Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1771 - Im Taumel der Nacht

1771 - Im Taumel der Nacht

Titel: 1771 - Im Taumel der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich jeden Moment zurückziehen, was er nicht schaffte, denn dagegen hatte die Heilige etwas.
    Jane hörte sie flüstern. Was sie sagte, verstand sie nicht, und sie wollte auch nicht stören, deshalb schlich sie sich näher heran und blieb in einer gewissen Entfernung stehen.
    Von dieser Stelle aus hatte sie den perfekten Überblick. Niemand schickte sie weg, sie sah jede Einzelheit und hörte vor allen Dingen die Stimme der Heiligen.
    Es war nicht zu verstehen, was sie sagte, die Worte wurden in einer Sprache gesprochen, die Jane Collins unbekannt war.
    Nicht aber dem Nackten.
    Er litt. Er stand zwar noch auf dem Fleck, doch es war ihm anzusehen, dass er am liebsten verschwunden wäre. Nur konnte er nicht weg. Die Worte bannten ihn auf die Stelle. Für ihn musste es wie böser Zauber sein, der immer tiefer in ihn eindrang, denn sein Stöhnen nahm an Lautstärke zu.
    Er schüttelte den Kopf. Schweiß, der aussah wie Öl, rann über sein Gesicht und verwandelte die Haut in eine glatte und glänzende Fläche.
    Es ging ihm schlecht und mit der Zeit auch immer schlechter. Er wollte etwas sagen, aber er lallte nur noch, und Serena hörte nicht auf zu sprechen.
    Fantastisch!, dachte Jane, das ist einfach unglaublich, ich fasse es nicht.
    Sie schaute weiterhin zu, und sie wusste mit einem Mal, dass es hier nur einen Sieger geben konnte, das war Serena, die eine Kraft und Macht einsetzte, von der Jane bisher noch nichts gehört hatte. Sie konnte durch Reden vernichten, denn Jane glaubte nicht, dass sich die nackte Gestalt noch erholen würde.
    Jetzt fiel der Nackte auf die Knie. Seine Beine trugen das Gewicht nicht mehr. Er sackte mit dem Oberkörper nach vorn, aber er fiel nicht der Länge nach auf den Boden, sondern konnte sich im letzten Moment noch fangen.
    Serena hörte nicht auf zu reden. Sie erinnerte an eine Zauberpriesterin, als sie sich nach vorn beugte und auch weiterhin auf die nackte Gestalt einsprach.
    Der Angreifer versuchte es trotzdem. Er hob den rechten Arm, als wollte er etwas abwehren. Aber es war nur eine hilflose Geste. Der Arm sackte wieder nach unten. Zugleich verlor er seinen Halt und kippte zur Seite.
    Auf dem Boden blieb er kraftlos liegen. Er tat nichts mehr, er konnte nichts mehr tun. Er hob seinen Kopf noch an, und Jane gelang dabei ein Blick in sein Gesicht.
    War das noch ein Gesicht?
    Diese Frage musste sie sich stellen. Es war ein Gesicht, aber es hatte sich verändert. Die Wangen waren eingefallen, die Haut sah dunkler aus und schien dicht vor dem Platzen zu stehen. Der Mund stand offen. Kehlige Laute drangen hervor, dann schlug der Nackte mit seinen Armen um sich, drosch gegen die Erde, riss den Kopf noch mal hoch, stieß einen Jammerlaut aus, sackte danach zusammen und blieb starr liegen.
    »Er wird keinem mehr gefährlich werden«, sagte Serena und drehte sich um.
    Ohne einen weiteren Kommentar abzugeben, ging sie ins Haus.
    Jane wusste nicht, was sie mit dieser Reaktion anfangen sollte, sie ging ihr aber nicht nach, sondern blieb zunächst noch draußen. Sie fühlte sich verunsichert. Sie sah den Nackten halb auf dem Weg und halb im Garten liegen. Nichts an ihm bewegte sich, so sehr sie auch hinschaute, und erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, dass dieser Angreifer nicht mehr lebte.
    Serena hatte ihn getötet. Aber nicht mit einem Messer oder einer Pistole, sie hatte ihn allein durch ihre Worte umgebracht.
    Gewissermaßen totgesprochen...
    Jane Collins musste tief durchatmen, um sich damit anfreunden zu können. Alles war anders geworden. Sie hatte das Gefühl, jemand hätte ein neues Kapitel im Fach des Schicksals aufgeschlagen. Wer war diese Person, die so etwas schaffte?
    Darauf konnte Jane keine Antwort geben. Aber sie gab zu, dass es immer wieder etwas Neues gab, das sie überraschte. Man lernte nie aus, man bekam immer...
    Ihre Gedanken stockten, denn sie hatte etwas bemerkt. Es hing mit dem Toten zusammen. Dessen Körper blieb nicht mehr so, wie er war. Er ging in den Zustand der Auflösung über, und das war ein weiteres Phänomen, mit dem sie fertig werden musste.
    Eine Schicht wie Öl breitete sich unter der Gestalt aus und verteilte sich. Aber nur für einen Moment, dann geriet die Flüssigkeit in eine Drehbewegung und bildete dabei so etwas wie einen Trichter, der aussah, als würde er mit seiner Spitze in die Erde ragen, was nicht der Fall war, das stellte Jane bald fest. Es war eine optische Täuschung.
    Die Gestalt verschwand. Aber sie hatte noch eine Botschaft für die

Weitere Kostenlose Bücher