1891 - Das Mädchen Siebenton
zwei als Daumen zu gebrauchen waren.
Als der Hangar mit Luft geflutet war, streifte Bzeebzee den Schutzanzug ab. Darunter trug sie nichts als ihre schwarze Lederhaut und eine Art Hosenrock, der die Geschlechtsteile verdeckte und Taschen für unverzichtbare Utensilien aufwies. Er wurde von zwei Trägergurten gehalten, an denen sich mehrere Karabinerhaken für weitere Ausrüstungsgegenstände befanden.
„Folge mir", sagte sie dann zu Siebenton und hüpfte auf ein Schott zu, das sich vor ihr öffnete.
Dahinter lag ein blitzsauberer Gang mit Türen auf beiden Seiten. Die meisten waren geschlossen. Wo sie offenstanden, sah Siebenton Caliguren auf ihren Ruhelagern oder vor irgendwelchen Kontrollen.
Es gab weitere Schotte, weitere Gänge. Dann ein Antigravschacht, eine gewundene Rampe. Am Ende blinkte es rund um ein Schott am Ende des Ganges gelb auf, und als Bzeebzee mit Siebenton hindurchtrat, befanden sie sich in der Zentrale des Raumschiffs.
Etwa ein Dutzend Caliguren blickten ihnen entgegen. Einer mit einem roten Band um den kurzen Hals trat ihnen entgegen und begrüßte Siebenton förmlich.
„Ich bin Tseekz", stellte er sich vor, „der Kommandant dieses Schiffes, der CZACZYK. Wir haben dich von Seevenor geborgen, Siebenton, und damit unseren Teil der Abmachung erfüllt. Auf der nächsten Welt, die wir anfliegen, werden wir dich und unseren Auftraggeber absetzen. Von dort aus wird es euch leichtfallen, eine Passage nach Wolkenort zu bekommen. So lange fühle dich als unser Gast. Wir hoffen, daß dir der Aufenthalt auf der CZACZYK so angenehm wie möglich werden wird."
Er redete seltsam - einerseits war er ausgesucht höflich und nett, andererseits schien er es aber nicht abwarten zu können, daß sie wieder von Bord ging.
Also stimmte es doch, daß die Caliguren keine anderen Wesen an Bord ihrer Schiffe duldeten.
„Euer Auftraggeber ...?" fragte sie.
„Du kennst ihn. Er wartet auf dich. Bzeebzee wird dich jetzt zu ihm führen. Du mußt viel für ihn bedeuten, wenn er einen solchen Preis dafür bezahlt hat, dich aufzufinden, Siebenton."
„Ja", antwortete sie, „das muß ich wohl."
Aber warum?
*
Walyon hatte sich nicht verändert. Er sah noch immer so aus wie vor den neun Jahren, die zwischen ihren beiden Begegnungen lagen. Seine Augen leuchteten vielleicht noch etwas stärker als damals, und das Gesicht war etwas ernster geworden. Das konnte aber auch an den Umständen liegen.
Er hätte sich Siebentons Bericht angehört und erschüttert geschwiegen. Für sie war es anfangs eine Qual gewesen, noch einmal die grausamen Details des Überfalls au schildern. Dann aber, fast von jedem Wort zum anderen, war es wie eine Befreiung gewesen, sich das Schreckliche von der Seele zu reden. Und nun, als sie damit fertig war, hatte sie Hunger.
Walyon reichte ihr eine bereitstehende Schüssel mit einem dünnen Brei und einem Trinkrohr darin. Er selbst aß nichts, sondern wartete schweigend, bis sie fertig war und die völlig geleerte Schüssel zurückstellte.
Sie saßen sich in der Kabine gegenüber, die er bewohnte. Caliguren waren nicht zugegen, aber vielleicht beobachteten sie sie über verborgene Kameras.
„Ich danke dir", sagte Siebenton. Sie fühlte sich auch körperlich besser. Walyons Gegenwart kam dazu.
Sie begriff, daß sie sich insgeheim die ganze Zeit über danach gesehnt hatte, ihn wiederzusehen. Und nun hatte er sie gerettet. „Ich danke dir für alles, Walyon. Aber ich verstehe nicht, weshalb du mich gesucht - und offenbar eine Menge Geld dafür bezahlt hast."
Er lächelte schwach.
„Erstens handle ich im Auftrag der Priesterschaft, der ich inzwischen als Shaogen-Hüter angehöre, und zweitens hat es mich kein Geld gekostet, Tseekz für die Suche nach dir zu gewinnen, sondern nur einige kleine Gefälligkeiten. Die Caliguren sind nicht nur unsere besten Techniker, sondern auch gerissene und gewiefte Händler. Sie leben in Clans. Jeder Clan hat mindestens ein Raumschiff, manche besitzen zehn Stück und mehr.
Es sind fliegende Konstruktions-Werkstätten, in denen praktisch jeder technische Auftrag flugs erledigt wird vorausgesetzt, die Sache ist machbar und der Auftraggeber kann zahlen. Beides traf auf das zu, was ich Tseekz anzubieten hatte, als er mit seiner CZACZYK auf Wolkenort landete. Die CZACZYK ist sein einziges Schiff, seine Existenz. Und die haben wir ihm auf mindestens ein Jahr hinaus gesichert. Er wird sich über Arbeit nicht zu beklagen haben."
„Und das alles für
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