit auf den Weg geben können, was natürlich fatal gewesen wäre. Dann wäre Godwin unter Umständen Amok gelaufen und hätte uns nicht normal begrüßt, sondern

Weitere Kostenlose Bücher