1446 - Der Eis-Schamane
hackt?«
»Vögel.«
»Ja, die keine Zähne haben, denn wenn Sie genau hinschauen, gibt es keine Abdrücke von einem Gebiss.«
Der Förster schwieg. Er dachte scharf nach und stöhnte dabei leise vor sich hin. Es war auch zu sehen, dass er schluckte, und räuspern musste er sich ebenfalls.
»Sie könnten Recht haben, Max. Nur kenne ich keine Vögel, die so etwas tun würden. Es gibt hier auch nicht diese Massenansammlungen von ihnen, wie man es in Hitchcocks Film gesehen hat. Sie wären aufgefallen, das steht fest. Aber man hat am Himmel keine dieser Zusammenrottungen gesehen. Es gab keine Meldungen in dieser Hinsicht.«
»Klar.«
»Bleiben Sie dann immer noch dabei?«
Maxine Wells hob den Kopf an, weil sie den Mann vor sich anschauen wollte. »Ob Sie es glauben oder nicht, Mike, ich bleibe dabei. Aber ich gehe nicht von vielen Vögeln aus, sondern von einem einzigen, wenn Sie verstehen.«
»Was?« Er schrie das Wort, und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck zwischen Unglauben und Entsetzen.
»Sie haben richtig gehört.«
»Ein Adler? Es gibt ja welche, aber die töten keine Artgenossen, keine Wildschweine und keine Rehe. Zumindest im Normalfall nicht. Und auch wenn er durchdrehen sollte, ist das unmöglich.«
»Ich habe nicht von einem Adler gesprochen, Mike.«
»Wen meinen Sie denn dann, zum Teufel?«
»Ein Vogel, den wir nicht kennen. Den es offiziell nicht einmal gibt. Der aber trotzdem existiert.«
Der Förster schwieg. Im Moment hatte er zu viel gehört, was er nicht verarbeiten konnte.
Maxine wollte ihm auf die Sprünge helfen. »Wobei wir dann wieder bei dieser Kreatur wären.«
»Dem Monster?«
»Das könnte sein.«
Er lachte, was sich nicht gut anhörte. »Dann sind Sie der Meinung, dass es sich bei dem Killer hier um ein Monster handelt. Sogar um eine fliegende Bestie.«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich denke nur nach, weil ich mir kein bekanntes Tier vorstellen kann, das so etwas tut. Das müssen wir beide uns schon eingestehen.«
»Ja oder nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir vor einem großen Rätsel stehen und ich wohl nicht in der Lage bin, es zu lösen.«
»Keine Sorge, wie werden es schaffen.«
»Das sagen Sie.«
Maxine hob die Schultern. Dabei deutete sie auf die Tür. »Ich denke, dass wir uns in der Hütte mal umsehen sollten. Aber sie wird abgeschlossen sein und…«
»Ich habe einen Zweitschlüssel.«
»Großartig.«
Der Förster hatte Mühe, die Haustür zu öffnen, weil seine Hand zitterte. Aber er schaffte es schließlich, den Schlüssel ins Schloss zu stecken und zu drehen. Dann schob er die Tür auf.
Wer eine gewisse Sensibilität besitzt, der merkt sehr genau, ob er ein Haus betritt, das bewohnt ist oder leer steht.
Maxine hatte den Anfang gemacht, und ihr war schon nach dem ersten Schritt über die Schwelle klar, dass sie ein Haus betreten hatte, in dem sich niemand aufhielt und das auch eine Zeitlang leer gestanden hatte, denn es war ausgekühlt.
»Hier ist wohl niemand, Max.«
»Das denke ich auch.« Sie schloss die Tür. Das Licht brauchte sie nicht einzuschalten, dafür hatte der Förster bereits gesorgt. So fern von aller Welt stand das Haus also nicht. Es gab elektrischen Strom, der für den Bewohner lebenswichtig war.
Es gab keinen Flur oder Gang, von dem die einzelnen Zimmer abgingen. Nur eine freischwebende Holztreppe führte nach oben. Sie hatte nur auf einer Seite ein Geländer und begann dort, wo der gemauerte Kamin stand, aus dem es nach kalter Asche roch.
Der Raum hier unten diente als Wohn- und Arbeitszimmer. Es gab auch einen kleinen Elektroherd und so etwas wie eine Küche. Als einzelner Bewohner hatte Owen McMillan nicht viel benötigt.
Der private Bereich des Raumes war nicht besonders aufgeräumt.
Das sah im dienstlichen Bereich anders aus. Hier lagen die Unterlagen zu beiden Seiten des Bildschirms.
Der Förster nahm auf dem Drehstuhl davor Platz und schaute die Blätter durch.
»Ich gehe mal nach oben, Mike.«
»Gut.«
Ihre Schuhe hatten auf dem Boden Pfützen hinterlassen. Als Maxine die Stufen hochging, musste sie Acht geben, auf dem glatten Holz nicht auszurutschen. Mit einer Hand hielt sie sich sicherheitshalber am Geländer fest und war gezwungen, im oberen Bereich den Kopf einzuziehen, um nicht an die Decke oder gegen einen Balken zu stoßen.
Da sie auch hier das Licht eingeschaltet hatte, konnte sie einen Blick in die kleinen Räume mit den schrägen Wänden werfen.
Das Fichtenholz
Weitere Kostenlose Bücher