1471 - Igors Zombietruppe
nicht sie, sondern ihre Chefin. Lady Alva. Eine ältere Frau im Rollstuhl, die ein paar Meilen westlich von hier wohnt. Sie betrieb mal eine große Gärtnerei, aber das ist vorbei.«
»Und was macht sie jetzt?«
»Sie lebt als Witwe in dem großen Haus. Ganz allein. Das heißt, Hilde hilft ihr.«
»Und jetzt hat sie Besuch bekommen«, sagte Karina. »Habe ich das richtig gehört?«
»Stimmt. Und zwar aus Russland.«
»Hat sie dort Freunde?«
»Nein, aber Verwandte. Sie ist ja eine geborene Russin. Das wissen alle hier im Ort. Aber sie lebt schon lange hier.« Der junge Mann nickte uns zu. »So, und jetzt muss ich weg.«
»Danke für die Auskünfte.«
»Keine Ursache.«
Karina und ich schauten uns an.
»Na, wenn das kein Zufall war«, sagte sie.
»Ich kenne Leute, die behaupten, dass es keine Zufälle gibt. Es ist unser Schicksal.«
Karina verengte die Augen, als sie nickte.
»Also gut, dann wissen wir, wo sie sind. Wann, schätzt du, können wir in dieser Gärtnerei sein?«
»Langsam, langsam. Erst mal müssen wir sie finden, und dann legen wir uns einen Plan zurecht. Sie dürfen nichts davon merken, wer ihnen auf den Fersen ist.«
»Ja, stimmt.« Karina schob ihren Stuhl zurecht. »Ich wundere mich nur über dieses Versteck, das ja in Wirklichkeit keines ist. Sie leben dort ganz offen. Warum?«
»Wir werden sie fragen.«
Karinas Lockerheit war verschwunden. Sie brannte darauf, in Aktion zu treten. Da machte es ihr auch nichts aus, wenn sie einer Übermacht gegenüberstand.
Wir stiegen in den Rover und fuhren los. Die Richtung stand fest.
Nach Westen ins Landesinnere. Wir waren sicher, die Gärtnerei schnell finden zu können, aber dann hatte ich plötzlich noch eine Idee.
Es ging um den kleinen Kombi, der an der linken Straßenseite parkte. Das war der Wagen, in dem diese Hilde saß. Sie hatte gestoppt und die Seitenscheibe nach unten gedreht, weil sie sich mit einer Bekannten unterhalten wollte. Die Frau stand neben dem Wagen und hielt ihr Fahrrad fest.
Ich hielt hinter dem Kombi an.
»Und jetzt?« fragte Karina.
»Ich habe da eine Idee.«
»O nein…«
»Doch!«
»Und welche?«
»Ich denke, dass ich diese Hilde überreden kann, mich mit zu Lady Alva zu nehmen. Dann bin ich schon mal im Haus und kann mich umsehen. Ich gebe mich einfach als Helfer aus.«
»Du bist wahnsinnig. Da sind vier Killer plus ihrem Anführer. Die machen dich platt.«
»Nicht, wenn ich Rückendeckung habe.«
»Denkst du dabei an mich?«
»An wen sonst?« Ich löste schon den Gurt. »Du fährst ebenfalls zu dieser Gärtnerei, hältst dich allerdings im Hintergrund. Der Tag ist zwar noch lang, aber auch er geht irgendwann einmal zu Ende.«
»Damit meinst du, dass sie in der Nacht etwas vorhaben?«
»Könnte sein.«
Karina holte tief Luft, schüttelte den Kopf und stimmte trotzdem zu.
»Versuch dein Glück, aber du musst erst mal diese Hilde überzeugen können.«
»Keine Sorge, das werde ich schon.«
Es war aufgefallen, dass wir angehalten hatten und den Wagen vor uns beobachteten. Die Frau mit dem Fahrrad war schon misstrauisch geworden. Als ich die Tür aufstieß, kam sie auf mich zu.
»Wollen Sie was von uns?«
»Von Ihnen nicht. Ich möchte zu Hilde.«
Dass ich den Namen kannte, ließ ihr Misstrauen schwinden. »Ja, beeilen Sie sich, sonst fährt sie weg.«
Ich kam gerade noch rechzeitig. Die Frau schrie leise auf, als ich die linke Tür öffnete und mich auf den Beifahrersitz schwang.
»Keine Panik«, sagte ich nur, »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, Hilde…«
***
Rechts von uns erhob sich eine Dünenlandschaft, die uns ein wenig Schutz gab. Hilde Strong war noch immer recht blass und konnte es nicht fassen. Ich hatte ihr meinen Ausweis gezeigt und danach auf sie eingesprochen. Sehr ruhig, aber bestimmt. Ich hatte ihr natürlich nicht die Wahrheit gesagt, sondern ihr nur erklärt, dass es um gewisse Dinge ging, die ich aufklären musste.
Auch sie hatte sich über den Besuch gewundert. Und so wusste ich, dass tatsächlich fünf Russen das Haus bevölkerten. Irgendwie waren sie alle mit Lady Alva verwandt, was Hilde nur schwer glauben konnte, es aber hinnahm.
»Und was soll ich sagen, wenn man mich fragt, wer Sie sind, Mr. Sinclair?«
»Ich bin ein Bekannter von Ihnen, den Sie zufällig getroffen und der Ihnen angeboten hat, Ihnen mit den Tüten zu helfen.«
»Und weiter?«
»Alles andere überlassen Sie mir. Ich werde Ihnen neben dem Tragen auch beim Einräumen behilflich
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