1818 - Altar der Teuflischen
mich.«
»Wieso das?«
»Weil du gesehen haben willst, dass die Figuren leben oder so ähnlich.«
»Na ja, so darfst du das nicht sehen. Von einem normalen Leben kann man da nicht sprechen. Aber da war etwas in ihnen, das ich als Leben bezeichnen möchte.«
»Gut und was?«
»Ihre Augen, Johnny. Sie waren nicht tot. Sie lebten. In ihnen sahen wir das Licht.«
»Ach, ehrlich?«
»Ja. Die Augen haben sich mit einem hellen Licht gefüllt. Wir sahen es sogar aus einer gewissen Entfernung, als wir die Tür erreichten. In ihren Augen hat sich etwas getan. Sie waren voll mit diesem anderen Licht, das gelblich für uns aussah, aber nicht von einer Taschenlampe stammte.«
Johnny hatte zugehört. Er sagte auch jetzt nichts und schaute Tim Doherty nur an.
»Jetzt lachst du mich aus – oder?«
Johnny schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich das? Jeder hat schon mal etwas Eigenartiges erlebt …«
»Ja, und das habe ich nicht geträumt.«
»Das glaube ich dir.«
»Und ich war nicht allein. Clint O’Malley hat es auch gesehen. Das hat uns ganz schön geschockt. Ich habe mir ja nicht gewünscht, dass so etwas passiert. Wir wollten ja ganz andere Dinge unternehmen, wie zu diesen Steinen fahren, aber es ist nun mal passiert, und ich bin wie vor den Kopf geschlagen.«
»Das kann ich mir denken.«
»Glaubst du denn, dass es mir passiert ist? Oder uns?«
»Ja, warum nicht?«
»Finde ich toll. Andere hätten uns ausgelacht. Und ich bin froh, dass ich dich jetzt an meiner Seite habe. Ich weiß ja, dass du auch schon Dinge erlebt hast, die nicht so leicht zu erklären sind.«
»Eher meine Eltern.«
»Ja, ja, aber der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sagt man doch. Oder irre ich mich?«
»Nein, aber was willst du, Tim?«
»Das ist ganz einfach.« Tims Stimme hatte wieder einen festen Klang bekommen. »Ich möchte, dass du uns dabei hilfst, das Rätsel zu lösen …«
***
Jetzt war es heraus, und es hatte Tim schon einiges an Überwindung gekostet, denn so gut kannte er Johnny auch nicht. Der ließ sich nichts anmerken. Er hockte ruhig auf seinem Stuhl und nickte nach einer Weile, bevor er sagte: »So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht.«
»Wieso?«
»Das habe ich gemerkt, als du angekommen bist. Ich spürte, dass du ein Problem hast.«
Tim lachte verlegen. »Da hast du schon recht, aber ich wusste nicht, wie ich es loswerden sollte.«
Johnny grinste. »Jetzt bist du es ja los.«
»Hoffentlich. Hast du dich denn schon entschieden? Machst du mit oder nicht?«
»Was denkst du denn?«
Tim wiegte den Kopf. »Wie ich dich kenne, wirst du wohl mit dabei sein.«
»Ja, das bin ich auch.«
»Sehr gut.«
»Aber nimm dir nicht zu viel vor«, warnte Johnny. »Ich kann dir auch nicht sagen, ob das alles stimmt, was du gesagt hast. Es kann auch sein, dass du dich geirrt hast.«
»Glaube ich nicht.«
»Wir werden sehen.« Johnny klopfte auf seinen rechten Oberschenkel. »Wie geht es weiter? Hast du einen Plan?«
»Ja.«
»Das hört sich schon mal gut an.«
»Ich denke, dass wir Clint O’Malley noch mit ins Boot nehmen. Er war in der Nacht schließlich mit dabei.«
»Gut, ich habe nichts dagegen.«
»Dann hole ich ihn.«
»Moment, wo wohnt er denn?«
»Nicht sehr nah.«
»Gut, dann können wir meinen Wagen nehmen, ich habe mir am Flughafen einen kleinen Opel Corsa gemietet.«
»Stark.« Tim Doherty atmete auf. Er sah viel besser aus als noch vor einer halben Stunde. Es war ihm anzusehen, dass es bergauf ging. Er freute sich, denn er hatte jemanden gefunden, auf den er sich verlassen konnte.
Sie traten aus der Haustür ins Freie – und spürten sofort den scharfen Ostwind, der in ihre Gesichter stach. Der Winter zeigte sein eisiges Gesicht, und das sollte noch länger andauern.
Auf dem Dach des Autos hatte sich eine dünne graue Schicht aus Eis gebildet. Zum Glück waren die Scheiben frei. Die beiden stiegen ein.
»Und du sagst mir den Weg.«
Tim nickte. »Mach ich.«
Johnny startete den Corsa, der sofort ansprang. Ab ging die Fahrt, die Johnny sich anders vorgestellt hatte, ebenso wie den Verlauf des Tages.
Aber das passte jetzt wieder, denn er war ein Conolly. Wie sagte sein Vater noch?
»Wer ein Conolly ist, der ist nicht zu beneiden«, hatte sein Vater Bill immer erklärt. Johnny hatte das nie so richtig wahrhaben wollen, doch jetzt dachte er anders darüber.
Auch er geriet in diesen Strom hinein, was seiner Mutter nun ganz und gar nicht gefiel. Er hoffte ja immer noch, dass sich die
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