1662 - Der Engelfresser
sich auf ihre perfekte Tarnung. So war es ungeheuer schwer, sie zu finden.
Diese Aufgabe hatte sich Justine Cavallo gestellt. Eigentlich konnte es ihr als Vampirin egal sein, dass diese Wesen durch die Gegend liefen. Es wäre auch so gewesen, wenn es nicht diesen Dracula II gegeben hätte. Eine Gestalt, die Justine gehasst hatte wie sonst nichts auf der Welt. Jetzt gab es den Supervampir nicht mehr, zwei Handgranaten hatten ihn zerfetzt, aber die Cavallo wollte ihm den postmortalen Triumph nicht gönnen, und deshalb war sie unterwegs, um auch sein Erbe zu vernichten. Nichts, aber auch gar nichts sollte mehr an ihn erinnern. Es war auch für die Cavallo schwer gewesen, ihnen auf die Spur zu kommen. Dabei lag ein Vorteil auf ihrer Seite. Es war die entfernte Verwandtschaft zwischen ihnen. Justine konnte sie auf eine gewisse Entfernung wittern, und das war hier geschehen. Sie ging davon aus, dass sich die Blutsauger nicht nur in London aufhielten, sondern sich überall auf der Erde verteilten. Aber diese Stadt war ein besonderer Anziehungspunkt, denn hier lebte der Mensch, der diesen Supervampir umgebracht hatte.
Eigentlich hätte sich John Sinclair selbst um die Gestalten kümmern können, doch da war der Hass der Cavallo auf Mallmann, der sie auf die Piste trieb. Zudem hasste sie es, wenn man ihr Konkurrenz machte, denn auch sie ernährte sich vom Blut der Menschen. Die beiden Vampire hier zu entdecken, das war ihr großer Erfolg gewesen, und den würde sie sich auch nicht nehmen lassen, das stand fest. Vernichten, so schnell es ging, aber sie musste auch einsehen, dass sie nicht schnell genug gewesen war. Die beiden dunkel gekleideten Gestalten hatten ein Opfer gefunden. Sie hatten den Flüchtigen gestellt und ihn in die Nähe eines Gebüschs geschleppt, wo sie sich über ihn hermachten.
Als Blutsaugerin sah Justine in der Dunkelheit besser als normale Menschen. Auch jetzt war ihr Blick nicht getrübt. Sie bekam mit, dass sich die beiden Halbvampire ihr Opfer zurechtgelegt hatten. Sie hatten auch noch mit ihm gesprochen. Wortfetzen waren an die Ohren der Cavallo gedrungen, die sich der Gruppe jetzt näherte. Sie bewegte sich so leise wie möglich, denn sie wollte die beiden auf keinen Fall warnen. Sie waren so damit beschäftigt, das Blut ihres Opfers zu trinken, dass sie für nichts anderes Augen hatten. Auch Justine nahm den Blutgeruch wahr, er machte sie kribbelig und erinnerte sie wieder daran, wovon sie sich ernährte. Nur anders als ihre beiden Feinde.
Die letzten Meter hatte sie geduckt zurückgelegt. Jetzt war sie nur noch zwei Schritte von den Halbvampiren entfernt.
Justine wollte auf eine gewisse Weise fair sein und machte sich durch ein Zischen bemerkbar.
Das mussten die Halbvampire gehört haben, wenn sie nicht eben taub waren. Sie kümmerten sich nicht darum und dachten an nichts anderes, als das Blut zu trinken. Genau die Tour vermasselte ihnen Justine und griff sie ohne Vorwarnung an…
***
Justine Cavallo besaß Kräfte, von denen ein normaler Mensch nur träumen konnte. Der hätte sich vielleicht einen nach dem anderen geschnappt. Das brauchte die Cavallo nicht. Sie, griff mit beiden Händen zu und schlug ihre Finger wie Fangeisen in den Nacken der Blutschlürfer.
Dann lachte sie auf, riss sie in die Höhe und schleuderte sie in verschiedene Richtungen weg. Dumpfe Aufschläge zeugten davon, dass sie auf den Boden geschlagen waren und dort zunächst liegen blieben, ohne etwas zu unternehmen. Sie mussten ihre Überraschung erst überwinden. Das kam der Vampirin entgegen. Sie konnte sich aussuchen, bei wem sie begann. Justine entschied-sich für den, der links von ihr lag und beinahe gegen einen Baumstamm geprallt wäre. Bis dahin hatte er es nicht geschafft, er war kurz davor liegen geblieben. Jetzt war er dabei, sich in die Höhe zu stemmen. Bis auf die Knie hatte er es schon geschafft. Dabei schüttelte er den Kopf und knurrte wie ein Hund. Justine schlenderte langsam näher. Sie wollte es spannend machen, denn das hier war ihr Spiel. So blieb sie dicht hinter dem Halbvampir stehen und lachte leise. Er hatte das Frauenlachen gehört, sprang auf und bekam einen Schlag ins Gesicht, der ihm den Kiefer brach und bis an den Baumstamm zurückschleuderte. Dort wurde er zu einer Puppe, die es nicht schaffte, ihre Glieder kontrolliert zu bewegen. Er rutschte am Stamm hinab und fiel zusammen. Justine war sofort bei ihm. Sie reagierte völlig emotionslos. Mit einem kräftigen Schwung riss sie den Mann
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