1526 - Mirandas Schutzengel
Tischmitte hin und nickten uns zu.
»Das war gut«, kommentierte ich. »Mein Filet war butterweich. Wirklich erste Sahne.«
Der Kellner erschien und räumte ab.
Ich hätte ja lieber Miranda gesehen, doch sie hielt sich hinter der Theke auf und hatte dort einiges zu richten.
Einen Kaffee würde ich sicherlich noch trinken, aber das hatte Zeit.
Auch Bruno sah jetzt, dass wir fertig gegessen hatten. Er ging zu seiner Nichte und sprach schnell auf sie ein. Dabei deutete er einige Male zu unserem Tisch hin.
»Jetzt will Bruno, dass sie zu uns kommt«, meldete ich Suko.
»Und? Kommt sie?«
»Ich denke schon.«
»Da bin ich mal gespannt.«
Sie kam nicht allein. Als wäre Bruno Zanussi ihr Schutzpatron, brachte er sie bis an unseren Tisch und holte auch einen Stuhl herbei.
»So, meine Herren, da ist sie. Ich habe Miranda schon gesagt, wer Sie beide sind und dass sie Ihnen voll und ganz vertrauen kann, da Sie anders sind als die üblichen Polizisten.«
»Oh, danke.«
»Dann lasse ich euch mal allein, denn ich habe zu tun. Sollte es allerdings Fragen geben, bin ich gern bereit zu helfen.«
»Wir kommen darauf zurück«, sagte ich.
***
Kurze Zeit später hatte Miranda Zanussi zwischen uns Platz genommen.
Wir sahen sie zum ersten Mal aus der Nähe und stellten fest, dass sie grüne Augen hatte. Katzenaugen, die gut zu dem schmalen Gesicht passten und sogar leicht schräg standen.
Dass eine junge schöne Frau mit derartigen Monstern in Kontakt gekommen war, war nur schwer vorstellbar. Selbst für uns, obwohl wir dies schon mehr als einmal erlebt hatten.
»Hat mein Onkel Ihnen alles über mich erzählt?«
»Das wissen wir nicht«, sagte ich. »Aber wir sollten uns erst einmal vorstellen.« Ich nannte ihr Sukos und dann meinen Namen, und die blondhaarige Frau nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis.
Dann meinte sie: »Sie sind Polizisten, nicht wahr?«
»Scotland Yard.«
Sie schaute Suko ins Gesicht. »Wenn das so ist, warum verhaften Sie mich dann nicht?«
»Wessen haben Sie sich schuldig gemacht?«
»In meiner unmittelbaren Nähe sind zwei Männer umgebracht worden.«
»Durch Sie?«, fragte ich.
»Nein.«
»Es waren demnach zwei Monster. Schleimige Skelette, die plötzlich erschienen und diese beiden Männer vor Ihren Augen töteten und Sie in Ruhe ließen.«
»So ist es gewesen, Mr Sinclair. Aber könnte es nicht sein, dass ich die Männer getötet habe?« Sie streckte die Hände über den Tisch hinweg.
»Verhaften Sie mich.«
»Warum sollten wir?«
»Weil es so etwas nicht gibt!«, zischte sie mir ins Gesicht. »Das ist doch irre. Das ist Wahnsinn. Wieso tauchen plötzlich zwei schleimige Monster auf, um mir zur Seite zu stehen? Ich verstehe das einfach nicht, sage ich Ihnen.«
»Aber es ist Ihnen passiert.«
»Ja, ja!«
»Und die beiden Männer waren auch da.«
Sie hob die Schultern. »Sicher.« Dann lachte sie etwas bitter. »Und jetzt werden Sie mich fragen, was die beiden ermordeten Männer von mir wollten.«
»Treffer.«
Miranda schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es selbst nicht genau.«
»Das können wir Ihnen nun nicht glauben«, sagte Suko.
Sie drehte ihm das Gesicht zu. Ihre blassen Lippen bewegten sich langsam, als sie sagte: »Ich weiß, dass Sie an Schutzgelderpressung denken. Das liegt ja auf der Hand.«
»War es denn so?«
Miranda zögerte mit der Antwort und stieß zunächst die Luft aus.
»Ich muss Ihnen über gewisse Hintergründe nichts erzählen, und ich weiß auch, dass meine Landsleute den Mund halten, denn wer will schon seine Zunge herausgeschnitten bekommen. Ich bin eine neue Generation und habe nichts zu verlieren bei derartigen Schutzengeln.«
Sie nickte und redete danach ganz offen.
»Es ging im Prinzip um diese eine Sache, mit der ich bisher nichts zu tun hatte. Ich habe auch nie mit meinem Onkel darüber gesprochen, aber ich kann Ihnen sagen, dass man es bei mir versucht hat. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich deren Anteile am Restaurant geerbt. Ich bin also jetzt eine Chefin, obwohl ich das nicht ausspiele. Die andere Seite muss das gewusst haben, und deshalb hat man mir aufgelauert. Ich erfuhr, dass meine Mutter gezahlt hat und ich dies übernehmen soll.«
»Haben Sie es?«, wollte Suko wissen.
»Nein!«
Das war eine klare Antwort, die uns schon überraschte, und ich fragte noch mal nach.
»Sie haben also abgelehnt?«
»Genau.«
»Und weiter?«
»Das mussten sie hinnehmen. Sie haben mich mit einem Messer bedroht und mir schlimme
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