188 - Der Rattenkönig
zufrieden sein.
Er schob den Colt wieder in den Hosenbund. Bevor er das Reihenhaus verließ, drehte er sich noch kurz um, dann drängte es ihn auf die Straße hinaus.
Er öffnete vorsichtig die Haustür und spähte nach allen Seiten. Unbemerkt ging er zu seinem Wagen. Er zwang sich zu einem gemäßigten Tempo, als hätte er ein reines Gewissen, stieg in sein Auto und fuhr los.
Aber als er um die dritte Ecke bog, zog sich seine Kopfhaut jäh zusammen. Bevor er Dexter Conrads Haus verlassen hatte, hatte er kurz zurückgeschaut, und jetzt erst wurde ihm bewußt, daß sich der Freund bewegt hatte!
»Er lebt noch!« stieß Jesse Dickinson hervor. »Du hast schon wieder nur halbe Arbeit geleistet!«
Er kehrte um, ließ den Wagen hinter einer Hausecke stehen und stieg aus. Als er um die Ecke bog, sah er D.C., der wie schwer betrunken aus dem Haus torkelte.
Eine Frau schob ihren Kinderwagen auf Dexter Conrad zu. Als sie sah, daß der Mann blutete und schwer verletzt war, schrie sie so laut, daß Conrads Nachbarn auf die Straße kamen.
D.C. fiel einem kräftigen Mann in die Arme. »Einen Krankenwagen!« schrie dieser und ließ den Angeschossenen zu Boden gleiten.
Während sich immer mehr Menschen um D.C. versammelten, zog sich Jesse Dickinson beunruhigt zurück. Verflucht noch mal, warum ging in letzter Zeit überhaupt nichts mehr glatt?
D.C. war für ihn zum echten Problem geworden. Dexter Conrad war ein Prüfstein. Wenn er an ihm scheiterte, konnte er sein Testament machen, dann war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert.
»Er muß sterben!« knirschte Jesse Dickinson. »Sonst bin ich dran!«
***
Die Parasiten fraßen sich durch die unsichtbaren Käfigwände, und Tucker Peckinpah trat wie verrückt um sich. Immer wieder war dieses häßliche Knirschen zu hören, doch lange würde sich der Industrielle nicht mehr halten können.
Sein schütteres Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er keuchte geplagt, die Kraft verließ ihn allmählich. Er wankte, doch Nalphegar kannte keine Gnade.
Peckinpahs verzweifelte Hoffnung, Nalphegar würde nur grausam mit ihm spielen und ihn letztlich doch begnadigen, schwand mehr und mehr.
Er würde diesen Kelch bis zur bitteren Neige leeren müssen!
Und Nalphegar ergötzte sich an diesem Schauspiel. Wie auch immer sie aussahen, wo auch immer sie lebten, diese Schwarzblütler hatten eines gemeinsam: ihre grausame Härte!
Mitleid war ein Wort, das sie nicht kannten.
Hinter Nalphegar erschien jemand. Der Gehörnte drehte sich aggressiv um, er wollte jetzt nicht gestört werden. Er hob seine Krallenklauen und stieß ein böses Knurren aus.
Der andere trat trotzdem furchtlos näher - ein großer, schlanker Mann mit markanten Zügen: Morron Kull. Der Dämon machte beschwichtigende Handbewegungen. Zwischen seinen Fingern leuchtete es violett. Seine Fäuste waren magisch geladen. Er hätte Nalphegar damit arg zusetzen können.
Das schien dieser zu wissen, denn er beruhigte sich rasch und gab sich friedlich.
Obwohl Kull nicht zur Höllenelite gehörte, war er mit Vorsicht zu genießen. Er sah, was Nalphegar mit Tucker Peckinpah vorhatte, und hieß es nicht gut, aber mit dieser Kritik verärgerte er den Gehörnten.
Nalphegar forderte ihn auf, zu gehen und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Doch Morron Kull rührte sich nicht von der Stelle.
Er fürchtete Nalphegar, dieses kraftstrotzende Monster, nicht, denn was Nalphegar an Muskelkraft besaß, wog Morron Kull mit einer wirksameren Magie auf.
Ein Kampf zwischen den beiden hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einem Sieg Morron Kulls geendet, deshalb ließ es Nalphegar nicht darauf ankommen.
Der Dämon ging auf den zerfressenen Käfig zu und streute violettes Korn aus, das in seiner Hand entstanden war. Die Parasiten stürzten sich gierig darauf.
Tucker Peckinpah war ihnen nicht mehr wichtig. Sie fraßen das Korn mit der ihnen eigenen widerlichen Gier, verfärbten sich und trugen Morron Kulls violette Magie in sich.
Der Dämon hatte nun Gewalt über sie. Er hätte sie gegen Nalphegar einsetzen können, doch er tat es nicht, sondern befahl ihnen, sich zurückzuziehen.
Sie krochen zwischen Steine, unter Pflanzen und in Erdrisse. Innerhalb weniger Augenblicke waren sie nicht mehr zu sehen. Aber sie waren nach wie vor da. Ein einziger Befehl hätte genügt, sie wieder zum Vorschein zu bringen.
In Nalphegar brodelte die Wut. Morron Kull sah es am starken Glühen der Augen, doch auch damit konnte ihn
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