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1446 - Der Eis-Schamane

1446 - Der Eis-Schamane

Titel: 1446 - Der Eis-Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Haustür nicht. Carlotta sprang über die Schwelle und erreichte schon mit dem zweiten Schritt die Auffahrt.
    Sie schleuderte während des Laufs den Umhang von ihren Schultern, um die Flügel ausbreiten zu können.
    Zwei mächtige und kraftvolle Bewegungen der Schwingen sorgten dafür, dass sie abhob. Sie stieg in die Winterluft hinein. Es war ihr in diesen Augenblicken egal, ob man sie sah oder nicht. Sie wollte nur weg und den Schamanen vom Haus weglocken. Dass er die Verfolgung aufnehmen würde, das stand für sie fest, und irgendwie sollte es auch so sein.
    Sie stieg und flog über das Hausdach hinweg. Dann schlug sie einen Bogen, denn sie wollte wissen, wie sich der andere verhielt.
    Von der Gartenseite kehrte sie zurück, wurde langsamer und blieb in der Luft stehen, um einen Blick vor das Haus werfen zu können.
    Der Schamane hatte es bereits verlassen. Er stand auf dem Weg vor der Tür und stieß spitze Schreie der Wut aus. Nur beließ er es dabei nicht, denn aus ihrer beobachtenden Position erlebte Carlotta die Verwandlung des Mannes.
    Er schüttelte sich. Er bewegte hektisch den Kopf. Selbst aus der Höhe sah sie, dass dieser sich aufplusterte und dabei ein anderes Aussehen annahm. Sie hörte die kleinen, spitzen Schreie des Mannes und sah auch, dass um ihn herum ein paar Federn durch die Luft segelten.
    Er warf die Arme in die Höhe. Sein Rücken begann sich zu verändern. Und während sich seine Hände zu Vogelkrallen umbildeten, entstanden auf dem Rücken die Flügel.
    Carlotta war fasziniert. Zugleich erhob sie einen Vorwurf gegen sich selbst. Sie hatte einen Fehler begangen. Sie hätte während der Verwandlung eingreifen sollen, denn jetzt war es zu spät, wie sie mit einem Blick erkannte.
    Der Mensch, der mal Elias gewesen war, legte den Kopf in den Nacken. Er schaute aus seinen Vogelaugen in die Höhe, und da sah er die dort schwebende Carlotta.
    Ein schriller Ruf peitschte aus dem Schnabel hervor.
    Es war ein Startsignal, denn mit mächtigen Flügelschlägen hob er ab.
    Die Jagd hatte begonnen!
    ***
    Dass Maxine Wells auch fluchen konnte, hörte ich auf der Fahrt des Öfteren. Sie fluchte allerdings nicht über mich oder sich selbst, sondern über die Umstände, die die Witterung mit sich gebracht hatte.
    Der Weg, den wir fuhren, war an zahlreichen Stellen zu einer Eisbahn geworden.
    Die Tierärztin behandelte Bremse und Gaspedal wie ein rohes Ei.
    Nur nicht zu viel Gas geben, nicht zu stark abbremsen, das Schleudern rechtzeitig abfangen, all das war für unsere Fahrerei wichtig.
    Es gibt ein Sprichwort, dass einem die Zeit im Nacken sitzen kann.
    Genau das bewahrheitete sich bei uns. Die Zeit verging, und sie lief uns zuliebe nicht langsamer. Meine Gedanken drehten sich darum, was alles im Haus passieren konnte. Ich war mehrmals versucht, nach den Handy zu greifen, und überlegte es mir immer wieder anders. Manchmal können Anrufe auch verkehrt sein.
    »Wir haben es bald geschafft, John!«
    »Ich sehe noch nichts.«
    »Wir sind bald auf der normalen Straße. Da ist gestreut.«
    Ich hatte sie schon ab und zu gesehen. Als ich jetzt aus dem Beifahrerfenster schaute, sah ich das graue Band tatsächlich im spitzen Winkel auf unseren Weg zulaufen.
    Wir befanden uns noch im Gelände, und Maxine lenkte den Wagen behutsam nach rechts. Kleine Eisbrocken polterten unter unser Fahrzeug. Da der Weg sich leicht neigte, war abermals Vorsicht geboten.
    Der Wagen erhielt einen harten Stoß, dann hatten wir es geschafft.
    Wir befanden uns auf der Straße, von der ich wusste, dass sie uns direkt zu unserem Ziel führen würde.
    Maxine kurbelte das Lenkrad nach links. Kein Rutschen mehr, denn die Räder rollten jetzt über die geräumte und gestreute Straße.
    »Endlich können wir schneller fahren.« Es klang nicht nur erleichtert, Maxine setzte es auch in die Tat um. Der Wagen schoss vorwärts, und uns beiden fiel ein Stein vom Herzen.
    »Schaffen wir es?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Wir haben im Gelände viel Zeit verloren, verdammt.«
    Hätte ich Urlaub gehabt, ich hätte mich an der prächtigen Winterlandschaft erfreuen können, die nicht mehr so einsam vor uns lag, denn es war zu merken, dass wir uns der Stadt näherten.
    Kleinere Vororte, die noch sehr ländlich aussahen, durchfuhren wir. Ich stellte fest, dass ich schon mal hier gewesen war, denn jetzt kannte ich mich aus. Und ich hatte auch eine ungefähre Vorstellung, wann wir den Ort erreichen würden, in dem das Haus der Tierärztin stand.
    Sie lebte in

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