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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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und er hatte die Klasse verlassen, um Peter aufzuhalten. Laut den Schulunterlagen hatte Peter in der Zehnten bei McCabe Mathe gehabt und recht gute Noten bekommen. Niemand konnte sich erinnern, dass er in dem Jahr nicht mit McCabe klargekommen wäre. Die meisten Mitschüler hatten sich nicht mal erinnern können, dass Peter überhaupt in dem Kurs gewesen war.
    »Mehr weiß ich wirklich nicht«, sagte Joan. »Vielleicht fällt Philip ja noch was ein.«
    »Ihr Mann?«
    Joan blickte auf. »Nein. Eds Partner.«
    Patrick lehnte sich zurück. »Partner. Sie meinen -«
    »Ed war schwul«, sagte Joan.
    Das könnte wichtig sein. Patrick musste in Betracht ziehen, dass Ed McCabe doch nicht einfach nur Pech gehabt hatte, sondern vielleicht sogar der eigentliche Grund für Peters Amoklauf gewesen war.
    »An der Schule wusste das keiner«, sagte Joan. »Ich glaube, er hatte Angst vor negativen Reaktionen. Er hat allen erzählt, Philip wäre ein alter Freund aus Collegezeiten.«
    Ein weiteres Opfer - eines, das überlebt hatte - war Natalie Zlenko. Sie war in die Leber getroffen worden. Patrick meinte, ihren Namen auf der Liste der Schwulen- und Lesbengruppe an der Sterling High gesehen zu haben. Sie war eine der Ersten gewesen, auf die geschossen worden war; McCabe einer der Letzten.
    Vielleicht war Peter Houghton homophob.
    Patrick reichte Joan seine Karte. »Ich würde mich gern mal mit Philip unterhalten«, sagte er.
    Lacy Houghton stellte eine Kanne Tee vor Selena auf den Tisch. »Ich hab keine Milch. Ich wollte welche kaufen, aber...« Ihre Stimme verlor sich.
    »Ich bin froh, dass Sie bereit sind, mit mir zu sprechen«, sagte Selena rasch. »Alles, was Sie mir erzählen, könnte für Peters Verteidigung hilfreich sein.«
    Lacy nickte. »Was möchten Sie wissen?«
    »Fangen wir ganz von vorn an. Wo ist er geboren?«
    »Im Dartmouth-Hitchcock Medical Center«, sagte Lacy.
    »Normale Entbindung?«
    »Ja. Keine Komplikationen.« Sie lächelte ein wenig. »Ich bin jeden Tag drei Meilen zu Fuß gegangen, als ich schwanger war. Lewis dachte schon, ich würde das Kind noch bei irgendwem in der Einfahrt zur Welt bringen.«
    »Haben Sie ihn gestillt? Hatte er einen guten Appetit?«
    »Ja«, sagte Lacy matt. »Ja. Ich hab ihn gestillt. Er war ein gesundes Kind. Kleiner als andere in seinem Alter, aber weder Lewis noch ich sind besonders groß.«
    »Wie war seine soziale Entwicklung als Kind?«
    »Er hatte nicht viele Freunde«, sagte Lacy. »Anders als Joey.«
    »Joey?«
    »Peters älterer Bruder. Peter ist ein Jahr jünger und wesentlich stiller. Er wurde gehänselt, weil er so klein war und weil er nicht so gut in Sport war wie Joey...«
    »Wie ist Peters Verhältnis zu Joey?«
    Lacy sah nach unten auf ihre Hände.
    »Joey ist vor einem Jahr gestorben. Bei einem Autounfall. Der Fahrer war betrunken.«
    Selena hörte auf zu schreiben. »Das tut mir leid.«
    »Ja«, sagte Lacy.
    Selena lehnte sich etwas in ihrem Sessel zurück. Sie dachte an Sam, der noch geschlafen hatte, als sie heute Morgen aus dem Haus ging. In der Nacht hatte Sam beim Strampeln eine Socke verloren. Seine Zehen waren rund wie frische Erbsen, und sie musste sich beherrschen, nicht ständig seine Karamellhaut zu küssen.
    Sie wandte sich wieder an Lacy. »Hat Peter sich gut mit Joey verstanden?«
    »Oh, Peter hat seinen großen Bruder vergöttert.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«
    Lacy zuckte die Achseln. »Das war nicht nötig. Er war bei jedem Footballspiel von Joey und hat genauso laut gejubelt wie wir alle. Als er auf die Highschool kam, hat jeder große Erwartungen in ihn gesetzt, weil er Joeys kleiner Bruder war.«
    »Wie hat Peter auf Joeys Tod reagiert?«
    »Er war am Boden zerstört, genau wie wir. Er hat viel geweint. War oft auf seinem Zimmer.«
    »Hat sich Ihre Beziehung zu Peter nach Joeys Tod verändert?«
    »Ich glaube, sie ist intensiver geworden«, sagte Lacy. »Ich war so verzweifelt. Peter ... war eine Stütze für uns.«
    »Hatte er auch jemanden, der für ihn eine Stütze war? Hatte er intime Beziehungen?«
    »Sie meinen mit Mädchen?«
    »Oder Jungs«, sagte Selena.
    »Er war noch in diesem schwierigen Alter. Ich weiß, dass er ein paar Mädchen gefragt hat, ob sie mit ihm ausgehen wollen, aber daraus ist nie was geworden.«
    »Wie war Peter in der Schule?«
    »Er war kein Einser-Schüler wie sein Bruder«, sagte Lacy, »aber er hat sein Bestes gegeben, und wir haben ihn immer darin bestärkt.«
    »Hatte er irgendwelche

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