1753 - Die Crypers
müssen, daß wir keine üblen Absichten hatten.
Die Frage war nur, ob er uns eine Möglichkeit dazu einräumen würde.
„Wo geht der Weg hin?" fragte Ronald Tekener wenig später den Kommandanten der NIKKEN.
„Das wirst du sehen, wenn wir ankommen", antwortete Coram-Till schroff, ohne ihn anzusehen.
„Was du nicht weißt, kannst du auch nicht verraten."
„Ein Schiff mit unseren Freunden an Bord wird auf uns warten", versetzte Tek unerschüttert. „Im Malaya-System."
„Sollen sie warten", sagte Coram-Till ruppig. „Bestimmt werden sie ohne euch auskommen können." Er wandte den Kopf und starrte mich mit grimmiger Miene an. „Oder seid ihr unersetzlich? Ich könnte euch sehr leicht das Gegenteil beweisen!"
„Wir machen uns Sorgen um unsere Freunde, das ist alles", warf ich so gelassen wie möglich ein.
Coram-Till schwankte in Laune und Haltung. Mal war er freundlich, halbwegs freundlich, mal angespannt und voller Mißtrauen. Er hatte zweifellos sehr viel Mut, wie seine letzten Aktionen bewiesen hatten, aber ihm saß die Angst im Nacken. Er mußte sehr vorsichtig sein, bei allem, was er tat. Wenn die Hamamesch den Rebellen zu fassen bekamen, war es nicht nur um ihn allein geschehen, sondern auch um einen der wirksamsten Zweige der Widerstandsbewegung gegen die Hamamesch.
„Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen", sagte Coram-Till und machte eine herrische Geste.
„Und jetzt Schluß mit dem Gerede!"
Wir waren in seiner Hand, wir mußten uns fügen ...
2.
Wir wurden in eine Kabine geführt und dort eingeschlossen. Man gab uns Nahrung und Getränke sowie eine Möglichkeit, ein paar Stunden zu schlafen. Als wir nach dieser Ruhepause wieder geweckt wurden, recht ruppig und unfreundlich, wurden wir abermals durch die Gänge und Korridore der NIKKEN geführt.
Was Coram-Till vorhatte, war bald klar. Er wechselte das Schiff. Die NIKKEN war bei seinen Gegnern hinlänglich als das Flaggschiff seiner Rebellen bekannt und zudem sehr auffällig.
Wahrscheinlich hatte Coram-Till vor, die NIKKEN einen sicheren Standort außerhalb von Hirdobaan aufsuchen zu lassen und für den weiteren Flug ein Schiff zu verwenden, das weniger stark ins Auge sprang.
Als wir zu diesem Schiff hinüberwechselten, konnte ich die Schrift auf der Außenwand lesen.
MAGGON hieß dieser 500-Meter-Raumer, wie einer unserer Bewacher sagte. Er war in jeder Beziehung unauffälliger als die NIKKEN, die kurz nach dem Wechsel beschleunigte und in der Schwärze des Alls untertauchte.
Ronald Tekener zwinkerte rasch. „Er will sich irgendwo unerkannt einschleichen", sagte er leise. „Deshalb der Tausch der Schiffe."
Ich nickte, denn ich war zum gleichen Ergebnis gekommen. Allerdings fragte ich mich, warum Coram-Till darauf bestand, Tek und mich mitzunehmen; immerhin mußte er befürchten, daß wir ihn bei der erstbesten Gelegenheit an die Hamamesch verrieten, allein schon, um unsere Freiheit wiederzugewinnen.
Es kann sein Plan sein, euch auf diese Weise in Versuchung zu führen!
Nicht ungeschickt, wenn es stimmte. Coram-Till schien ein gerissener Bursche zu sein. Um so besser für uns, wenn wir ihn als Verbündeten gewinnen konnten. Denn Freunde und Partner brauchten wir.
Was wir mit den sogenannten Imprint-Outlaws inzwischen erlebt hatten, gab für phantasievolle Gemüter wenigstens eine schwache Ahnung von den Zuständen, die in der Milchstraße herrschen mußten. Millionen, wahrscheinlich sogar Milliarden von Galaktikern, die durch die Sucht an die Grenze des Wahnsinns getrieben wurden; die in einem nicht abreißenden Strom nach Hirdobaan drängten, um dort ihren Drang zu befriedigen; willens und bereit, zwei Galaxien auf den Kopf zu stellen, nur um in den Besitz der für sie kostbaren Waren zu kommen. All das war nach den vorliegenden Informationen den Hamamesch zuzuschreiben, die unsere Milchstraße ebenso wie Magellän mit ihren Waren überschwemmt hatten.
Dabei fragte sich allerdings, in welchem Ausmaß die Hamamesch von diesen Machenschaften wirklich wußten und ob sie nicht ebenso zu den Opfern eines schurkischen Plans gehörten, den eine hinter ihnen stehende Macht ausgebrütet und in Szene gesetzt hatte.
Die Hamamesch, die wir bisher angetroffen hatten, hatten durchaus glaubwürdig behauptet, von all diesen Dingen nicht die geringste Kenntnis zu haben. Es war aber fraglich, ob sie uns dabei helfen würden oder auch nur konnten, die Urheber dieses Anschlags ausfindig zu machen und ihnen das Handwerk zu legen.
Wenn
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