1530 - Das Grab-Gespenst
herausholen können. Auch einen Bill Conolly nicht. Der Sumpf kannte keine Gnade. Man hatte davon gesprochen, dass er unterschiedlich tief war. Genau davon musste er ausgehen und Sherwood dachte daran, dass man ihn zu einer besonders tiefen Stelle schaffen würde, um ihn dort zu versenken.
Er schaute wieder hoch. Den Himmel sah er nicht. Dafür erreichte sein Blick den verdammten Totenschädel, der in einem widerlichen Grün schimmerte, als wäre er von innen erleuchtet. Es war nichts, was ihm Spaß machte, das war kein Halloween, das war echt, auch wenn er es sich nicht erklären konnte.
Er wollte nicht sterben. Schon allein die Vorstellung, hier langsam zu versinken, machte ihn halb wahnsinnig und der Wille zu überleben, schoss ihn ihm hoch.
Er setzte sich hin!
Der Kahn geriet durch die Bewegung in leichte Schwingungen, die auch der Gestalt nicht verborgen blieben. Sie reagierte auf ihre Weise, riss ein Bein hoch und der harte knochige Fuß traf das Kinn des Mannes.
Sherwood schrie auf. Wieder zuckten Schmerzensblitze durch seinen Kopf. Ein Fluch drang über seine Lippen, denn die letzte Aktion hatte ihm bewiesen, dass es verdammt schlecht um ihn bestellt war.
Wieder schwankte das Boot von einer Seite zur anderen. Nun, weil sich auch der Fährmann bewegt hatte. Und jetzt stellte er seinen seiner Füße auf die Brust des Reporters, der das Gefühl hatte, mit einem Felsen beladen zu sein, der allmählich seinen Brustkorb eindrückte und ihm einen Teil der Atemluft nahm.
Das Sumpf-Monstrum nahm keine Notiz von seinem Gefangenen mehr.
Es fuhr weiter. Immer wieder drückte es die Stange in das trübe Wasser und fand so seinen Weg.
Der Druck auf der Brust löste sich nicht. Sherwood fand auch nicht den Mut, das Bein zu packen und den Fuß von seinem Körper zu zerren. Er befürchtete, dass er kentern würde, was am Schlimmsten gewesen wäre, denn noch hatte er die Hoffnung nicht verloren.
Er kämpfte weiter darum, so lange wie möglich zu überleben und erlebte plötzlich, dass der Kahn mit dem Bug gegen ein Hindernis stieß.
Zugleich verschwand auch der Fuß von seiner Brust und befreite ihn von diesem irren Druck.
Was war passiert?
Sherwood traute sich nicht, seinen Kopf anzuheben. Jede Bewegung konnte ihm falsch ausgelegt werden, und er erlebte, wie der Kahn einen letzten Schub erhielt und dann festhing.
Vorbei… das Ziel ist erreicht, schoss es ihm durch den Kopf. Mein Grab im Moor und…
Die Gedanken rissen, denn der Unheimliche bewegte sich und drückte seinen Oberkörper nach unten. Er packte zu. Es war für ihn ein Leichtes, den Körper in die Höhe zu heben, und wieder dachte Sherwood nicht daran, sich zu wehren.
Das grüne Knochengesicht sah er dicht vor sich. Er hatte dabei den Eindruck angegrinst zu werden. Der Geruch, der ihm entgegenschlug, drehte ihm fast den Magen um.
Seine Füße rutschten über den Planken, als man ihn von Bord schleifte.
Plötzlich gab es keinen Halt mehr unter seinen Füßen, und jetzt schoss ihm durch den Kopf, dass alles vorbei war.
Er bekam einen Stoß und wurde zugleich losgelassen.
Sherwood schrie auf, er rechnete damit, dass es der letzte Schrei in seinem Leben war. Und als er fiel, da wartete er darauf, dass das brackige Sumpfwasser über ihn zusammenschlug.
Das genau passierte nicht.
Er fiel auf einen weichen Boden und stieß sich nicht mal den Rücken, Im ersten Augenblick war er völlig fassungslos. Kein Wasser schlug über ihm zusammen. Es gab nichts, was an ihm zerrte und ihn in die Tiefe zog. Seine Lage hatte sich so radikal verändert, dass er selbst nicht mehr daran glaubte, noch in der Wirklichkeit zu sein.
Bis er die Stange und die Gestalt über sich sah. Der Totenschädel war gesenkt. In den Augen konnte kein Leben sein, und trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie auf ihn niederglotzten. Er sah den leichten Glanz in der knorrigen Fratze und wieder glaubte er, in den tiefen Augenhöhlen so etwas wie einen glänzenden Widerschein zu sehen.
Er hielt dem Blick stand, als er merkte, dass der weiche Untergrund unter seinem Rücken nicht verschwand und er wieder so etwas wie frischen Mut fand.
Das Wesen gab durch keine Geste zu verstehen, was es mit seinem Opfer vorhatte. Wie lange Sherwood angestarrt wurde, wusste er nicht zu sagen. Alles, was früher für ihn so wichtig gewesen war, gab es nicht mehr.
Ein schwacher Widerstand baute sich in ihm auf. Bevor der noch konkret werden konnte, drehte die Sumpf-Gestalt ab und ging davon. Es war so gut
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