1847 - Schiff der verlorenen Seelen
wenig.«
»Genau, deshalb ist der Segler wichtiger.«
Da waren wir uns einig. Aber wir mussten erst mal herausfinden, ob es ihn wirklich gab und ob es kein Hirngespinst war. Manchmal kann man von Glück sagen, dass es Ämter gibt. So auch in unserem Fall, denn ich ließ mich mit dem Seeamt verbinden, um herauszufinden, ob ein solches Schiff von Norwegen kommend angesagt war.
Das herauszufinden war nicht einfach. Ich wurde erst mal hin und her verbunden, bis ich den richtigen Mitarbeiter am Draht hatte, der auch Bescheid wusste.
»He, mal wieder Scotland Yard, freut mich.«
»Wie schön, dass es Sie freut. Hatten Sie schon öfter mit uns zu tun?«
»Hin und wieder. Womit kann ich Ihnen denn diesmal helfen?«
»Es geht um ein Schiff, das von Norwegen kommend nach England unterwegs ist. Es ist ein Segelschiff.«
»Was?«
»Ja. Sie haben richtig gehört.«
»Das ist selten. Abgesehen von einigen Kreuzfahrern sind nicht viele Segler unterwegs. Zudem nicht um diese Jahreszeit und in diesen Gewässern.«
»Da gibt es wohl eine Ausnahme.«
»Sicher.«
»Und jetzt meine Bitte«, sagte ich, »können Sie herausfinden, welchen Kurs das Schiff genau nimmt und wann es eventuell in London einläuft oder zumindest die Themsemündung erreicht? Es wäre für uns sehr wichtig.«
»Sie meinen für Scotland Yard?«
»Ja.«
Er wurde neugierig. »Gehen Sie davon aus, dass auf dem Segler Drogen geschmuggelt werden?«
»Nein, es sind andere Gründe, und wir werden den Kapitän anfunken.«
»Verstehe. Sie können nichts sagen. Kann ich Sie denn zurückrufen?«
»Können Sie.« Er bekam meine Telefonnummer und ich teilte ihm noch mit, dass der Segler Oslo verlassen hatte.
»Danke, das ist gut.«
Suko schaute mich an, ich ihn. Dann nickten wir beide zur gleichen Zeit und mussten lachen.
Er fragte mich: »Hast du dir denn schon Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht?«
»Wir werden uns bestimmt mit dem Kapitän in Verbindung setzen können. Da werden wir einiges erfahren, was die Ladung angeht, hoffe ich.«
Suko streckte seine Beine aus. »Und was könnte das für eine Ladung sein, die der Segler transportiert?«
Ich lächelte. »Ich denke dabei an Nachschub.«
»Kann sein.« Sukos Augen verengten sich. »Du glaubst also, dass es sich bei dem Nachschub um Ghouls handeln könnte?«
Ich zuckte mit den Schultern.
Er kannte mich lange genug und wusste, dass ich bei dieser Geste nichts ausschloss.
»Ghouls aus Norwegen«, sagte ich schließlich.
»Ja, es gibt sie überall. Und es hört sich auch irgendwie schon ein wenig exotisch an.«
»Das allerdings.«
Ich spürte in meinem Innern das Kribbeln. Es tritt immer dann ein, wenn ich spürte, dass etwas im Busch war. Noch saßen wir hier im Büro, aber ich war davon überzeugt, dass wir jetzt schon einen Schritt weiter gekommen waren.
Ich wartete auf den Rückruf des Mannes, der im Seeamt arbeitete. Er konnte auch nicht hexen, deshalb fasste ich mich in Geduld, und das brauchte ich nicht mal lange.
Der Mann, der Konning hieß, meldete sich wieder.
»Mister Sinclair, ich kann Ihnen eine gute Nachricht übermitteln.«
»Das freut mich.«
»Es ist tatsächlich ein Frachtsegler unterwegs. Von Oslo nach London.«
»Wann wird das Schiff denn eintreffen?«
»Am späten Abend oder in der frühen Nacht. Leider also in der Dunkelheit. Ich weiß nicht, ob man dann schon mit dem Löschen der Ladung beginnt. Kann aber sein.«
»Und es ist ein Segler?«
»Das ist er in der Tat. Ich habe mich auch gewundert. Ansonsten ist alles normal bei ihm.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie können mit ihm in Verbindung treten. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer. Da erreichen Sie den Kapitän. Er heißt Arne Rundberg.«
»Danke. Gibt es sonst noch was Wichtiges?«
»Nein.«
»Gut, dann bedanke ich mich bei Ihnen. Wenn Sie mir jetzt die Telefonverbindung durchgeben könnten?«
»Natürlich. Das hätte ich beinahe vergessen.«
Ich erhielt die Infos und bedankte mich. So, das Schiff hatten wir ausfindig gemacht. Ich schaute Suko an und sagte: »Weißt du, was ich jetzt mache?«
»Nein.«
»Ich rufe Jane Collins an und gebe ihr Bescheid, dass wir einen Schritt weiter gekommen sind.«
»Tu das. Aber sei nicht zu optimistisch. Noch haben wir nichts erreicht.«
»Mal schauen.«
Die Detektivin schien neben dem Telefon gewartet zu haben, denn sie hob sofort ab.
»Ich bin es.«
»Super, John. Und?«
Ich berichtete ihr, und sie war froh, als sie hörte, dass alles so stimmte, wie
Weitere Kostenlose Bücher