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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Prozess überhaupt begonnen hat, aber -«
    »Nicht Peter«, sagte Lacy leise. »Sie verurteilen mich.«
    Jordan nickte.
    »Er hat das nicht getan, weil wir ihn so erzogen haben, wie wir
    ihn erzogen haben. Er hat es trotzdem getan«, sagte Lacy. »Sie haben ein Baby, nicht?«
    »Ja. Sam.«
    »Was, wenn er sich so entwickelt, wie sie es nie für möglich gehalten hätten?«
    »Lacy -«
    »Zum Beispiel wenn Sam Ihnen sagt, er ist schwul?«
    Jordan zuckte die Achseln. »Na und?«
    »Und wenn er zum Islam übertreten würde?«
    »Das ist seine Entscheidung.«
    »Was, wenn er zum Selbstmordattentäter würde?«
    Jordan zögerte. »Über so was möchte ich wirklich nicht nachdenken, Lacy.«
    »Nein«, sagte sie und wandte sich ihm zu. »Das wollte ich auch nicht.«
    Philip O'Shea und Ed McCabe waren fast zwei Jahre ein Paar gewesen. Patrick betrachtete die Fotos auf dem Kaminsims: die beiden Männer Arm in Arm vor einer malerischen Bergkulisse, den Niagarafällen, dem Eiffelturm. »Wir sind viel gereist«, sagte Philip, während er Patrick ein Glas Eistee reichte. »Für Ed war es manchmal leichter, unterwegs zu sein, als hier zu bleiben.«
    »Warum?«
    Philip zuckte die Achseln. Er war ein großer schlanker Mann mit Sommersprossen, die deutlicher zu sehen waren, wenn sich sein Gesicht vor Rührung rötete. »Ed hatte nicht allen erzählt, dass er schwul ist. Und ehrlich gesagt, in einer Kleinstadt irgendwas geheim zu halten ist ziemlich stressig.«
    »Mr. O'Shea -«
    »Philip. Bitte.«
    Patrick nickte. »Hat Ed Ihnen gegenüber je Peter Houghton erwähnt?«
    »Er hat ihn unterrichtet.«
    »Ja. Ich meine ... na ja, hat er sonst noch was erzählt?«
    Philip führte ihn auf eine Veranda mit Korbsesseln.
    »Ed hat mit Peter geredet«, sagte Philip. »Das heißt, er hat's zumindest versucht.«
    »Worüber?«
    »Dass er ein bisschen verloren wirkte, glaube ich. Teenager wollen immer irgendwo dazugehören. Suchen sich einen Freundeskreis, eine Clique«, sagte er. »Ed meinte, Peter hätte versucht, in der Schwulenszene Fuß zu fassen.«
    »Dann hat Peter mit Ed darüber gesprochen, dass er schwul ist?«
    »Oh nein. Ed hat Peter angesprochen. Wir wissen selbst alle noch gut, wie es war, als wir in seinem Alter waren und verstehen wollten, was an uns anders ist. Wie groß die Angst ist, ein anderer Schwuler könnte versuchen, dich anzumachen und deine Tarnung auffliegen lassen.«
    »Denken Sie, Peter hatte Angst, Ed würde seine Tarnung auffliegen lassen?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Warum nicht?«
    Philip lächelte Patrick an. »Haben Sie schon mal was vom Schwulenradar gehört?«
    Patrick zögerte. »Ich kann mir was drunter vorstellen.«
    »Man erkennt Schwule und Lesben nicht an irgendwelchen deutlichen Merkmalen, man lernt, auf kleine Anzeichen zu achten, bestimmte Verhaltensweisen, Blicke. Irgendwann hat man ein gutes Gespür dafür, ob jemand schwul ist oder dich bloß anstarrt, weil du schwul bist.«
    Philip lachte, als er Patricks beunruhigte Miene sah. »Keine Angst. Bei Ihnen bin ich mir sicher, dass Sie für die andere Mannschaft spielen.« Er sah Patrick an. »Genau wie Peter Houghton.«
    »Ich versteh nicht...«
    »Peter war vielleicht verunsichert, was seine Sexualität anging, aber für Ed war die Sache glasklar«, sagte Philip. »Der Junge ist hetero.«
    Peter kam gereizt in den Besprechungsraum gefegt. »Wieso waren Sie so lange nicht hier?«
    Jordan blickte von seinem Notizblock auf. Er bemerkte ganz nebenbei, dass Peter kräftiger wirkte, muskulöser. »Ich war beschäftigt.«
    »Schön für Sie, ich bin hier immer nur allein.«
    »Ja, und ich reiß mir den Arsch auf, damit das nicht ewig so bleibt«, konterte Jordan. »Setz dich.«
    Peter ließ sich verdrossen auf einen Stuhl fallen. »Und wenn ich heute mal keinen Bock hab, mit Ihnen zu reden?«
    »Peter, hör auf mit dem Quatsch, damit ich meine Arbeit machen kann.«
    »Ihre Arbeit ist mir scheißegal.«
    »Das sollte sie aber nicht«, sagte Jordan. »Schließlich bist du der Nutznießer.« Wenn das vorbei ist, dachte Jordan, werde ich entweder geteert und gefedert oder heiliggesprochen. »Ich hab ein paar Fragen zu dem Sprengstoff«, sagte er. »Wo kriegt man so
    was?«
    »Bei www.rums.com«, antwortete Peter.
    Jordan starrte ihn wortlos an.
    »Na ja, ist gar nicht so abwegig«, sagte Peter. »Ich meine, schließlich findet man im Internet jede Menge Rezepte für Molo-towcocktails.«
    »Aber in der Schule wurden keine Molotowcocktails

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