1609 - Shaos Rachetour
es!«
Er lachte wieder kurz und scharf. Dann reagierte er. Er bewegte seinen rechten Arm, und die Hand griff unter seine Kleidung.
Nicht mal eine Sekunde später hatte er das lange Messer hervorgeholt und riss den Arm wieder hoch, um die Waffe auf Shao zu schleudern.
***
Suko und ich hatten die Wohnung verlassen und hielten uns in einem Flur auf, der um diese Zeit menschenleer war.
Von Shao sahen wir nichts, auch von einem anderen Mieter nicht. Es herrschte die normale abendliche Stille, die uns trügerisch vorkam.
Wir hatten darüber gesprochen, nach unten zu fahren, um uns auch vor dem Haus umzuschauen, und dabei blieb es auch. Beide standen wir unter einer gewissen Spannung, als wir uns in die Kabine quetschten. Es war und blieb alles normal. Aber niemand von uns fühlte sich wie immer, als wir in Richtung Erdgeschoss fuhren.
»Wir dürfen die Tiefgarage nicht vergessen, John.«
»Ich weiß.«
Mehr war zwischen uns nicht zu sagen. Zudem hatten wir das Ziel erreicht. Die Tür öffnete sich, und wir warfen einen ersten Blick in die Eingangshalle.
Es war nichts Verdächtiges zu sehen.
Zwei Mieter kamen von draußen herein. Ein Ehepaar, das eingekauft hatte, denn sie trugen bis zum Rand mit Lebensmitteln gefüllte Tüten.
Wir grüßten uns kurz, dann machten wir uns auf den Weg zum Hausmeister, der in seiner Loge saß und auf einen kleinen Bildschirm schaute. Dort lief ein Western. Da der Ton recht leise gestellt war, hörten wie nichts. Der Mann war wohl froh, aufstehen zu können, denn er verließ seine Loge und kam zu uns.
Früher hatte es noch einen fest angestellten Hausmeister gegeben. Das war jetzt nicht mehr der Fall. Den Job hatte eine Firma übernommen, und da wechselten sich die Bewacher wöchentlich ab.
Wir waren bekannt. Der Mann in seiner Uniform nickte uns zu und lächelte uns an.
»Wollten Sie zu mir?«
»Ja, das hatten wir vor«, erklärte Suko.
»Gut. Und womit kann ich Ihnen helfen?«
Ich überließ Suko das Feld. Schließlich war es Shao, die wir suchten.
»Sie wissen möglicherweise, dass ich nicht allein lebe, sondern mit meiner Partnerin, die…«
»Ja, das ist die hübsche Chinesin mit den langen lackschwarzen Haaren. Eine tolle Frau.«
»Genau die. Und um sie geht es auch. Kann es sein, dass sie in der letzten Viertelstunde hier bei Ihnen vorbei gekommen ist, um das Haus zu verlassen?«
Der Mann musste nicht lange überlegen. Er schüttelte den Kopf und sagte spontan: »Nein, das ist nicht der Fall.«
»Sind Sie sicher?«
»Sehr sogar.« Er lachte. »Ihre Freundin wäre mir bestimmt aufgefallen, das können Sie mir glauben.«
»Und Sie haben immer an Ihrem Platz gesessen?«
Er drehte den Kopf und schaute in seine Loge hinein. »Ja, das habe ich. Ich bin ein Western-Fan. Ich lasse mir keinen Film entgehe. Aber ich habe auch ein Auge darauf, wer kommt und wer das Haus verlässt. Da war Ihre Freundin nicht dabei.«
»Danke, das wollte ich wissen.«
»Ist noch etwas?«
Diesmal sprach ich. »Ja, ich möchte gern wissen, ob Sie in der letzten Zeit Männer gesehen haben, die nicht hier wohnen oder nicht hierher gehören.«
Er hob die Schultern. »Hm, wen meinen Sie denn? Denken Sie da an besondere Personen?«
»Ja, an Japaner.«
Der Mann blies die Wangen auf. »Nein, Sir, nein. Da fragen Sie mich was, was ich nicht beantworten kann. Es sind mir keine fremden Personen mehr aufgefallen.«
Damit gab ich mich nicht zufrieden »Draußen vielleicht?«
»Das ist nicht mein Revier.«
»Stimmt. Aber kann es nicht sein, dass Sie mal frische Luft schnappen wollten?«
»Heute noch nicht.«
»Schade. Jedenfalls vielen Dank.«
Der Mann zögerte damit, wieder zurück in seine Kabine zu gehen. Er druckste auch herum, bis er schließlich fragte: »Muss ich mir Sorgen machen?«
»Warum?«
»Weil Sie derartige Fragen gestellt haben. Die sind doch nicht normal, finde ich.«
Ich lächelte etwas kantig. »Das kann schon sein, aber was ist schon normal? Jedenfalls geht es uns um Japaner, die hier im Haus waren, und die haben Sie wohl nicht gesehen.«
»So ist es. Kann es denn sein, dass sie sich noch hier im Haus aufhalten?«
»Möglich. Aber das sollte Sie nicht stören.« Ich drehte mich um und war froh, dass der Portier oder Hausmeister wieder zurück in seine Loge ging, um den Film zu schauen.
»Und?«, fragte Suko. »Sind wir einen Schritt weiter gekommen?«
»Kann sein. Dann müssen wir davon ausgehen, dass sie noch im Haus stecken.«
»Oder draußen warten.«
Ich hob
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