1662 - Der Engelfresser
in die Höhe, präsentierte ihr Vampirgebiss und legte ihre Hände dann gegen seine Wangen.
»Du bist tot!«, sagte sie..
Danach war ein Knacken zu hören, als der Kopf ruckartig bewegt wurde. Justine ließ die Gestalt los, die zu Boden sackte und nicht wieder aufstehen würde, denn das Brechen des Genicks war für die Halbvampire tödlich.
»So ist das nun mal«, kommentierte sie, »du hättest dich nicht mit Mallmann einlassen sollen.«
Sie drehte sich um, denn sie wusste genau, dass sich in ihrem Rücken etwas tat. Es gab noch den zweiten Typen, und der hatte sich längst wieder gefangen. Er kam auf sie zu. Er lief geduckt, in seiner rechten Hand hielt er das Messer mit der dünnen Klinge.
»Na, komm her…« Justine lockte ihn lachend. Sie lachte sogar noch, als er dicht bei ihr war und es kaum möglich war, der Waffe auszuweichen.
Das hatte Justine auch gar nicht vor. Sie drehte sich nur etwas zur Seite, und das Messer traf sie in der rechten Brust. Durch die Wucht drang es sogar tief in den Körper ein. Der Halbvampir ließ den Griff los. Aus seinem Mund mit den blutverschmierten Lippen drang ein unartikulierter Laut. Er wartete darauf, dass die Blonde vor ihm zusammenbrach, was sie nicht tat. Sie blieb stehen, deutete ein Kopfschütteln an, um danach den Griff der Waffe zu umklammern, die sie dann langsam und beinahe schon genussvoll aus ihrem Körper zog.
»Na…?«
Der Halbvampir stand nur da und glotzte. Er öffnete seine Augen noch weiter; als er die beiden spitzen Blutzähne im Oberkiefer der Blonden sah.
»Du bist«, sagte er, »du bist…«
»Ja, ich bin!«, erwiderte die Cavallo und stieß zu.
Das scharfe Messer rammte in die linke Brustseite des Halbvampirs - und traf das Herz. Als ob ihr das nicht reichen würde, drehte Justine auch ihm den Hals um. Als sie das Knacken vernommen hatte, ließ sie ihn fallen.
Doch Justines Aufgabe war noch nicht erledigt. Da gab es noch das Opfer der beiden Halbvampire, und das wollte sich die Cavallo genau ansehen. Sie ging dorthin, wo er lag, und schaute sich um, ob keine weiteren Störenfriede in der Nähe waren, aber da gab es nichts zu sehen.
Vor dem Mann kniete sie sich nieder. Licht brauchte sie nicht. Auch im Dunkeln sah sie die beiden Wunden an den Halsseiten und erkannte schnell, dass es keine Bisswunden waren, wie sie ein normaler Vampir hinterließ. Für sie waren die Wunden der Beweis, dass hier Halbvampire am Werk gewesen waren. Der Mann hatte viel Blut verloren. Justine hätte sich nicht gewundert, wenn der Mann tot gewesen wäre.
Das war er nicht.
Er röchelte, aber die Cavallo stellte schnell fest, dass er nicht überleben würde, und sie selbst spürte den Drang nach frischem. Menschenblut in sich. Sie musste sich zwar nicht jeden Tag sättigen, aber zu lange wollte sie auch nicht ohne Nahrung sein. Der Mann blutete noch.
Und die Cavallo hatte keine Scheu davor, sich weit nach vorn zu beugen und das aus der Wunde quellende Blut zu lecken und danach zu trinken. Sie hatte sich zuerst die rechte Halsseite vorgenommen. Danach war die linke an der Reihe. Auch an ihr konnte sie sich laben, und als sie sich aufrichtete und mit dem Handrücken über die Lippen fuhr, lebte der Mann nicht mehr. Aber er war nicht durch den Biss eines normalen Vampirs gestorben. Deshalb war er auch nicht zu einem Wiedergänger geworden. Gestorben wäre er sowieso, so brauchte sie auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wobei das Wort Gewissen in ihrem Repertoire nicht vorhanden war.
Das war erledigt. Sie hatte ihre Pflicht getan. Zwei Halbvampire weniger. Darauf konnte sie stolz sein, aber sie hatte auch lange nach ihnen suchen müssen. Justine wusste, dass es ein Versteck gab, aber von dessen Lage kannte sie nicht mal die ungefähre Richtung. Sie drehte sich um. In dieser Nacht hatte sie genug geleistet, andere Nächte würden folgen.
Die Drehung schaffte sie. Mehr jedoch nicht. Denn wie vom Himmel gefallen oder wie aus der Hölle gestiegen stand vor ihr eine mächtige Gestalt…
***
Es war für die Cavallo eine völlig neue Situation. Sie erlebte keinen Angststoß, aber sie spürte plötzlich, dass diese Gestalt, dieser Fremde, ihr überlegen war. Von ihm ging etwas aus, das sie vorsichtig werden ließ.
Gesehen hatte sie den Mann noch nie. Er war ein Mensch, aber so wie er lief eormalerweise niemand herum.
Ein nackter Oberkörper, eine helle Hose und ein blauweißes Licht, das ihn umhüllte. Hinter seinem Rücken zeichneten sich Gebilde ab, die an große
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