183 - Die Hexe und die Bestie
Kern?«
»Tony!« Das war Mr. Silver.
Ich machte auf den Hacken kehrt und begab mich zu ihm. Er war im Bad, sein breiter Rücken nahm mir die Sicht. Jetzt trat er zur Seite - und ich mußte erkennen, daß wir zu spät gekommen waren.
Mein Job bringt es mit sich, daß ich immer wieder mit Leichen konfrontiert werde. Wieder einmal krampfte sich mein Magen zusammen. Daran kann man sich einfach nicht gewöhnen.
»Sieht nach Sobbar aus«, stellte Mr. Silver fest.
Der Teufels-Alligator hatte grauenvoll gewütet.
***
Cruv platzte fast vor Wut. Verdammt, er hatte sich von Vera Grey hereinlegen lassen. Die ganze Terroristengeschichte war erfunden, das hatte sie inzwischen zugegeben.
»Ich wollte dich aus dem Weg haben, deshalb lockte ich dich hierher!« gestand das schwarzhaarige Mädchen freimütig.
»Ich nehme an, du heißt nicht Vera Grey«, knirschte Cruv.
Sie lachte. »Erraten.«
»Wie ist dein richtiger Name?« wollte der Gnom von der Prä-Welt Coor wissen.
»Amphibia!« antwortete das Mädchen stolz.
Cruv fiel es wie Schuppen von den Augen. Das pechschwarze Haar, dieser eigenartige Name…
»Du kamst gestern abend aus einem Teich, auf einem Alligator.«
»Das war mein Freund Sobbar. Du bist bestens im Bilde«, lobte die Dämonin.
Cruv hielt seinen Stock in beiden Händen, seine Rechte umschloß den Silberknauf. Wenn er ihn drehte, schnellten unten drei Metallspitzen heraus, dann stand ihm ein magischer Dreizack zur Verfügung.
Damit konnte er die Dämonin unter Umständen töten. Er mußte nur sehr schnell sein und ihr schwarzes Herz treffen.
»Ist Sobbar auch hier?« fragte Cruv. »Er hat anderweitig zu tun.«
»Was führst du gegen Tucker Peckinpah im Schilde?«
Amphibia lächelte. »Das möchte ich dir nicht verraten.«
»Und was hast du mit mir vor?«
»Das erfährst du jetzt gleich«, antwortete die Dämonin.
Cruv wollte handeln, er drehte den Silberknauf. Klick! Die magischen Spitzen des Dreizacks rasteten ein, doch er kam nicht mehr dazu, zuzustechen.
Amphibia schien mit einem Angriff gerechnet zu haben. Sie setzte eine starke Magie frei, die sich wie ein hauchdünner Teppich unter Cruvs Füße schob, ihn lähmte und hochhob.
Er war bei vollem Bewußtsein, konnte aber nichts verhindern.
Der Teppich trug ihn fort und schleuderte ihn in einen der Öfen.
Rrrums! Die Tür flog zu. Dunkelheit umfing den Gnom. Ein scharfer Blick von Amphibia, eine herrische Handbewegung - und in dem alten Ofen, der schon lange ausgedient hatte, brannte plötzlich wieder ein Feuer.
Einst war darin Eisen geschmolzen -und nun sollte die enorme Hitze Cruv das Leben nehmen.
Nach wie vor konnte sich der Gnom nicht bewegen. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Amphibia hatte sich ein grausames Ende für ihn ausgedacht.
***
Nach vier Stunden wurde Tucker Peckinpah unruhig. Cruv war noch nie so lange weggeblieben, ohne zwischendurch mal anzurufen. Der Industrielle setzte eine Menge Hebel in Verbindung.
Er rief auch uns an, doch wir erkannten die Zusammenhänge noch nicht.
Mr. Silver meinte sogar, er sehe keinen Grund, sich um den Gnom zu sorgen, der Kleine sei mutig und clever und könne sich selbst aus nahezu jeder Patsche ziehen.
Aber die Augen des Ex-Dämons verrieten mir, daß er anders dachte. Er wollte lediglich unsere Unruhe nicht schüren.
Unsere Bemühungen, etwas über den Verbleib des Gnoms zu erfahren, blieben erfolglos.
Noch glaubte Mr. Silver, witzig sein zu dürfen. »Er wird doch nicht in einen Gully gestürzt sein.«
»Laß das!« wies ich den Ex-Dämon zurecht. »Die Sache kann ernster sein, als du wahrhaben willst.«
Vicky fragte: »Könnt ihr denn gar nichts unternehmen?«
»Wir haben bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft«, antwortete ich düster.
***
Sobbar hatte zum erstenmal Menschenblut geschmeckt, und nun war er nicht mehr zu halten. Selbst Amphibia hätte ihm weitere Morde kaum verbieten können.
Der Killer war auf den »Geschmack« gekommen!
Er brach eine massive feuerhemmende Tür auf und gelangte in die unteren Regionen eines Hallenbades. Hungrig, mit mordlüsternem Blick, kroch der Teufels-Alligator über den gerippten Fliesenboden.
Nebenan befand sich die große Heizanlage, die jahrein, jahraus lief. Die Zeiten, wo die Leute in einer »Eisgrube« badeten, gehörten der Vergangenheit an.
Heute legte der Badegast Wert auf Komfort und auf eine konstante Wassertemperatur von 28 Grad Celsius.
Sobbar kroch den schmalen Gang entlang. Ein Rammstoß mit der Schnauze, und
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