1471 - Igors Zombietruppe
verspürt. Ich weiß nicht, was Lady Alva mit ihm zu tun hat, und ich werde mir überlegen, ob ich morgen zu ihr gehe. Lieber wäre es mir, zu warten, bis der Besuch weg ist.«
»Das kann ich verstehen, Hilde. Machen Sie sich trotzdem keine Sorgen. Vor dem kommenden Tag gibt es noch eine Nacht, und da kann einiges passieren.«
»Sie reden, als wollten Sie dabei sein.«
»Das wäre möglich.«
»Soll ich losfahren?«
»Bitte.«
Sie startete. Ich schaute in den Rückspiegel. Viel war von dem Haus nicht zu sehen. Bewegungen hinter den Scheiben waren nicht zu erkennen.
Erst als das Haus außer Sichtweite war, bat ich Hilde, noch mal zu stoppen.
Sie tat es. Wir hatten dabei nahe des Zauns angehalten.
»Und was ist jetzt?« fragte sie.
Ich hatte mich daran erinnert, dass ich meinen Wagenschlüssel Karina Grischin überlassen hatte. Bei dem Begriff Schlüssel war mir eine Idee gekommen.
»Folgendes, Mrs. Strong. Sie haben doch einen Schlüssel für das Haus…«
Sie kapierte sofort. »Wollen Sie ihn haben?«
»Darum hatte ich Sie bitten wollen.«
Sie blieb starr hinter dem Lenkrad sitzen und schloss die Augen.
Mit leiser Stimme sagte sie dann: »Es ist schon wieder ein Vertrauensbruch, den ich begehen würde. Diesmal allerdings halte ich ihn für einen sehr starken, das muss ich Ihnen schon sagen.«
»Ja, ich weiß. Ich kann Sie nur bitten, mir zu vertrauen. Ich bin Polizist und nicht zufällig hier.«
»Geht es um die Besucher von Lady Alva?«
»Ja, um sie geht es.«
Sie dachte einen Schritt weiter. »Kann es auch mit dem ruchlosen Mord an Old Todd zu tun haben?«
»Es hängt alles zusammen.«
»Ich dachte es mir«, flüsterte sie und nickte. »Ich habe es mir wirklich gedacht. Es ist mir alles schon so ungewöhnlich vorgekommen, und ich war froh, als ich das Haus wieder verlassen konnte, was mir eigentlich noch nie passiert ist.«
»Das habe ich Ihnen angesehen.«
»Und Sie wollen hinein?«
»Genau.«
»Darf ich nach den Gründen fragen?«
»Ich würde Sie Ihnen nicht nennen, doch ich glaube nicht, dass die Gäste von Lady Alva harmlos sind.«
»Ich auch nicht mehr.« Sie griff in eine Tasche und holte den Haustürschlüssel hervor. »Bitte, nehmen Sie ihn. Ich habe das Gefühl, dass er in meiner Tasche brennt.«
»Danke.«
»Und wie geht es weiter?«
»Für Sie ist alles in Ordnung. Ich werde den Wagen jetzt verlassen. Sie können wieder zurück nach Orford fahren und den Abend so verbringen, wie Sie es sich vorgenommen haben.«
»Das werde ich wohl kaum können. Und wie ich mich kenne, werde ich in der Nacht auch nicht richtig schlafen können.«
»Versuchen Sie es trotzdem«, riet ich ihr lächelnd. »Und danke, dass Sie sich so kooperativ gezeigt haben.«
»Das geht schon in Ordnung.«
Ich stieg aus, und Hilde Strong fuhr ab.
Auch ich war froh, dass die andere Seite keinen Verdacht geschöpft hatte. Zumindest hatte sie mich das nicht merken lassen…
***
Kaum war die Tür hinter Hilde und ihrem Bekannten geschlossen, da fuhr Lady Alva in die Küche. Sie war so geräumig, dass sie in ihr auch mit einem Rollstuhl gut zurecht kam.
Sie stoppte kurz vor der Arbeitsplatte und hielt sich an einer polierten Griffstange fest, über der einige Geschirrtücher hingen.
Mit schon routinierten Bewegungen zog sie sich hoch und stand schließlich auf den Füßen. Sie dehnte und reckte sich, so gut es ging.
Dann wollte sie mit dem Auspacken der Tüten beginnen.
Jemand betrat die Küche.
»Bist du es, Igor?«
»Ja, wer sonst?«
»Einer von deinen Freunden.«
»Ich habe ihnen anderen Aufgaben zugeteilt.«
»Gut, und wie geht es weiter? Ich hatte mir gedacht, dass wir gemeinsam essen. Die Tüten sind voll. Es sind auch einige Pizzen dabei und Baguettes. Die brauche ich nur in den Ofen zu schieben…«
»Das ist nett von dir, liebe Alva. Ich hätte auch gern zugestimmt, aber es gibt da schon ein Problem.«
»Ach ja? Welches?«
»Der Mann und die Frau.«
Lady Alva wusste, wen ihr Besucher damit meinte. Sie drehte den Kopf nachts rechts und sah Igor neben sich stehen. Er überragte sie um mehr als eine Kopflänge. Sein Profil kam ihr vor, als wäre es aus Stein gehauen worden.
»Was ist mit ihnen, Igor?«
»Du kanntest sie, oder?«
»Nur die Frau.«
»Und was war mit dem Mann?«
»Fremd. Ich habe ihn noch nie gesehen. Aber da Hilde ihn mitbrachte, geht das schon in Ordnung.«
»Das geht es nicht!«
Lady Alva war über die knappe Antwort so erstaunt, dass sie regelrecht
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