1566 - Das Musical-Gespenst
Kavaliere auf der Welt, Mister Geisterjäger.«
»Ah ja.« Ich musste nicht lange nachdenken, wen sie damit meinte.
Aus unserem Büro hörte ich schon ein Lachen, das ich gut kannte.
»Dann war Bill der Blumenkavalier.«
»Genau. Dir wäre das natürlich nicht eingefallen.« Glenda stellte den Strauß zurück in die Vase und störte sich auch nicht daran, dass einige Wassertropfen auf den Schreibtisch fielen.
»So ist das«, sagte Suko.
»Ja, ja, immer auf die Kleinen«, murmelte ich.
»Ich geh schon mal vor«, sagte Suko breit grinsend.
Es war wie fast jeden Morgen. Ich betrat das Büro immer erst als Zweiter, weil ich mir noch einen Kaffee holte, der mal wieder super schmecken würde.
Da Glenda gerade in meiner Nähe stand, fragte ich leise: »Hat Bill dir gesagt, was er will?«
»Nein, und ich habe ihn auch nicht gefragt.«
»Na ja, wir werden sehen.«
Glenda hielt mich noch zurück. »Er ist bestimmt nicht gekommen, um ein paar neue Witze auszutauschen.«
»Ja, das denke ich auch.« Mit der Tasse Kaffee in der Hand betrat ich unser Büro.
Bill Conolly hatte es sich auf dem Schreibtischstuhl bequem gemacht, auf dem ich sonst immer saß. Zudem fing er noch an, sich zu beschweren.
»Dein Stuhl ist durchgesessen. Das ist schlecht für den Rücken. Man sollte an seinen Körper denken, wenn man in einem bestimmten Alter ist.«
»O ja, ich kaufe mir gleich ein Korsett. Aber du kannst sitzen bleiben, ist ja dein Rücken.«
»Und so was nennt sich Freund.«
»Es gibt eben Belastungsproben in einer Freundschaft. Und wenn es nur Stühle sind.«
»Klar, so muss man das wohl sehen.«
Suko schaute amüsiert zu, wie ich mich auf den Besucherstuhl setzte und die ersten Schlucke trank. Dabei schielte ich zu Bill Conolly rüber, der auf mich trotz seiner Scherze keinen lockeren Eindruck machte. Das war seinem Gesichtsausdruck anzusehen.
»So, dann mal raus mit der Sprache. Was war los?«
»Johnny lebt noch, und das mit viel Glück!«
Der Hitzestoß war nicht ganz so schlimm, weil der Kaffee zu heiß war.
Aber Bills Satz hatte mich geschockt.
»Was hast du da gesagt?«
»Du hast schon richtig gehört. Johnny ist mit viel Glück noch am Leben, und deshalb bin ich hier. Man kann auch sagen, dass er seine Rettung Nadine Berger zu verdanken hat.«
»Das hört sich nach Ärger an.«
»Kannst du laut sagen.«
»Dann mal los.«
Bill leerte erst seine Tasse. Was er dann zu erzählen hatte, ließ mir die Haare zu Berge stehen, und wahrscheinlich erging es Suko nicht anders.
Wir erfuhren von einem Musical-Gespenst, das den Bereich unterhalb eines Bühnenbodens unsicher machte. Es war eine Figur aus dem Stück, nur hatte es die normale Schauspielerin umgebracht und war nun selbst in die Rolle geschlüpft.
»So sieht es aus, John. Jetzt wirst du verstehen, welch ein Glück dein Patensohn gehabt hat.«
»Kann man wohl sagen.«
»Und wir haben einen neuen Fall.«
Der Meinung war ich auch. An der anderen Seite des Schreibtisches nickte Suko, und als ich zur Tür schaute, sah ich dort eine blass gewordene Glenda Perkins stehen. Dass sie keinen Kommentar abgab, war wirklich äußerst selten.
Ich fragte Bill: »Hast du das Stück schon gesehen?«
»Nein, habe ich nicht. Auch Johnny hat es nicht auf der Bühne gesehen. Was seinen Kumpel, diesen Stevie Mulligan, dazu veranlasst hat, in das Theater zu gehen oder einzubrechen, ist mir auch nicht richtig klar geworden.«
»Das Erscheinen war kein Zufall«, meldete sich Suko. »Da muss es Zusammenhänge geben.«
»Die wir herausfinden werden«, sagte Bill und schaute mich an. »Oder interessiert dich der Fall nicht?«
»Red keinen Stuss.«
»Wir sollten uns erst mal um die tote Hauptdarstellerin kümmern«, schlug Suko vor.
»Ich habe mich im Internet informiert. Sie heißt Josy Prescott, Johnny hat den Namen auch von dem Musical-Gespenst gehört.« Bill stand von meinem Stuhl auf.
»Kenne ich nicht«, sagte ich.
Auch Glenda war der Name kein Begriff. Sie war eigentlich immer auf dem Laufenden, was irgendwelche Musicals anging oder neue Theaterstücke. Diesmal konnte sie uns keinen Tipp geben.
Ich wandte mich an sie. »Sagst du Sir James Bescheid?«
»Geht klar.« Sie wandte sich an Bill. »Und wie geht es deinem Sohn jetzt?«
Der Reporter lachte. »Es geht ihm gut, das kann ich dir sagen. Er wollte sogar mit, aber das lassen wir mal lieber.«
»Finde ich auch.«
Wenig später waren wir unterwegs, und der Sonnenschein hatte für mich etwas an Glanz
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