1584 - Agent an drei Fronten
gehörte nach der Einschätzung des Wahl-Arkoniden Fulgen zu den Neutralen, auch wenn hier ausschließlich Aras beschäftigt waren. Alle Bewohner von Ascullo schienen folglich nicht in den Konflikt verwickelt zu sein.
Egenverro war noch nicht zurück. Der ITK-Mann hatte ihn am Vorabend zur Agentur Jolanthe del Hindingnas geschickt, um dort neue Informationen zu besorgen.
Der Semi-Androide konnte hier endlich einmal seine Fähigkeit der Gestaltverwandlung praktisch anwenden, denn als Ära konnte er dort schlecht auftreten, ohne für Irritationen zu sorgen. Fulgen hatte ihm aufgetragen, in der Öffentlichkeit stets seine Ära-Erscheinung mit Hornbrille zu zeigen, aber kurz vor dem Zusammentreffen mit Jolanthe del Hindingna eine neutrale Arkonidenfigur zu wählen. Über entsprechende Dokumente, die ihn als Angehörigen des ITK auswiesen, verfügte Egenverro außerdem.
Yart Fulgen scheute davor zurück, sich persönlich in die Agentur zu begeben, denn er glaubte nach wie vor daran, daß die mißtrauischen Aras und Arkoniden ihn heimlich beobachteten. Egenverro konnte auf dem Weg dorthin durch Wechsel seines Erscheinungsbilds alle Verfolger leicht abschütteln.
Der ITK-Agent legte nach dem Frühstück noch eine Pause ein und beschloß dann, bei einem Morgenspaziergang neue Ideen zu sammeln und Pläne zu schmieden. Zufrieden war er mit sich und dem bisher Erreichten nicht. Es hatte nach der Ankunft auf Ascullo alles sehr positiv ausgesehen. Und er hatte geglaubt, die Sache schnell in den Griff zu bekommen.
Das hatte sich als Irrtum herausgestellt.
Nichts war geschehen, was ihn näher an die beiden verfeindeten Bruderschaften gebracht hätte.
Sein Bild von der Situation auf Ascullo hatte sich zwar verdichtet, aber etwas Entscheidendes war nicht geschehen.
Die Übergriffe und Angriffe von beiden Seiten waren Tagesgespräch.
In den Medien überschlugen sich die Berichte ohne Pause, aber selbst das trug nicht dazu bei, klare Fronten abzustecken. Die Auseinandersetzungen reichten von heimtückischen Anschlägen bis zu offenen Straßenschlachten, wobei keine Seite der anderen nachstand.
Die Existenz von ADA und ARKOF war ein offenes Geheimnis, auch wenn beide überwiegend aus dem Untergrund agierten. Der Anführer der Ära-Organisation, der Chefmediker und Krankenhausdirektor Surjanak, trat sogar öffentlich in Erscheinung. Wer der führende Kopf bei den Arkoniden war, lag hingegen im dunkeln.
Der Plophoser schritt durch einen trüben Morgen. Die Straßen waren leer, denn die Bewohner von Cormala scheuten die Öffentlichkeit, wo immer es ging. Man wußte nie, wo der nächste Anschlag erfolgte.
Yart Fulgen betrat ein Lokal. Eine dunkle Hütte. Eine schmierige Theke. Sieben oder acht Typen an einem Ende des Tresen, alles Aras. Und zwei Arkoniden, die miteinander tuschelten, am anderen Ende. Immerhin, sagte sich der Plophoser, hier schien noch eine gewisse Form des Nebeneinanders von Aras und Arkoniden zu existieren. „Willst du hier dumm herumstehen?" fauchte ihn eine Gestalt hinter der Theke an. Blech schimmerte an den Armen und am Oberkörper, also handelte es sich um einen Roboter, auch wenn der Kopf der eines alten Aras war. „Oder verträgst du nichts am frühen Morgen?"
„Laß ihn in Ruhe!" ertönte eine schleimige Stimme aus einer dunklen Ecke. „Das ist mein Freund Rensor, ein Professor.
Was er trinkt, geht auf meine Kosten."
Der Plophoser blickte sich um. Woher kannte hier jemand seinen Namen?
An seine Seite schob sich der Typ mit der schleimigen Stimme. Er war alt, klein und hutzlig. Aber humanoid. „Sie nennen mich hier Nojengenja", pfiff er und schob ein kratzendes Röcheln hinterher. „Nojengenja, den allwissenden Scheich."
Gelächter brandete auf. „Scheich?" rief einer der Aras. „Du bist und bleibst der Schleicher! Wir kennen dich doch."
Nojengenja schien die abfällige Bemerkung nicht zu stören. „Was möchtest du trinken, Rensor?" fragte er. „Einen Fruchtsaft", antwortete Fulgen. „Woher kennst du meinen Namen? Und was willst du von mir?"
Der Kleine bestellte und bezahlte sofort. „Ich werde dir Rede und Antwort stehen, wenn du mir eine einzige Frage beantwortest."
„Und die lautet?"
„Komm mit!" Er winkte den Plophoser in die dunkle Ecke, aus der er gekommen war. Mehrere Vorhange teilten kleine Nischen vom Hauptraum ab. Fulgen ging zögernd mit und beobachtete, wie die Aras und die Arkoniden jeder seiner Bewegungen mit ihren Blicken folgten. „Ich werde für das bezahlt, was
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